(iz). Ich bin ziemlich froh darüber, dass sich in meinem Freundeskreis einer finden ließ, der pegidistische Gesinnung herausfordernd nach außen trägt, faktenresistent und zu keinem Zugeständnis bereit ist. Es ist auch gut so, denn in einem freiheitlich ausgerichteten Land wie Deutschland sehe ich es als ein hohes Gut und Glück, dass unsereiner sich frei äußern darf, ohne Gefahr zu laufen, deswegen in der Versenkung zu verschwinden.
Bei sich wiederholenden Disputen sticht doch das Unvermögen meines Gegenübers heraus, die Komplexität und Vielschichtigkeit der in der Diskussion aufgeworfenen, angeblich abendlandsislamisierenden Themen wahrzunehmen und adäquat zu behandeln.
Eines dieser Themen, die im Gespräch vorkamen und kontrovers diskutiert wurden, ist die Kriminalität der Migranten mit muslimischer Vorgeschichte. Im Reflex wird die Religionszugehörigkeit des Täters als maßgeblicher Grund herangezogen. Dass das Wort „Islam“ hierin unglücklich gewählt ist, womit dem Credo des pegidistischen Diskutanten eine Nullposition zukommt, ist evident.
Bei der Kriminalität dieser Migranten handelt sich nicht um ein importiertes Phänomen. Die Eltern der jeweiligen Kriminellen waren vielmehr vorbildliche (Kraft)bürger ohne schwarze Eintragungen. Die Betroffenen sind vielmehr hier aufgewachsen und sozialisiert. Das eingleisige Denken meines Diskutanten – der eigentlich prototypisch für die Pegida-Mitläufer steht – will zwanghaft die Rolle mancher vergesellschaftender Instanzen ausklammern, sei es das bildungsferne Milieu, das daraus resultierende schlechte Abschneiden in der Schule, Diskriminierungserfahrung, etc.
Es sind Gründe, die Gegenstand der Forschung bilden und unzählige einschlägige Literatur weiterhin hervorbringen. Kinder irakischer, afghanischer oder pakistanischer Eltern legen z.B. – und das ist statistisch dokumentierbar – hervorragende Schulleistungen an den Tag, sind bestens integriert und viel weniger kriminell. Das dürfte uns nicht verwundern, wenn wir uns die Biografie ihrer Eltern genauer anschauen, die in ihren Heimatländern ihren Bildungsweg hatten, politisch engagiert waren und aufgrund ihrer Regimekritik Asyl hier suchten. Aus denen und deren Kindern wurden/werden Kräfte, über deren Mangel man sich derzeit beklagt und dafür händeringend weltweit wirbt.
Auch das Thema der angeblichen demografischen Unterwanderung wird immer gerne als Erscheinung der angeblichen Islamisierung des Abendlands angeführt. Dass auch hierzu Halbwissen und -wahrheiten exponiert werden ist nicht von der Hand zu weisen. Man bekommt ein erschreckendes, aus dem Schlaf jagendes Szenario, ausgemalt, als würde jede muslimische Familie eine Hundertschaft Kinder in die Welt setzen. Auch beim Befund, dass eine türkische Familie im Durchschnitt 2 Kinder hat und somit nicht viel von der deutschen Familie (1,6) abweicht, stellt man sich dumm an.
Auch Zahlen des Migrationsberichts 2013 machen deutlich, dass die Zuwanderung überwiegend aus dem europäischen, nicht muslimischen Raum erfolgt. Im Gegensatz zur plakativ heraufbeschworenen Islamisierung durch den demografischen Wandel ist hingegen ein deutlicher Anstieg der Abwanderung zum Beispiel in die Türkei zu verzeichnen: 2013 gingen 7.254 Menschen mehr dahin, als von dort zuzogen. Hierzu sei festzuhalten, dass es kein konstanter Ist-Zustand ist oder für die Ewigkeit auserkorene Zahlen sind, sondern es handelt sich um einen dynamischen Vorgang und Zahlen, die unterschiedlichen Faktoren unterworfen sind. Eine statische Festlegung ist in diesem Zusammenhang schlicht und ergreifend politisch inkorrekt, sogar pure Polarisierung.
Ausländerkriminalität, Demografischer Wandel, Asylfrage, all diese und weitere panikmachende, hysterisierende Kraftwörter fallen letzten Endes floskelhaft und im selben Zuge angstgenerierend aus. Sie sind vorgeschoben und verdecken den im Großteil der Pegidisten schlummernden Geist der Fremdenfeindlichkeit, der nur seiner Entfesselung harrt, derselbe, der sich in unvergleichlicher Bestialität gegenüber vietnamesischen Asylanten 1992 offenbart hat.
Dass Letztere keine Muslime waren beziehungsweise keine subversive Islamierungsagenden im Schilde führten, dürfte uns inzwischen klar geworden sein. Man kann mir nicht weismachen, dass es sich bei Pegida um eine heterogene Gruppe handelt, deren Sorgen man ernst nehmen soll. Purer Unfug. Der Slogan, unter dem sie laufen, verrät doch ihre Gesinnung. Da frage ich mich allen Ernstes, was ein sozial Abgehängter, Rentner, Systemgegner etc. gegen den Islam, gegen die friedliche und grundgesetzkonforme Mehrheit der hierzulande lebenden Muslime hat.
Pegida ist und bleibt eine kleinbürgerliche, fremdenfeindliche Kasperle-Veranstaltung, die vom Möchtegern-Führer namens Bachmann ins Leben gerufen wurde. Dafür, dass die Bewegung rechtsgesinnte Elemente einverleibt hat, sprechen die Entpuppung des Gründers als erstklassiger Rassist und die momentane Selbstzerfleischung und Demontage. Beendet habe ich das Gespräch mit: „Auf einem Standpunkt kann man vielleicht stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen!“