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Von Glaube und Wahrhaftigkeit

Ausgabe 282

Foto: Mike Corbett, via flickr | Lizenz: CC BY 2.0

(iz). Es ist wichtig, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden. In der Welt, in der wir heute leben, werden wir täglich von so vielen Quellen bombardiert. Ob durch das TV, Zeitungen, Online Medien, die sozialen Medien bis hin zu Freunden und Familie. Wir werden von Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet. All die Informationen, die zu uns fließen, sind oftmals widersprüchlich. Wie können wir also wissen, wem oder was wir Glauben schenken sollen? Auf welchen Prinzipien baut sich die Annahme oder die Ablehnung dessen, was wir hören oder lesen?
Ich habe realisiert, dass es dabei um Vertrauen geht, und darum, das Vertrauen den Richtigen zu schenken. Wollen wir unser Vertrauen denjenigen geben, die es verdienen, müssen wir in der Lage sein, Wahrheit zu erkennen, wenn sie vor uns steht und sie von der Falschheit unterscheiden können. Wir müssen offene Augen haben und diese zwei Gegensätze als das erkennen, was sie sind. Es geht um Sidq (Wahrhaftigkeit) und Amana (Vertrauen).
Wie gelangen wir zu diesen Eigenschaften? Der Schlüssel liegt darin, dem Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, zu glauben. Die zwei grundlegenden Worte für „Glauben“ im Arabischen sind Iman (Vertrauen) und Tasdiq (die Wahrheit erkennen). Die Reinen legen ihr Vertrauen an die richtige Stelle, sie geben es Allah. Egal, wie vernünftig die Lüge klingt und wie ungeheuerlich die Wahrheit zu sein scheint.
Das beste Beispiel hierfür ist Abu Bakr as-Siddiq, möge Allah mit ihm zufrieden sein. Sein Titel „as-Siddiq“ wurde ihm wegen seiner unerschütterlichen Bekenntnis zum Propheten verliehen. Als ihm von der Nachtreise des Propheten erzählt wurde, und seine Gegner sich sicher waren, dass dies die Leute dazu bringen würde, sich von ihm abzuwenden, da die Geschichte so unglaubwürdig erschien, war die Antwort Abu Bakrs darauf, dass Muhammad in einer einzigen nach von Mekka nach Jerusalem gereist sein soll: „Wenn er es sagt, dann muss es wahr sein.“
Es war ihm gleich, was der Prophet sagte, was zählte, war, dass er es war, der es sagte. Dies war die Grundlage seines Vertrauens. Derjenige, der es sagte, war al-Amin, der Vertrauenswürdige, der ­niemals gelogen hat und dem man stets vertrauen konnte. Er, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, hat nie auch nur ein einziges Versprechen gebrochen oder das Vertrauen von ­jemandem missbraucht.
Abu Bakr verstand dies. Wenn wir also heute wissen wollen, welchen Narrative wir folgen möchten und welche wir ablehnen, dann müssen wir uns daran erinnern, nur denen fundamental zu vertrauen, die Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, wahrhaftig folgen. Was den Rest betrifft, so muss man sie stets mit einer gewissen Zurückhaltung betrachten.
Die meisten der heutigen Quellen bergen Fehlinformationen und sollen auf die falsche Fährte führen. Die sogenannten Fakenews lassen gerne wichtige Aspekte aus oder verdecken sie geschickt. Ein Mann kam zum Propheten und sagte ihm, eine Gruppe der Muslime habe den Islam verlassen. Er glaubte diese Behauptung nicht umgehend, sondern schickte glaubwürdiger Leute dorthin, um sich der Sache zu vergewissern. Insbesondere deswegen, weil hier jemand Anschuldigungen gegen andere Muslime machte. Sie fanden heraus, dass die Aussage des Mannes falsch war. Was wir daraus lernen, ist, vorsichtig mit Nachrichten umzugehen, insbesondere, wenn es um unsere muslimischen Glaubensgeschwister geht. Wir müssen stets das Beste von ihnen denken. Wir müssen uns beeilen, das Gute über sie anzunehmen und immer langsam darin sein, Schlechtes zu vermuten.
In der Sure an-Nur wird die Geschichte unserer Mutter Aischa, möge Allah mit ihr zufrieden sein, erzählt. Es wurde eine Lüge über sie fabriziert. Und anstatt das zu tun, was der Prophet tat, wenn er eine unglaubwürdige Nachricht erhielt, gaben einige der Muslime diese Geschichte an andere weiter.  Die Lüge wurde in bestimmten Zirkeln als Wahrheit angenommen und kreierte solch böses Blut in Medina, dass alte Wunden aufflammten und Fitna herrschte. Waffen wurden zur Hand genommen und Desaster sollte folgen. Nur durch die Offenbarung des Wahren Selbst, als Er die Unschuld Aischas verkündete, wurde dies verhindert. Er sagte „Warum glaubt ihr als glaübige Männer und Frauen nicht Gutes von einander, wenn dies doch eine offensichtliche Lüge ist?“ Allah hat diese Situation erschaffen, um uns eine Lektion zu erteilen.
