,

Kommentar: Katar oder die Welt voller Widersprüche

Foto: Visit Qatar, Unsplash

(iz). Fußball ist für viele Menschen die wichtigste Nebensache der Welt. Das Spiel ermöglicht eine Pause vom Alltag, regeneriert Emotionen und Begeisterung. Eigentlich. Bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar scheint dies anders zu sein. Sie ist ein Politikum.

Und ja, das Land ist voller Widersprüche: ein islamisches Land und ein wichtiger Militärstützpunkt der USA, eine globale Wirtschaftsmacht und Ziel für Heerscharen von Geschäftemachern. Nicht zuletzt ist es die Bühne der tragischen Schicksale von WanderarbeiterInnen.

Pünktlich zu Beginn der Weltmeisterschaften kocht die Kritik hoch, warum auch nicht. Nur: Ein wenig Fairness und Respekt vor der anderen Kultur ist ebenso angebracht. Das Schicksal der Bauarbeiter in der Wüste verweist zum Beispiel gleichermaßen auf die fatalen Zustände in deren Heimatländern. Das teilweise Alkoholverbot rund um die Stadien ist kein Skandal, sondern Alltag in vielen europäischen Großstädten bei Großevents. Bigott ist genauso die Logik, dass man in dem Land Gas kaufen will – ganz ohne moralische Vorbehalte –, aber nun die Weltmeisterschaft verdammt.

Überhaupt: Sportereignisse fanden in den letzten Jahren nicht nur in Vorzeige-Demokratien statt. Das wird zukünftig nicht anders sein. Will man von diesem Prinzip abrücken, kann es keine Welt- sondern nur West-Meisterschaften geben. Eine derart rigide Haltung ist weder in der Sportwelt noch in der Globalisierung denkbar. Der internationale Handel, von dem Deutschland abhängt, verträgt sich sowieso schlecht mit absolut gesetzten Moralvorstellungen.

Was heißt das für die kommenden Tage? Man schaut Fußball. Respektiert die Kultur des Landes, ohne auf die nötige Kritik zu verzichten. Und vermeidet, eine ganze Region ins Abseits zu stellen. Der Forderung nach Reformen kommen Regierungen, die nicht beleidigt werden, eher nach. Es sind die einfachen Fans, nicht gierige Funktionäre, die an die Idee der Völkerverständigung erinnern, zu dem der Sport beitragen kann.