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Zentralrat weist „rufmordähnliche Kampagne“ zurück

Foto: Nurhan Soykan, Facebook

Berlin (KNA/iz). Nach Kritik an der Berufung der Muslima Nurhan Soykan in ein Team von Religionsvertretern hatte das Auswärtige Amt das Projekt „Religion und Außenpolitik“ am 29. Juli zunächst auf Eis gelegt.

Die Arbeit soll danach solange ruhen, bis es eine breite Unterstützung aus Politik und Gesellschaft für das Projekt gebe. Man nehme die Kritik sehr ernst. Soykan war unter anderem vorgeworfen worden, sich nicht klar genug von Antisemitismus und Islamismus zu distanzieren.

Das Auswärtige Amt will mit dem Projekt „Religion und Außenpolitik“ nach eigenen Angaben Religionsgemeinschaften und ihren möglichen Einfluss auf Gesellschaft und Politik besser verstehen. Auch soll das konstruktive Friedenspotenzial der Gemeinschaften mithilfe eines globalen Netzwerks von Religionsvertretern gestärkt werden.

Neben Soykan berief das Auswärtige Amt dazu zuletzt den angehenden Rabbiner Markus Feldhake sowie den evangelisch-freikirchlichen Pastor Peter Jörgensen. Im vergangenen Jahr war der katholische Pater Nikodemus Schnabel als erster Religionsvertreter für das Projekt tätig gewesen.

Schnabel äußerte sich ebenfalls über Twitter: Er hoffe nicht, dass „die wichtige Arbeit des Referats“ eingestellt werde. 84 Prozent der Menschheit bekennten sich zur Religion. „Hier geht es um außenpolitisches Schwarzbrot“, so Schnabel.

Kritik von muslimischer Seite an Entscheidung
In einer Pressemitteilung von Donnerstag, den 30. Juli, bedauerte der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) die Entscheidung, das Projekt ruhen zu lassen. Diese sei die Folge von „persönlichen Attacken“ gegen die stellvertretende ZMD-Vorsitzende (hier mehr zu den Vorwürfen gegen Nurhan Soykan). Es handle sich dabei um eine „rufmordähnliche Kampagne“, die „politisch motiviert“ und „ehrverletzend“ sei. Man weise diese aufs Schärfste zurück und verurteile diese „Einschüchterungsversuche“.

„Dass eine Schmutzkampagne diesem integrativen, dem inneren Frieden dienenden und auf Stärkung unserer demokratischen Strukturen ausgelegten Ansinnen vorerst ein Ende bereitet, macht uns sehr betroffen.“ Der Zentralrat kündigte an, mit seinen Gremien, anderen muslimischen Gemeinschaften sowie Partnern in Politik und Gesellschaft, wie „angesichts dieser ständigen Diskreditierungen gegenüber muslimischen Vertretungen“ gehandelt werden könne.

Bereits am 27. Juli verteidigte die Deutsche Muslim Liga e.V., die älteste muslimische Vereinigung Deutschland, gegen „haltlose Vorwürfe“. „Die unsäglichen Angriffe aus den Reihen der üblichen Verdächtigen sind ein weiterer bösartiger und verleumderischer Angriff auf Vertreter des organisierten Islam in Deutschland“, erklärte der DML-Vorsitzende, Belal El-Mogadeddi.

„Anerkannte muslimische Persönlichkeiten, wie in diesem Fall die Juristin Frau Nurhan Soykan, welche sich seit Jahren nachweislich proaktiv im interreligiösen Dialog und für das friedliche und gleichberechtigte Miteinander der Menschen in Deutschland einsetzt“, sollen nach Ansicht der DML e.V. mit Verleumdungen und böswilligen Unterstellungen bewusst diskreditiert und gesellschaftliche ausgegrenzt werden.