Nehmt Worte nicht für bare Münze, wenn die Quelle unbekannt oder unglaubhaft ist. Denkt das Beste über eure muslimischen Geschwister und haltet das Schlechte, was über sie erzählt wird zunächst für eine Lüge, bis es nicht anders bewiesen wurde. Selbst, wenn das Gerede über jemanden wahr ist, wird es immer noch als üble Nachrede vor Allah gelten und ist eine immense Sünde. Allah sagt uns, dass wenn wir den meisten Leuten glauben schenken, sie uns wahrscheinlich fehlleiten werden. Wir sollen Gutes sprechen oder schweigen, wenn wir an Allah und Seinen Gesandten glauben. Wir geben negative Informationen über andere nicht weiter und suchen Ausreden für sie. Selbst, wenn uns nichts Gutes mehr einfällt, müssen wir annehmen, dass die Person sicher eine gute Ausrede für dieses oder jenes Verhalten hat, von der wir aber nichts wissen.
Seien wir also immer vorsichtig mit dem, was wir sagen und hören und halten wir uns so gut wir können in der Gesellschaft der Vertrauenswürdigen auf. Allah sagt „Oh, die ihr glaubt, habt Taqwa gegenüber Allah und seid mit den Wahrhaftigen, den Sadiqun.“ Wer sind die Sadiqun? Sie sind diejenigen, deren Inneres und Äußeres in Harmonie sind, die tun, was sie sagen und sagen, was sie meinen. Sie sind die Leute Allahs, die Muttaqun. Hört auf ihre Worte und basiert eure Weltanschauung auf das, was sie sagen. So werdet ihr die Welt als das sehen, was sie ist. Ihr werdet sie nicht im Lichte der Sonne, des Mondes oder der Lampen sehen, sondern im Lichte Allahs und im Lichte Seiner Freunde.
Dies ist unser Weg durch das Dickicht unvorstellbarer Falschheit und Illusion, in dem wir uns heute befinden. Der Prophet sagte, es würde eine Zeit des Betruges kommen, in der den Lügnern Glauben geschenkt und den Wahrhaftigen misstraut werden wird. Das Dua, das wir in dieser Zeit stets sprechen müssen, ist: „Allah, zeige uns die Wahrheit als wahr und mache es zu unserem Rizq, unserer Versorgung, ihr zu folgen. Und zeige uns die Falschheit als Lüge und mache es zu unserem Rizq, sie zu vermeiden.“
Ein zweiter wichtiger Aspekt in unserer säkularen Era ist die Annahme, der Glaube sei eine reine Sache des Unsichtbaren und nicht Greifbaren. Für uns Muslime war es nie so, dass unser Glaube eine rein innere Angelegenheit ist. Eine Sache, die bloß im Herzen stattfindet. Wenn dem so wäre, dann wäre Iblis einer der Gläubigsten, denn er weiß, dass Allah existiert. Und er glaubt an Ihn und an alle Propheten. Aber er ist kein Gläubiger. Weil ihm eine maßgebliche Komponente fehlt, und das ist die Handlung.
Glaube ist nicht nur eine Aussage der Zunge, sie ist auch in den Gliedern zu finden. Er verstärkt sich durch die guten Taten und nimmt ab durch das Geringerwerden dieser. Die Leute des Iman können nicht das Innere und das Äußere trennen, der Glaube im Herzen findet sich in ihren Taten wieder. Wir wissen, dass wenn das Herz rein ist, der gesamte Körper rein ist, und wenn das Herz krank ist, dann wird der gesamte Körper dem folgen. Iman besteht aus unseren Taten und Entscheidungen. Zu diesen gehören das Gebet und die Zakat. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte, dass Iman über 70 Teile hat. Die höchste Stufe davon ist die Aussage „La ilaha ill’Allah“ und die niedrigste Stufe ist, etwas Schädliches vom Weg zu beseitigen. Und die Schüchternheit ist ein Teil des Iman. Unser Glaube beinhaltet Taten, die ­begangen werden, Gefühle, die gefühlt werden und Aktionen, die unternommen werden.
Unser Herr verbindet Iman stets mit guten Taten in Seinem Buch. Demnach sind diejenigen, die glauben, immer nur diejenigen, die Gutes tun. Diese zwei Dinge sind nicht trennbar. Unser Iman ist ein aktivierter. Allah sagt, „Die Mu’minun sind diejenigen, deren Herzen zittern, wenn Allah erwähnt wird, deren Glaube zunimmt, wenn seine Zeichen rezitiert werden, die ihr Vertrauen Ihrem Herrn schenken. Diejenigen, die das Gebet einrichten und von dem ausgeben, womit Wir sie versorgt haben. Sie sind die Gläubigen.“
Diejenigen, die all das nicht tun, sind nicht die wahrhaft Gläubigen. Damit ist nicht gemeint, dass jemand, der eines dieser Dinge verlässt, ungläubig wird. Gemeint ist, dass wenn jemand behauptet, der Glaube sei bloß im Herzen und nicht in den Handlungen, dieser Mensch kein Mu’min ist. Es ist schwerer, ein Mu’min als ein Muslim zu sein. Um Mu’min zu sein, müssen das Äußere und das Innere im Einklang sein.
Warum ist es so wichtig, Mu’min zu sein? Wieso ist Islam allein nicht genug? Es sind nur die Mu’minun, die die Dinge richtigstellen und den Din Allahs wiederherstellen werden. Wie spricht Allah die Leute Seiner Umma an? Er sagt jedes Mal „Ihr, die ihr glaubt…“ Niemand anderes wird dieses Vorhaben umsetzen können. Uns wurde die Verantwortung gegeben und wir müssen die Absichten und Taten wieder in Harmonie mit der Lehre unseres Meisters bringen, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben.
Möge Allah uns einen aktivierten Iman geben und uns von denen sein lassen, die tun, was sie sagen und sagen, was sie meinen, deren Inneres und Äußeres rein und gesund sind, die als Muslime leben und als Mu’minun sterben, deren Herr zufrieden mit ihnen sein wird und mit Dem sie zufrieden sein werden.