
„Nach dem Ramadan gilt es, diese Veränderung hin zu einer bewussteren Lebensweise aufrechtzuerhalten und darauf aufzubauen, wofür im Ramadan Grundsteine gelegt wurden.“
(iz). Dass die Ressourcen der Schöpfung endlich sind und dass ihr übermäßiger Verbrauch Mensch, Umwelt und insbesondere das Klima belastet, ist längst anerkannter Fakt. Das Thema hat sowohl Einzug in den Diskurs von immer mehr MuslimInnen gehalten, als auch eine wachsende Umweltschutzbewegung in der muslimischen Welt und in westlichen Communitys motiviert. Zu diesen Initiativen gehört in Deutschland das Projekt NourEnergy.
In diesem Ramadan haben sich die Aktiven das öffentliche Fastenbrechen als Ansatz ausgesucht, mit dem man zeigen wollte, wie sich ressourcenschonend handeln lässt. Dafür wurde in diesem Jahr die Kampagne GreenIftar 2022 ins Leben gerufen.
„Mit GreenIftar verzichten wir MuslimInnen auf Plastikmüll und hinterlassen positive Spuren. Wir hinterlassen sauberen Boden und sauberes Grundwasser für die kommenden Generationen, indem wir für unsere Essenszeiten nachhaltige Lebensmittel wählen. Keine Müllberge auf dem Festland, kein Leid für Meerestiere und keine Verschmutzung der Meere. Lasst uns nachhaltige und wirkungsvolle Fastenbrechen und Mahlzeiten gemäß der islamischen Ethik gestalten“, erläuterte die NGO.
In Deutschland sowie in Österreich, der Schweiz und auch in den Niederlanden haben sich Einrichtungen, Vereine, NGOs und Moscheegemeinden daran beteiligt. Teilnehmer der Kampagne waren neben vielen anderen die Deutsche Islam Akademie e.V. in Berlin, viele Studenten- und Jugendvereine, Moscheegemeinden wie das Mainzer IIS oder die Aachener Yunus Emre Moschee. Nicht nur Zusammenschlüsse organisierten ressourcenschonende Iftar, sondern auch private Freunde und Unterstützer der Kampagne.
Nach Angaben von NourEnergy haben 4.700 Gäste in 45 Institutionen, 10 Moscheen und 12 Hochschulgruppen auf 74 GreenIftaren ihr Fasten gebrochen. Die Einsparungen an Einwegmaterialien waren dabei erheblich. Dank der Kampagne wurden im Ramadan 2022 5.000 Plastikbecher, 10.000 Teller und 10.000 Sets Besteck eingespart. Als „wahre Bereicherung“ bezeichnete NourEnergy den Einsatz von „Botschaftern“, die die Kampagne um ihre Perspektive bereichert und beleuchtet haben. Darunter waren InfluencerInnen, LehrerInnen und andere.
Die Influencerin @immernochcharlotte erhielt eine positive Rückmeldung von ihrem Publikum: „Die Resonanz war sehr positiv. Einige schrieben mir, waren erstaunt und erfreut, was für coole (internationale) Projekte Muslim*innen in Deutschland starten. Ihnen war nicht klar, dass der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und Umweltschutz für Muslime nicht nur persönlich wichtig ist, sondern aus Koran und der gelebten Tradition des Propheten abgeleitet wird.“
„Wie ihr die Jugend in ihrer Sprache ansprecht, im richtigen Ort, mit den richtigen Worten, zum richtigen Zeitpunkt in ihrer Mentalität erreicht. Wie es in einem arabischen Sprichwort sinngemäß heißt: Euch gehört der Anfang und das Ende gehört Allah“, schrieb Mouhsine Chtaiti.
Ein positives Feedback erhielt NourEnergy von TeilnehmerInnen eines Netzwerktreffens, auf dem die Ramadan-Kampagne nachbearbeitet wurde. „Die Kampagne wird getragen von vielfältigen und kreativen Muslimen mit einem Pool aus unterschiedlichen Kompetenzen und einer Leidenschaft für den Umweltschutz“, lautete eine Rückmeldung. Eine andere Stimme sieht sich darin bestärkt, das eigene Wissen von Umweltschutz in ihrem Handeln zu manifestieren.
Eine TeilnehmerIn von der Initiative Grüne Moschee (Aachen) wurde durch die Kampagne und das Netzwerktreffen dazu inspiriert, ein eigenes GreenIftar zu organisieren. Darüber hinaus will sie zukünftig das Thema Nachhaltigkeit in Moscheen einbringen.
Esra Doğanay, Leiterin der Iftar-Kampagne, zog ein positives Fazit: „Die erfreulichen Ergebnisse der registrierten Teilnehmenden sind für uns der eine Teil des GreenIftar-Erfolgs. Aber was uns darüber hinaus noch mehr beeindruckt hat, ist zu sehen, wie prägend unsere Workshops für das Bewusstsein und die Herzen gewesen sind. So viele haben sofort angefangen bei sich selbst, in der Familie und im Freundeskreis. Sie haben besonders das Ess- und Konsumverhalten verändert. Und zwar nicht im Ramadan und für das Erreichen der Goals – auch jetzt leben sie mit einem neuen Mindset. Diese ‘Ergebnisse’ sind aktuell zwar nicht in Zahlen oder Statistiken festzuhalten, aber sie haben einen Wert, der für GreenIftar und für die ganze Gesellschaft enorm ist.“
NourEnergy möchte, dass es nicht bei einmaligen Kampagnen bleibt, sondern sich ein bleibender Bewusstseinswandel einstellt. Dafür sei Ramadan „die optimale Gelegenheit“, einen Wandel zu beginnen und einzuüben. „Nach dem Ramadan gilt es, diese Veränderung hin zu einer bewussteren Lebensweise aufrechtzuerhalten und darauf aufzubauen, wofür im Ramadan Grundsteine gelegt wurden.“ (sw)