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Wandel bei der Jugend: Viele wollen nicht mehr als „migrantisch“ gesehen werden

Ausgabe 323

Foto: BDMJ

(KNA). Viele junge Muslime wollen laut einer Studie nicht zuerst als migrantisch und muslimisch definiert werden. Die Befragten fühlten sich in Deutschland zu Hause, planten hierzulande ihre Zukunft, engagierten sich in der Flüchtlingshilfe, der Feuerwehr oder der Politik und empfänden zugleich Unentschlossenheit gegenüber der Bundesrepublik, fasste die Goethe-Universität Frankfurt am Montag zentrale Ergebnisse ihrer aktuellen „DITIB-Jugendstudie“ zusammen.

Die Universität untersuchte im Auftrag des Moscheeverbands die Einstellungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu lebensweltlichen und gesellschaftlichen Fragen mit Schwerpunkt Religion. Als Ergebnisse formuliert die Studie weiter: Viele Befragte hätten Diskriminierungserfahrungen gemacht, etwa in der Schule. Sie hätten ein positives Bild staatlicher Regelsysteme. In dem Moscheeverband fänden sie einen „Ersatz für die türkische Heimat ihrer Eltern und Familien“. Allerdings forderten sie mehr deutschsprachige Imame und ein stärkeres Zugehen des Verbands auf nicht-muslimische Bürger. Kopftuchzwang und Zwangsehen lehnten sie ab.

Die Studienautoren sprechen der DITIB die Fähigkeit zu, durch religiöse Grundbildung zur Stabilisierung der Persönlichkeit beizutragen und somit Integration mitzugestalten. „Es ist genau diese religiöse Matrix für lebensweltliche Orientierung, die radikalen Muslimen oft fehlt“, sagte Studienautor Harry Harun Behr. Zugleich forderte er den Moscheeverband mit Sitz in Köln auf, „kritische Reflexion als Chance für bewusstere Religion zu begreifen und nicht als Angriff auf den Glauben“.

Die Studie umfasst 185 Seiten und will Impulse für die Jugendarbeit in islamischen Gemeinden geben sowie für Politik und Bildung. Befragt wurden zwischen Mitte und Ende April 2021 junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sich als muslimisch bezeichnen, sich ehrenamtlich im Jugendverband der DITIB-Dachorganisation engagieren und hier beheimatet sind. Ausgewertet wurden Antworten von 500 Befragten.

Die Studie behandelte unter anderem: Beheimatungen, Anerkennung, Gesellschaft und Demokratie, Diskriminierung, Engagement, Lebensplanung und Zukunftsvorstellung, Liebe und Freundschaft, Religionsverständnis, Familie und Religion, religiöse Orientierung und Führung, die Wahrnehmung der DITIB, Bildungsfragen.