Bericht von einer Hamburger Ausstellung: Zum 9. organisierte die Al Manar Stiftung ein Wochenende über den Propheten.
(iz). Eine interaktive Ausstellung in der Hansestadt ermöglichte einen lebendigen Zugang zum Propheten Muhammad (s). Und bot Anknüpfungspunkte für eine positive Identifizierung.
Mit der Ausstellung „Eine zeitlose Reise der Barmherzigkeit“ bot die Hamburger Al Manar Stiftung am ersten Oktoberwochenende zum neunten Mal ein innovatives Angebot, insbesondere für Jugendgruppen, an. Damit wollte man den Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, und seine Botschaft in der heutigen Zeit verständlich machen. Wie die Stiftung mitteilte, plane man bereits die Ausstellung für das kommende Jahr.
Am 5. und 6. Oktober wurde den Besuchern die prophetische Biografie (arab. Sira) anhand von Workshops für Jugendliche, Vorträgen, Spielen und interaktiven Aspekten nahegebracht.
Der Träger (die Al Manar für islamische Bildung und Kultur in Hamburg) konzentriert sich unter anderem auf die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, so Moez Ben-Khemis. Der Hamburger war Ideengeber und Mitinitiator der Sira-Ausstellung bei ihrer Gründung. In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Projekte entwickelt. Neben diesem Angebot organisiert die Stiftung schon seit Jahren den beliebten Hamburger Ramadan Pavillon. Wie dieser soll sie nicht nur Wissen über den Islam fördern, sondern auch als Plattform für den interkulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis stehen.
Zu diesen pädagogischen Aspekten gehörte der Einsatz von Miniaturmodellen. Mit ihnen konnten die Besucher und Teilnehmer entscheidende Stationen des Gesandten Allahs – wie seine Auswanderung aus Mekka oder die frühe medinensische Gemeinschaft – räumlich erfahren.
Bei den Modellen – und weiteren Medien – findet nach Auskunft der Organisatoren ein Austausch mit zusätzlichen Trägern im In- und Ausland statt. So wurden einige der Modelle außerhalb von Deutschland hergestellt, weitere speziell für die eigenen Bedürfnisse angefertigt. Sie würden in Deutschland von mehreren Moscheegemeinden genutzt. Die Mehrheit der Plakate erstellte die Stiftung selbst, andere wurden von Bildungsträgern wie dem Internationalen Islamischen Stiftungswerk (IISW) übernommen.
Ein weiteres Angebot waren die Workshops für Kinder- und Jugendgruppen. Sie waren dem Altersdurchschnitt der jungen Gäste angepasst und behandelten inhaltlich keine bloß abstrakten Fragen, sondern griffen Aspekte der prophetischen Biographie und Persönlichkeit auf, die den VeranstalterInnen für die heutige Zeit relevant erschienen.
Die Hamburger Ausstellung fand nicht im luftleeren Raum statt. Sie griff aktuelle Themen auf, die insbesondere junge Muslime bewegen. So wurden beispielsweise in einem Seminar palästinensische Kunst thematisiert und auf dem Kulturabend am ersten Tag der Opfer von Konflikten gedacht.
Die Ausstellungsmacherinnen hatten es sich zum Ziel gesetzt, den Emotionen jugendlicher Muslime Ausdruck zu verleihen und sie durch die Beschäftigung mit dem Leben des Propheten Muhammad (s) in etwas Konstruktives und Positives zu verwandeln.
Foto: Al Manar Stiftung Hamburg
Chiraz Chaieb, Vorstandsvorsitzende der Al Manar Stiftung, erläuterte bei der Eröffnung das Konzept und die Intention des Projekts, das zum neunten Mal in Hamburg stattfand. Die Sira-Ausstellung ist eines der größten Angebote des Trägers, der sich Bildung auf die Fahnen geschrieben hat.
Man wollte alle Menschen erreichen, die sich für die prophetische Biographie interessieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Kindern und Jugendlichen in den Moscheegemeinden der Hansestadt. Sie sollten mittels innovativer Ansprache und Methodik „abgeholt“ werden.
Zu Beginn wurde verstärkt mit Miniaturmodellen über die mekkanische und medinensische Zeit des Propheten gearbeitet. Und in der Folge wurden interaktive Workshops selbst entwickelt, die sich mit verschiedenen relevanten Aspekten seiner Biografie und seines Lebens beschäftigten.
„Interaktiv bedeutet“, so Chaieb, „dass wir den Kindern nicht nur einen theoretischen Teil anbieten, sondern dass sie sich aktiv in den Prozess einbringen können.“ Sie sollen die Möglichkeit haben, sich die Inhalte aktiv zu erarbeiten. Das würde am Beispiel der Prophetenmoschee in Medina deutlich. Neben einem theoretischen Teil des Workshops konnten die Kinder das damals bescheidene Bauwerk mit selbst hergestellten Arbeitsmaterialien nachbauen und so erleben.
Zuerst bauten die jungen BesucherInnen die Mauer des Gebäudes mit Pappmodulen nach, über die dann ein nachgebautes Dach aus Palmenzweigen gelegt wurde, wie es damals in Medina üblich war. „Und so erleben wir das Ganze wirklich. Alle haben so schöne Erinnerungen.“
Foto: Al Manar Stiftung Hamburg
Frau Chaieb sieht sich durch die Ausstellung und ihr Konzept bestätigt. „Dass das jetzt zum neunten Mal stattfindet, zeigt ja auch, dass es ankommt. Es gibt eine Nachfrage und wir haben positive Erfahrungen gemacht.“ Insbesondere die Sira-Ausstellung wurde und wird von den Moscheegemeinschaften und ihren MitgliederInnen positiv aufgenommen.
Wie um die positive Resonanz zu unterstreichen, trifft die Kinder- und Jugendgruppe einer somalischen Moschee während des Gesprächs ein und wartet auf ihre Anmeldung. Während des gesamten Wochenendes sind auf dem Gelände junge Besuchergruppen unterschiedlichen Alters zu sehen, die offensichtlich aus anderen Moscheen kommen.
Ein weiteres Beispiel für das Bildungsangebot der Stiftung Al Manar mit Ausstellung war der Workshop zur kleinen Pilgerfahrt (‘Umra). Im Gespräch erklärte uns Kursleiterin Marwa Maskawi, wie der Kurs aufgebaut war. „Wir beginnen mit einem Kennenlernspiel und gehen auf das vorhandene Grundwissen ein.“ Nicht alle Kinder hätten den gleichen Wissensstand.
Anhand der Behandlung von Textmaterial – in diesem Fall Hadithen – erfuhren die TeilnehmerInnen etwas über die religiösen und spirituellen Vorzüge einer ‘Umra. Mit dem Wissen aus dem Quiz und der Textarbeit konnten die Kinder und Jugendlichen ein Video erstellen. Den Abschluss des Workshops bildete ein großes Modell der Kaaba in Mekka, anhand dessen sie die Rituale räumlich einordnen konnten.
Für die Seminar- und KursleiterInnen war es wichtig, die Kinder nicht einfach „frontal“ mit Informationen zu überschütten. Der interaktive Aspekt sei entscheidend, damit die Heranwachsenden „eine Erfahrung machen können“. Deshalb sei es zum Beispiel bedeutsam, dass der Nachbau einer Kaaba in ihrer Körpergröße gezeigt werde.
Es gehe ihnen um den Moment des Anschauens, so Maskawi. Dabei habe geholfen, dass eine Gruppe junger Gemeindemitglieder vor einem Jahr selbst die kleine Pilgerreise unternommen habe. Man habe die Dinge, die man den Kindern vermitteln wolle, selbst „hautnah erlebt“.