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Ein Brief aus Deutschland: Solidarität mit den ukrainischen Muslimen

(iz). Seit dem 24. Februar greifen Einheiten der russischen Streitkräfte auf Befehl von Präsident Putin die benachbarte Ukraine aus mehreren Himmelsrichtungen an. Mit Beginn des Einmarsches erreichen uns Bilder, die bei aller gebotenen Zurückhaltung gegenüber elektronischem Content einen bedrückenden Eindruck vermitteln. Trotz der Anstrengungen des ukrainischen Volkes setzt sich der Truppenvormarsch fort. Erste Städte sind erobert, Zivilisten wurden getötet oder verletzt und es kam zu schweren Zerstörungen.

Ist diesem Kontext ist uns die Erinnerung wichtig, dass die Ukraine einer der Staaten dieses Kontinents mit einer lange beheimateten muslimischen Gemeinschaft ist. Neben Krimtataren leben dort heute viele Muslime anderer Herkunft.

Nicht nur wollen wir an sie erinnern. Es ist unser Ziel, ihnen unsere Solidarität und Anteilnahme in dieser für sie als Muslime und Ukrainer schwierigen Zeit auszudrücken. Daher haben wir uns zusammen mit dem Magdeburger Institut für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien ICATAT entschieden, ihren führenden Vertretern und Institutionen eine Solidaritätsadresse (in sechs Sprachen) zu schicken. Interessierte MuslimInnen, Einrichtungen und Projekte sind eingeladen, sich den UnterzeichnerInnen anzuschließen.

Foto: Repina Valeriya, Shutterstock

Liebe Schwestern und Brüder in der Ukraine,
sehr geehrte Exzellenzen, Mufti Scheich Said Ismagilov und Mufti Ayder Rustemov,
liebe Kolleg*innen der islamischen Massenmedien der Ukraine sowie der islamischen Gemeinden, der islamisch-akademischen Institutionen und Angehörige aller anderen Religionsgemeinschaften der Ukraine,

as-Salaamu ‘alaikum,

Zutiefst verstört, betroffen und geschockt nehmen wir seit dem 24. Februar die uns zugänglichen Nachrichten über den stattfindenden Angriffskrieg des Putin-Regimes auf die Ukraine wahr.

In Deutschland ist weitgehend unbekannt, dass in der Ukraine eine rege und aktive muslimische Zivilgesellschaft besteht, die sich aus diversen Nationalitäten speist; so wie es auch in den Nachbarstaaten Russland und Belarus der Fall ist. Wie bei anderen militärischen Aggressionen ist uns bewusst, dass dies nicht der Krieg der jeweiligen Menschen ist. Vielmehr ist es eine skrupellose Führung in Moskau, die erneut die Ukraine angreift, in sie einmarschiert und mit Gewalt überzieht.

Als europäische Muslime und als deutsche Bürger sind wir uns der besonderen Verantwortung gegenüber unseren europäischen Glaubensgeschwistern bewusst. Als Deutsche müssen wir wissen, was Gewalt in Ihrer Heimat in der Vergangenheit angerichtet hat und dass Ihr Volk den deutschen Überfall als Unschuldige mit Deportation und langem Exil bezahlen musste. Als europäische Muslime sehen wir nicht nur die offenkundige Notwendigkeit von Solidarität. Zusätzlich muss das Wohlergehen einer der autochthonen muslimischen Gemeinschaften Europas ebenfalls im Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen.

In diesem Sinne bitten wir den Allerbarmer, zu Dem wir alle heimkehren werden, darum, dass er Sie sowie Ihre Familien und Gemeinschaften vor Schaden bewahren möge und diesen verbrecherischen Krieg ein schnelles Ende führen wird. Mögen die mutigen Menschen der Ukraine schnell Frieden finden. Mögen die Angehörigen Trost und die Verletzten Heilung finden und mögen alle Menschen in Ihrem Land wieder ein sicheres und erfülltes Leben führen können.

Selbstverständlich stehen wir den Muslimen und allen Menschen der Ukraine als Medienplattform in Deutschland jederzeit zur Verfügung.

Mit aufrichtigen Grüßen
Wa Salaam

Für das Redaktionsnetzwerk der Islamischen Zeitung Deutschlands, Sulaiman Wilms

Diese Solidaritätsadresse wird mitgetragen von vielen Muslimen und Musliminnen aus Deutschland, aber auch Akademiker*innen, Künstler*innen und Publizist*innen aus den Bereichen Islamwissenschaft, Turkologie, Orientalistik und Osteuropawissenschaften.

Bei direkten Hilfsangeboten bzw. Nachfragen bezüglich Kontakten von Muslimen in Deutschland, islamischen Verbänden, Beratungsstellen, Akademikervereinigungen u.a. zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren. Wir leiten Hilfsgesuche gerne an kompetente Stellen weiter.

Wir begrüßen diese Initiative und verteilen diese Solidaritätsnote als Hilfsangebot.

Tuisa Hilft - Kurban

Dr. phil. Tetyana Samostyan, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
Dr. Hüseyin Çiçek, Universität Wien
Dr. Stephan Theilig, ICATAT, Berlin
Dr. Mieste Hotopp-Riecke, ICATAT, Magdeburg
Dzhemile Umerova, ICATAT & Initiative QIRIMLI
Dominik Napiwodzki, Initiative QIRIMLI Magdeburg
Monika Górka, Initiative QIRIMLI Magdeburg
Imam Benjamin Idriz, Penzberg
Iryna Riabenka, Journalistin, Hochschule Hannover
Dr. Ing. Roman Alieiev, Initiative QIRIMLI, München
Sarah Reinke, Adam-von-Trott-Stiftung, Imshausen
Dr. Volker Adam, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Fatih Yildiz, SCHURA – Rat der Islamischen Gemeinden in Hamburg e.V.
Henry Mertens, Freier Filmemacher, ICATAT Magdeburg
Torsten Sowada, Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V.
Hafez Chaban & Ammar Awaniy, Syrisch-Deutscher Kulturverein, Magdeburg
Jens Winter, Politikwissenschaftler, Brome
Axel Schneider & Maher Fakhoury, Vereinigung der Freunde Palästinas in Sachsen-Anhalt
Christian Grabow, M.A. Soziologie/Pädagogik, Minden

Recep Bilgen, Schura Niedersachsen – Landesverband der Muslime in Niedersachsen e.V.
Dr. Shams Ebadi, Kunstwissenschaftler, Magdeburg
Khallad Swaid, Deutsche Muslimische Gemeinschaft e.V.
Daniel Stahnke, Stiftung Islam in Deutschland
Belal el-Mogaddedi, Deutsche Muslim Liga e.V.
Dr. Muhammad Sameer Murtaza, Islamkundler, Bad Kreuznach
Mustafa Cimşit, Maimonides jüdisch-muslimisches Bildungswerk, Ingelheim
Deutsche Islam Akademie e.V., Berlin
Roman Kühn (Direktor) & Kamal Sido (Referent), Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen