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Bundesregierung: Humanitäre Lage in Afghanistan ist dramatisch

Foto: Bundeswehr, Marc Tessensohn, via flickr

Berlin (KNA/iz). In Afghanistan sind nach Angaben der Bundesregierung über 24 Millionen Menschen und damit 60 Prozent der Bevölkerung von Hunger bedroht und auf humanitäre Hilfe angewiesen. Grund dafür sei eine starke Dürre verbunden mit den Folgen der Corona-Pandemie, sagte laut einer Bundestagsmitteilung vom Donnerstag ein Vertreter des Auswärtigen Amtes im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.

Die Machtergreifung der Taliban im August 2021 verschärfe die Lage. Mit großer Sorge beobachte die Bundesregierung zudem das Erstarken dschihadistischer und terroristischer Gruppierungen. Die Not und Perspektivlosigkeit der Menschen erleichtere es ihnen, neue Anhänger zu rekrutieren, sagte der Regierungsvertreter demnach im Gespräch mit den Abgeordneten. Die Zahl der Anschläge steige. Erst in der vergangenen Woche verübten Terroristen eine blutige Attacke auf eine Jungenschule in Kabul.

Oft reklamiere die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) solche Taten für sich, häufig richteten sich die Anschläge gegen Angehörige der schiitischen Minderheit der Hasara. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen habe sich auch der Migrationsdruck in Richtung Iran erhöht, hieß es weiter. Weil die meisten afghanischen Flüchtlinge die Grenze zum Nachbarland illegal überquerten, lasse sich die genaue Zahl aber nur schwer genau beziffern. Nach iranischen Angaben seien seit August 2021 mehr als 800.000 Menschen nach Iran geflohen, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) gehe von 300.000 Flüchtlingen aus, erklärte der Regierungsvertreter.

Die Bundesregierung arbeitet den Angaben zufolge auch weiter daran, Schutzbedürftige außer Landes zu bringen. Demnach seien bislang 19.000 frühere afghanische Ortskräfte, die unter anderem für die Bundeswehr und andere deutsche Institutionen gearbeitet hatten, nach Deutschland geholt worden. Insgesamt seien etwa 30.000 Afghaninnen und Afghanen als Ortskräfte für Deutschland im Einsatz gewesen und daher besonders bedroht.