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Warum brauchen wir Taqwa?

Ausgabe 354

taqwa
Foto: Malik Nalik, Adobe Stock

Warum Taqwa? Der südafrikanische Imam Schaikh Isma-eel Isaacs über eine der muslimischen Grundeigenschaften

(iz). „O ihr Menschen, Wir haben euch wahrlich aus Mann und Frau erschaffen“ – damit sind der Prophet Adam und unsere Meisterin Hawa (Eva) gemeint, oder die Tatsache, dass wir eins sind. Dann hat Allah uns in Mann und Frau geteilt und dass jeder von uns von einem Vater und einer Mutter geboren wurde – „und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt“. Von Schaikh Isma-eel Isaacs

Daher hat niemand einen Vorzug gegenüber dem anderen. Wir sind alle in unserer Menschlichkeit gleich. Aus diesem Grund gibt es keine Grundlage für Prahlerei bzw. Überlegenheit aufgrund des Geschlechts oder der Abstammung.

Unter den Gelehrten herrscht eine leichte Meinungsverschiedenheit über die genauen Umstände, in denen dieser Vers offenbart wurde. Einige sagen, dies habe mit einem Vorfall zu tun, in den Abu Hind verwickelt war. Dabei befahl der Prophet dem Stamm Bayadah, diesen mit einer seiner Frauen zu ehelichen, und sie antworteten: „Sollen wir unsere Töchter mit unseren befreiten Sklaven verheiraten?“ Daraufhin sandte Allah diesen Vers herab.

Einige Gelehrte sagen, dass er offenbar wurde, als ein Mann, dem kein Platz eingeräumt worden war, beim Namen seines Vaters gerufen wurde. Der Prophet fragte, wer das sei, und Thabit antwortete: „Ich bin es, o Gesandter Allahs.“ Der Prophet bat ihn dann als Lehre für alle, in die Gesichter der Menschen zu schauen, und Thabit sah Menschen unterschiedlicher Hautfarbe. Der Gesandte Allahs sagte dann: „Du übertriffst sie nur durch Frömmigkeit.“

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Allein die Tatsache, dass wir alle eine Herkunft teilen, die sich zweifelsohne bis auf Adam und Hawa zurückverfolgen lässt, ist der größte Beweis gegen die Vormachtstellung aufgrund der Abstammung.

Wie überliefert und allgemein bekannt ist: „Kein Araber hat Überlegenheit gegenüber einem Nicht-Araber, noch hat ein Nicht-Araber Überlegenheit gegenüber einem Araber; ebenso wenig hat eine weiße Person Überlegenheit gegenüber einer schwarzen Person, noch hat eine schwarze Person Überlegenheit gegenüber einer weißen Person, außer durch Taqwa.“

Außerdem sagte der Prophet: „Es gibt drei Dinge, die Überbleibsel aus der vorislamischen Zeit sind: Prahlerei mit den eigenen Vorfahren, Beleidigung der Abstammung anderer und das Beschwören der Rufe der vorislamischen Ära.“

Allah schuf die Menschen in Schu’ub (das sind große Gruppen, die aus kleineren Untergruppen, den Qaba’il, bestehen), um die gegenseitige Anerkennung und Verbindungen untereinander zu erleichtern, gemäß der Weisheit, die Allah verfügt hat. Das bedeutet, dass man die Abstammungslinien und Vorfahren der anderen anerkennt, damit man ohne Zweifel weiß, dass alle aus einer einzigen Quelle abstammen. Wie der Prophet sagte: „O ihr Menschen, euer Herr ist Einer, und euer Vater ist Einer. Ihr alle seid von Adam, und Adam wurde aus Staub erschaffen.“

Er sagte: „In der Tat ist der Edelste von euch in den Augen Allahs der Rechtschaffenste von euch“ (Al-Hujurat, Sure, 49, 18) – was bedeutet, dass nicht derjenige mit der angesehensten Abstammung gemeint ist. Die Grundlage für die Vervollkommnung der Seelen und die Unterscheidung zwischen den Individuen ist Taqwa.

Wer die höchsten Ränge erreichen will, muss sie anstreben. Der Prophet sagte: „Wer unter den Menschen der Edelste sein will, der soll tun, was Allah ihm befohlen hat, und sich von dem fernhalten, wovon Allah ihm befohlen hat, sich fernzuhalten.“

Der Prophet sagte: „In der Tat schaut Allah nicht auf eure äußere Erscheinung oder euren Reichtum, sondern Er schaut auf eure Herzen und eure Taten. Ihr seid alle Nachkommen Adams; der Edelste von euch ist in den Augen Allahs der Rechtschaffenste von euch. Dennoch sagt ihr: ‘So-und-so ist der Sohn von so-und-so.’“

In diesem Zusammenhang rechtfertigt kein Kontext eines Volkes, einer Nation oder einer Ethnie deren Überlegenheit gegenüber einer anderen. Es heißt, dass Sayyiduna Ali zu sagen pflegte: „Worauf muss der Sohn Adams stolz sein? Sein Anfang ist ein verachtenswerter Tropfen Flüssigkeit, und sein Ende ist ein schmutziger Leichnam, und dazwischen trägt er Abfall.“

Das Einzige, was Sinn ergibt, ist: „In der Tat ist der Edelste von euch in den Augen Allahs der Rechtschaffenste von euch.“ (Al-Hujurat, Sure, 49, 18)

Ibn Ajiba kommentiert diesen Vers wie folgt: „Wisse, dass der Anteil jedes Dieners von Allah entsprechend seiner Taqwa ist, und seine Taqwa entsprechend seiner Hingabe an Allah, und seine Hingabe entsprechend seiner Freiheit von Ablenkungen, und seine Freiheit entsprechend seiner Selbstlosigkeit, und seine Selbstlosigkeit entsprechend seiner Liebe, und seine Liebe entsprechend seines Wissens über Allah (…).“

Umgekehrt schrieb er auch: „Der Fall eines Dieners in den Augen Allahs ist auf den Mangel an Taqwa zurückzuführen, und der Mangel an Taqwa ist auf die Schwäche seiner Hingabe oder Konzentration zurückzuführen, und die Schwäche der Hingabe entspricht der Komplexität seiner Sorgen und die Komplexität der Sorgen hängt von seinem Eifer und Verlangen nach der Welt ab, und das Verlangen nach der Welt hängt von der Schwäche seiner Liebe zu Allah ab, und die Schwäche der Liebe hängt von seiner Unwissenheit über Ihn ab. Und Allah weiß es am besten.“

Die Spaltungen, die wir für uns selbst schaffen, um einige fälschlicherweise über andere zu erheben, haben in den Augen Allahs keine Bedeutung. Wer von Allah, dem Allmächtigen, geehrt wird, hat die Mittel zum Glücklichsein erlangt und die Schlüssel zur Erlösung gesichert. Niemand wird von Allah mehr geehrt als derjenige, der Seine Grenzen in der Öffentlichkeit und im Verborgenen einhält.