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Das Deutsche Muslimische Zentrum (DMZ Berlin e.V.) verlieh seinen jährlichen Ehrenamtspreis „Nisa“ am 28. November an drei ausgesuchte Musliminnen.
(iz). Die Preisträgerinnen hätten durch ihren Einsatz und ihres soziales Engagements „aktiv an der positiven Entwicklung und Verstärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und Fortschritts beigetragen“. Die feierliche Verleihung fand mit Gästen aus Politik, Gesellschaft und Religion im Gemeindesaal der Moabiter St. Johanniskirche statt.
Im Vorfeld der Auszeichnung waren Moscheen und muslimische Organisationen der Hauptstadt dazu aufgerufen, besonders engagierte Frauen ihrer Gemeinschaften vorzuschlagen. Fünf muslimische Jurorinnen mit eigener weitreichender Erfahrung im Ehrenamt wählten aus den Nominierten die ersten drei Plätze aus, die hier mit dotierten Preisen geehrt wurden.
Diese Preise wurden zum vierten Mal vom DMZ ausgelobt. Sein Vorsitzender, Yalcin Delikaya, betonte: „Ehrenamt ist elementar für eine starke Zivilgesellschaft und unverzichtbar wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Was mit ehrenamtlichem Engagement möglich ist und welche Kraft dahintersteckt, zeigen die hier ausgezeichneten Schwestern mit ihrer Vita und ihrem freiwilligen Einsatz. Jedes Engagement im Dienste der Gesellschaft verdient großen Dank und höchsten Respekt. Umso schöner ist es, wenn für jahrelange ehrenamtliche Tätigkeiten ein Abend organisiert und diese Personen auch gebührend gefeiert werden.“
Bereitschaft für soziales Engagement ist eine wichtige Triebfeder der Zivilgesellschaft. Dieser Gemeinsinn kann in einer offenen Gesellschaft nicht staatlich verordnet werden. Das Ehrenamt spielt eine zentrale Rolle in Deutschland und ist ein wesentlicher Bestandteil einer Bürgergesellschaft. Etwa 40 % der Deutschen ab 14 Jahren engagieren sich regelmäßig oder gelegentlich freiwillig. Dies zeigt, wie weit verbreitet und wichtig es in der Bundesrepublik ist.
Mitte 2020 führte die IZ ein Gespräch mit dem Karlsruher Islamwissenschaftler Dr. Jörg Imran Schröter, der zuvor eine Studie zum Engagement junger MuslimInnen angefertigt hatte. Ihm ging es um die Frage, inwiefern muslimische Religiosität mit einem positiven Engagement in der Gesellschaft zusammengehen und auch zusammenhängen kann. „Da war es eine Freude festzustellen, dass eine neue Generation junger Muslim*innen ‘am Start ist’, die überzeugt ihren Glauben leben, gebildet sind, aktiv an der Gesellschaft partizipieren und sich dabei auch sozial engagieren oder dies zumindest gerne möchten.“
Im Interview berichtete Maria Wassing-Shadfan über das DMZ, seine Aktivitäten und Hintergründe, warum das Zentrum ehrenamtliches Engagement auszeichnet. Das DMZ bzw. sein Vorläufer bestehen seit 1989. Seit Jahrzehnten hat sich der Verein es sich zur Aufgabe gemacht, eine Institution für Muslime aus verschiedenen Kulturkreisen und Ländern zu sein. Konvertiten und Menschen mit Migrationshintergrund hätten dort eine Heimat gefunden. Ein Schwerpunkt im DMZ sei nach Auskunft von Wassing-Shadfan die Bildung. Das andere seien das soziale Miteinander sowie ein positiver Wandel, wozu das Ehrenamt zähle.
In diesem Jahr habe man den Fokus auf Frauen für die Preisverleihung gelegt. Diese seien oft „im Hintergrund“ engagiert und nicht häufig sichtbar. Dabei verdecke diese Bescheidenheit ihr „ganz großes Potenzial“. Das Zentrum möchte diese Möglichkeiten sowohl dokumentieren als auch fördern. Frauen würden in Vereinen und Gemeinschaft „viel Basisarbeit“ leisten. Ohne ihre Leistung, so Maria Wassing-Shadfan, „wären die Vereine längst nicht da, wo sie sind“. Das DMZ möchte Frauen und ihr freiwilliges Engagement in den Fokus stellen, unterstützen, ihre Arbeit professionalisieren, beim Aufbau von Netzwerk helfen und sie in der Gesellschaft sichtbar machen.
In der Hauptstadt seien muslimischen Frauen insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv, haben Strukturen geschaffen und viele Mitglieder für dieses Engagement gefunden. Durch ihre Arbeit hätten sie eine Vorbildfunktion für die muslimische Community. Eine der ausgezeichneten Damen habe einen Verein gegründet, der sich unter anderem der Behindertenarbeit widmet.
Der weibliche Faktor beim muslimischen Ehrenamt in Deutschland ist längst nicht mehr wegzudenken. Bei den meisten öffentlichen Veranstaltungen, Kulturwochen oder anderen Events stellen Frauen häufig eine leichte Mehrheit bei Helferinnen und Besucherinnen. Wassing-Shadfan bestätigt diese Beobachtung: „Wir haben sehr viele engagierte Frauen und Mädchen.“ Gerade Mädchen brächten sich stark ein und zeigten großes Interesse am gesellschaftlichen Leben.