„Tag des christlich-islamischen Dialogs“ mit 1.200 Teilnehmern

Krefeld (KNA). Rund 1.200 Menschen haben am Wochenende am bundesweit ersten «Tag des christlich-islamischen Dialogs» in Krefeld teilgenommen. Die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und aktuelle Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Sylvia Löhrmann (Grüne), sprach zum Auftakt am Samstag von einer längst überfälligen Veranstaltung. «Die Gemeinsamkeiten und der Austausch über Religionen sind ein wichtiger Baustein zum Funktionieren unserer Gesellschaft.»

Der Aachener Weihbischof Johannes Bündgens betonte Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslimen im alltäglichen Zusammenleben. Sie alle seien mehrheitlich ausgerichtet auf «Frieden, die Ordnung des Grundgesetzes und die im Glauben verankerte Überzeugung von der Menschenwürde und den Menschenrechten». Dies zeige sich in ganz unterschiedlichen Bereichen, etwa in der Altenpflege, der Kita-Erziehung, der Bildungsarbeit und im Glaubensleben.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, warb für eine offene Diskussionskultur zwischen Christen und Muslimen. Die Zusammenarbeit der Religionen sei keineswegs von Blauäugigkeit oder einer «Friede, Freude, Eierkuchen-Mentalität» geprägt. Mazyek bezeichnete den Dialog als «konsequente Begegnungsarbeit» und sozialen Kitt, «der unsere Gesellschaft zusammenhält».

Auf dem Programm des Begegnungstags standen 60 Veranstaltungen, darunter Podiumsdiskussionen, Workshops, Koran-Bibel-Meditationen, ein multireligiöses Gebet und eine Show zum Abschluss. Eine «Reise des Dialogs» führte zu vier Krefelder Moscheen und drei christlichen Kirchen. Bereits mehrere Wochen zuvor hatten Muslime und Christen einen «Wald des christlich-islamischen Dialogs» gepflanzt.

Veranstaltet wurde der Tag von der Christlich-Islamischen Gesellschaft in Kooperation mit den fünf katholischen Bistümern in Nordrhein-Westfalen, der rheinischen und westfälischen Landeskirche sowie muslimischen Verbänden und Gemeinschaften. Die Schirmherrschaft hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) übernommen. Rund ein Drittel der Muslime in Deutschland leben in Nordrhein-Westfalen.

Der Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Gesellschaft, Thomas Lemmen, zog vor der Presse eine positive Bilanz. «Mit Kirchen und Moscheevereinen haben wir heute den Dialog nicht neu erfunden, ihn aber erstmals in diesem Umfang öffentlich gemacht.» Das interreligiöse Gespräch voranzubringen, könne aber nicht nur das Anliegen von einzelnen Organisationen oder Initiativen sein, betonte Lemmen. Gefragt seien mehr finanzielle und politische Unterstützung: «Alle sagen: ‘Dialog ist wichtig’, aber keiner will dafür zahlen.»