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COP26: Muslimische Gelehrte und Organisationen aus Großbritannien melden sich zu Wort

Foto: Islamic Relief UK

Anlässlich der gerade abgeschlossenen UN-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow haben sich führende muslimische Gelehrte und Organisationen aus Großbritannien zum Gipfel und Klimagerechtigkeit zu Wort gemeldet.

Bradford/Birmingham (IFEES). Das Bewusstsein für die Schäden, die durch den vom Menschen verursachten Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt und die Umweltverschmutzung an unserem irdischen Zuhause entstanden sind, wächst. Es besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass wir durch unseren Missbrauch der natürlichen Welt unser eigenes Überleben bedrohen. Wir müssen jetzt handeln, wenn wir sicherstellen wollen, dass wir künftigen Generationen eine lebenswerte Erde hinterlassen, und uns vom Qur’an und der Sunna leiten lassen, die uns den Weg weisen.

„Unheil ist auf dem Festland und im Meer erschienen wegen dessen, was die Hände der Menschen erworben haben, damit Er sie einiges von dem kosten lässt, was sie getan haben, auf dass sie umkehren mögen.“ (Ar-Rum, Sure 30, 41)

Während wir über die Fülle auf der Erde nachdenken, hungern viele Angehörige der menschlichen Gemeinschaft jeden Tag und leiden unter den Folgen der Verschwendungssucht der entwickelten Welt. Soll nachhaltige Entwicklung irgendeine Chance zum Funktionieren zugunsten des ärmeren Teils der Menschheit haben (mit verringertem Effekt auf ihre Ressourcen), dann müssen die Glücklicheren unter uns unsere Wirkungen auf die natürlichen Systeme der Erde reduzieren.

Unsere irdische Heimat ist ein Geschenk von Allah. Und der Prophet Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Die Welt ist süß und grün, und wahrlich, Allah hat euch zu ihren Verwaltern gemacht, und Er sieht, wie ihr euch verhaltet.“ (überliefert von Imam Muslim über Abu Sa’id Al-Khudri)

Wir folgen dem Aufruf der „Islamischen Erklärung zum globalen Klimawandel“, die 2015 in Istanbul im Vorfeld des Pariser Abkommens (COP21) veröffentlicht wurde. Außerdem erwarten wir mit Spannung die Veröffentlichung von „Al-Mizan – ein islamischer Pakt für die Erde“. Das ist eine umfassende Erklärung islamischer Grundsätze zum Schutz der natürlichen Welt, die von einer Gruppe internationaler Gelehrter mit Unterstützung des UN-Umweltprogramms erarbeitet wurde.

Wir rufen alle Muslime auf, wo immer sie sich befinden mögen, sich der Aufgabe zu stellen, die Ursachen des Klimawandels, der Umweltzerstörung und des Verlustes der biologischen Vielfalt zu bekämpfen, indem sie dem Beispiel des Propheten Mohammed folgen. Er, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, war in den Worten des Qur’an „eine Barmherzigkeit für alle Wesen“. Er verabscheute Verschwendung und Extravaganz. Seine Freundlichkeit gegenüber Tieren und sein Mitgefühl mit der natürlichen Welt ist dokumentiert.

Seine Verpflichtung zur sozialen Gerechtigkeit war unübertroffen. Er stand immer auf für die Rechte von Armen und Verletzlichen. Als Lektion von seinem Vorbild rufen wir alle Muslime dazu auf, sich mit der Frage zu beschäftigen, vor der wir nun stehen – als fester Bestandteil unseres Lebens. In Anerkennung dessen bitten wir Gelehrte sowie die Verantwortlichen für die Gebete, Moscheen und Schulen:

  • Die Lehren des Qur’an und der Hadithe über die Bewahrung von Allahs Schöpfung in ihren Lehren, Vorträgen und Predigten wieder aufleben zu lassen.
  • Dass sie diese Lehren in die Tat umsetzen, indem sie in ihren Gemeinden und Gemeinschaften nach dem Vorbild des Propheten die Verantwortung für die Erde und ein nachhaltiges Leben fördern.
  • Dass sie die ökologische Umgestaltung von Moscheen, Gemeindezentren und Räumen fördern, wo sich die Menschen treffen, sodass sie ihre Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen minimieren können.

Darüber hinaus bitten wir Politiker, Gemeinschaftsführer und Dachverbände auf:

  • Dass sie auf allen verfügbaren Plattformen ihre Stimmen für Klimapolitik erheben. Dass sie eine gerechte Umgestaltung fordern. Und dass sie für die Rechte derjenigen aufstehen, die am stärksten durch Folgen von Klimawandel betroffen sind (junge Leute, Frauen, Kinder, Arme, Flüchtlinge, Asylsuchende etc).
  • Dass sie ihren Einfluss auf lokale Einrichtungen und Behörden nutzen, damit diese Klima- und Bioversitätsziele einhalten.
  • Dass sie Mitgliedsorganisationen und Einzelpersonen ermutigen und unterstützen, die ökologische Nachhaltigkeit in alle ihre strategischen Pläne einzubeziehen (wie Überdenken des Verbrauchs von Energie, Lebensmitteln, Wasser und Abfall).
  • Dass sie mit anderen Gruppen und Einzelpersonen – ob religiös oder nicht – zusammenarbeiten, die diesem Thema verpflichtet sind.

Unsere Gedanken sind bei den Staats- und Regierungschefs, die sich zur COP26-Konferenz in Glasgow versammeln, um eine weitere Erwärmung der Erde um mehr als 1,5°C zu verhindern. Wir fordern, dies als eine Gelegenheit zu betrachten, die sie nicht verpassen dürfen, und ihr die Art von Garantien zu geben, die dieses Ziel erreichbar machen. Wir fordern sie außerdem auf, sich zu Folgendem zu verpflichten:

  • Die Zielpunkte des Pariser Abkommens (COP21) zu erreichen.
  • Sie eindeutig zu einem Ziel von null Emissionen zu bekennen.
  • Ende aller öffentlichen Mittel zur Subvention von fossilen Brennstoffen.
  • Abkehr von fossilen Brennstoffen und weitere Verpflichtung zu einer vollständigen Ökologisierung der Energiequellen.
  • Erschließung neuer und zusätzlicher Finanzierungsquellen zur Bewältigung klimabedingter Verluste und Schäden.

Möge Allah, der Allmächtige, uns Erfolg in unseren Bemühungen geben. Amin!

Unterschrieben wurde die Deklaration von: Dr. Abdul Azim Ahmed (Generalsekretär Muslim Council of Wales), Imam Qari Asim (Mosques & Imams National Advisory Board), Schaikh Abdulhaqq Bewley (Vorsitzender Britisch Board of Scholars & Imams), Dr. Muhammad Adrees (Generalsekretär Muslim Council of Scotland), Fadi Itani OBE (Geschäftsführer Muslim Charities Forum), Zara Mohamed (Generalsekretärin Muslim Council of Britain), Schaikh Dr. Umar Al Qadri (Vorsitzender irish Muslim Peace & Integration Council) sowie Kamran Shezad (Direktor Islamic Foundation for Ecology & Environmental Sciences).