130 Tote nach Luftangriff auf Gefängnis im Jemen

Foto: Ibrahem Qasim - Own work, CC BY-SA 4.0

Sanaa (dpa). Bei dem Luftangriff auf ein als Gefängnis genutztes Gebäude im kriegszerrütteten Jemen sind am Wochenende möglicherweise bis zu 130 Gefangene ums Leben gekommen – und damit weit mehr als bislang angenommen. In dem Gebäude in Dhamar im Südwesten des Landes seien etwa 170 Menschen gefangen gehalten worden, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (ICRC) am Sonntagabend mit. 40 von ihnen seien bei dem Angriff verletzt worden, die übrigen 130 vermutlich tot. Zuvor hatten die Huthi-Rebellen gemeldet, bei dem Angriff auf das Gebäude seien mindestens 60 von ihnen gefangengehaltene Menschen getötet worden.
Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die gegen die Huthis im Jemen kämpft, bestätigte einen Angriff in Dhamar. Die Attacke habe ein Lager für Drohnen und Raketen getroffen, hieß es in einer Mitteilung der Koalition. Der Angriff sei in Einklang mit internationalem Recht erfolgt.
Die Koalition bekämpft seit 2015 die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. Diese hatten zuvor große Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht.
Augenzeugen berichteten, Kampfflugzeuge hätten etwa acht Angriffe auf das Gebäude geflogen. Ein Sprecher des Gefangenenkomitees der Huthis sagte, der saudischen Koalition sei bekannt gewesen, dass in dem Gebäude Gefangene festgehalten wurden. Das ICRC erinnerte nach dem Angriff vom Sonntag eindringlich daran, dass nach Kriegsregeln nur militärische Personen und Einrichtungen Angriffsziele sein dürfen. Mitarbeiter des ICRC hatten in der Vergangenheit das Gefängnis inspiziert, um die Bedingungen zu überprüfen.