Experte: Corona hat zu mehr Diskriminierung geführt

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Hannover (KNA). Die Corona-Pandemie hat nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle der Bundesregierung zu einer deutlichen Zunahme von Diskriminierungsfällen geführt. Die Zahl der Beratungsanfragen sei stark gestiegen: Bis Ende November seien mehr als 6.000 Fälle registriert worden, gegenüber 3.200 Fällen im Vergleichszeitraum 2019. Bei rassistischen Diskriminierungen habe es bis Oktober eine Zunahme von über 70 Prozent gegeben, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland am 29. Dezember. Corona habe „für die Diskriminierung einzelner Gruppen von Menschen wie ein Brandbeschleuniger gewirkt“, sagte der Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke.

Zunächst seien vor allem Menschen mit asiatischem Aussehen diskriminiert, angepöbelt und teils mit Gewalt angegangen worden, sagte Franke. „Ihnen wurde der Zugang zu Geschäften versagt mit der Bemerkung, man wolle sich nicht Corona ins Haus holen. Auch Sinti und Roma waren betroffen, deren Wohnhäuser publikumswirksam abgeriegelt wurden. Menschen mit türkischem oder arabischem Hintergrund fühlten sich unter Generalverdacht gestellt, weil einzelne Hochzeitsfeiern zu Infektionssprüngen geführt hatten.“ Das Virus unterscheide nicht zwischen Ethnien. In Krisen werde aber nach Sündenböcken gesucht.

Es habe auch eine Reihe von Anfragen wegen der Maskenpflicht gegeben, vor allem von Menschen, die wegen einer Behinderung keinen Mund-Nasen-Schutz tragen können, hieß es. Allerdings hätten sich auch „Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker wegen der Maskenpflicht als Diskriminierungsopfer stilisiert“. Es handele sich aber nicht um Diskriminierung nach dem Gesetz, wenn man das Maskentragen grundsätzlich ablehne, weil man das Virus für ungefährlich oder für den Teil einer Verschwörung halte.

Franke betonte: „Wenn Maskengegner sich mit Pseudo-Attesten ausstatten, die sie zum Beispiel aus dem Internet ausdrucken, geht das auf Kosten der Menschen mit Behinderungen, die tatsächlich Probleme haben. Die werden damit diskreditiert, weil die Wahrhaftigkeit von Attesten grundsätzlich in Frage steht.“

Bestrebungen, den Schutz von Kindern ins Grundgesetz aufzunehmen, unterstützt Franke. „Das würde den Schutz vor Diskriminierung wegen des Lebensalters stärken. Es wäre ein wichtiges Signal“, sagte er. „Manche Hotels und Restaurants, die den Zutritt oder die Beherbergung von Kindern ausschließen, bekämen vermutlich Probleme.“