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Gemeinsame Zeit ist für unsere Kinder Gold wert

Foto: coffeekai, Freepik.com

Die Familienkonstellationen ändern sich mit der Zeit immer mehr. Obwohl die klassisch-traditionelle Familienform – Mutter, Vater und Kind/er – weitestgehend dominiert, sieht man eine eine Zunahme von Haushalten aus nichtfamiliären Beziehungen. Es werden Wohngemeinschaften gegründet, nichteheliche Lebensgemeinschaften oder Paare ziehen zusammen, die kinderlos (oder dessen Kinder bereits ausgezogen) sind und es gibt Einpersonenhaushalte. Von Gül Altin

(iz). Die Vergangenheit zeigt, dass im klassischen Familienmodell sowohl die Frau auch als der Mann voll in den produktiven Arbeitsprozess eingebunden waren. Eine Einheit stellte den „Haushalt“ dar. während die andere die „Produktionseinheit“ umfasste. Demnach war die Bedeutung der Tätigkeiten beider erwachsenen Haushaltsmitglieder bedeutungsvoll. Auch wenn der erste Eindruck nach einer klassischen Arbeitsteilung geweckt wird, beziehungsweise eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung impliziert, wurden gemeinsame Tätigkeiten ausgeübt, die oftmals ineinandergegriffen waren. Beide Erwachsene waren durch die Arbeitsteilung auf die Hilfe des Anderen angewiesen.

Heute sehen wir zunehmend einen Wandel nicht nur in der Familienkonstellation, sondern auch in der Vereinbarung von Familie und Beruf. Kinder werden überwiegend fremdbetreut, um die Eltern in der Hinsicht zu entlasten, damit sie einer Beschäftigung jenseits der Familie nachgehen können. Seit dem 1. August 2013 gilt der Rechtsanspruch auf frühpädagogische Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege bereits ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Aufgrund der mangelnden Kindergartenplätze und die damit einhergehende Sorge, keinen Kitaplatz zu erhalten, geben Familien ihre Kinder immer früher ab.

Die Zeit, in der die Kinder fremd bzw. außerhalb betreut werden, leisten die Familienmitglieder einen finanziellen Beitrag für die Familie. Welche Auswirkung die zeitlich lange Fremdbetreuung auf die Heranwachsende haben können, wird hier nicht eingegangen. Auffällig ist hingegen ist folgendes: Die Zeit, die sie nicht mit ihren Liebsten verbringen konnten, möchten sie oftmals mit Materiellem ausgleichen. So ist es nicht verwunderlich, dass Kinder berufstätiger Eltern ein Überfluss an Spielzeugen oder digitalen Geräten besitzen. Ob das Bedürfnis des Kindes mit dem materiellen Gegenständen befriedigt ist, lassen wir unbeantwortet.

Viele Eltern, Großeltern und Freunde meinen es nur gut mit den Kindern und beschenken sie entsprechend. Die Nutzungsdauer eines Geschenks ist dagegen zeitlich begrenzt. Nach einer gewissen Etappe zeigt der Heranwachsende keine große Anerkennung mehr an dem, was er erhalten hat. Das Kinderspielzeug wird nun uninteressant und es liegt nur noch herum. Demnach ist der Gedankengang, dem Kind durch etwas Materiellem glücklich zu machen und damit ihre Zuneigung zu gewinnen, nicht richtig.

Das Kind ist vom Überfluss an Spielsachen überfordert und kann sich dementsprechend nicht auf ein Spiel konzentrieren und es zu Ende bringen, da das nächste Spiel oder ein anderes Gegenstand ihr Interesse weckt. Diese Tatsache kann sich durch das ganze Leben des Kindes ziehen. Was kann ich als Elternteil/Erziehungsberechtigte/r oder insgesamt tun, um einem Kind längerfristig eine Freude zu bereiten? Mögliche Tipps könnten als Ideenanregung dienen:

Entrümpeln Sie regelmäßig die Spielsachen. Spiele, die die Fantasie anregen und das Kind fördern, sollten beibehalten werden.

Spielsachen, die Spaß bereiten und mit denen sich das Kind gerne beschäftigt, könnte in einer Kiste im Keller/in einem anderen Raum gelagert werden; die nach einer Weile wieder hervorgebracht wird.

Andere Spielsachen werden aussortiert und können entweder verschenkt oder verkauft werden. Das erhaltene Geld kommt in die Spardose des Kindes.

Das Sprichwort „Zeit ist Geld“ stammt von Benjamin Franklin, der damit einen Ratschlag in seinem Buch für junge Kaufleute vermitteln wollte. Für unsere Kinder ist Zeit nicht nur Geld, sondern Gold wert. Für die Kreativität und die Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit ist Zeit ein wertvoller Aspekt. Heranwachsende benötigen die Aufmerksamkeit der geliebten Menschen in ihrer Umgebung und nicht unbedingt die der Spielsachen. Daher ist die Wiedergutmachung der verlorenen Zeit, die sie mit ihren Kindern nicht verbracht haben, keinesfalls materielle Dinge, sondern lediglich ihre ganze Aufmerksamkeit. 

Die Zeit nach dem Wiedersehen könnten Sie folgendermaßen gestalten: Waldspaziergang, ein Besuch auf dem Spielplatz, Fahrradtour, gemeinsames Kochen oder Backen, Vorlesen, Malen, Basteln, Zeitungsartikel/Werbungen nach Themen ausschneiden und auf ein Blatt bekleben, Papierflugzeuge/-schiffe gestalten oder Gesellschaftsspiele spielen.

Es müssen keine komplizierten Herausforderungen sein, die sie mit ihren Kindern meistern sollen. Ein regelmäßiger Tagesplan kann ebenso helfen, bei dem das/die Kind/er sehen, zu welcher Zeit was getan wird. So könnte nach dem Essen ein freies Spielen folgen und danach eine „Lesezeit“ eingeplant werden. Dazu nimmt jedes Familienmitglied ein Buch in die Hand und setzt sich gemütlich in ein Zimmer. Nach einer gewissen und gemeinsam festgelegten Zeit werden die eigenen Bücher geschlossen und es wird gemeinsam über die Themen in den Büchern gesprochen oder ein Buch gemeinsam gelesen.

In der Zeit, in der immer weniger vorgelesen wird, insbesondere in Familien mit Migrationshintergrund, sollte das Vorlesen als fördernde, entspannende und wichtige Indikator in den Tagesablauf integriert werden. Abschließend können weitere Aktivitäten beschlossen werden, die im eigenen Heim oder draußen stattfinden.

Zeit mit der Familie zu verbringen, ist die bestmögliche Entspannung nach einem turbulenten Tag. Es tut gut für Körper und Seele und stärkt den Familienzusammenhalt weitestgehend.

2 Kommentare zu “Gemeinsame Zeit ist für unsere Kinder Gold wert

  1. Ein sehr guter Artikel.
    Vor allem für Heranwachsende ist das Wir-Gefühl essenziell, um in der Zukunft gut funktionierende Beziehungen und nachhaltige Gemeinschaften aufzubauen.

  2. Ein Augen öffnender Artikel, vielen Dank für diese Erinnerung und Motivation.

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