Eckhard Ahmed Krausen schreibt über seine Fotografie und sein Langzeitprojekt, Islam in Europa sichtbar zu machen.
(iz). Geboren wurde ich im Jahre 1955 und wuchs in einer streng protestantischen Familie in einer überwiegend katholischen Region im Ruhrgebiet auf. Von Eckhard Ahmed Krausen
Aber es waren die kulturellen und politischen Umbrüche im Europa der 1960er und 70er Jahre, – die Jugendrebellion, die allgemeine Befreiung und das persönliche und das spirituelle Suchen – die meine Jugendzeit prägten.
Ich interessierte mich sehr für soziale und politische Angelegenheiten, Theologie und Geografie und reiste Ende der 1970er Jahre – im Rahmen meines Suchens nach dem Sinn des Lebens – nach Dänemark, wo ich mich niederließ und seitdem auch in Kopenhagen lebe. Von dort aus begannen in den folgenden Jahrzehnten meine zahlreichen Reisen durch die ganze Welt.
Auf meinen Reisen suchte ich nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Und besonders in Ägypten und im Sudan habe ich Menschen getroffen, die mein Leben verändert haben. Ihre Antworten auf meine Fragen führten später dazu, dass ich zum Islam konvertierte.
Weder meine Ausbildung zum Maschinenbautechniker in den 80er Jahren in Kopenhagen, noch die anschließenden Jobs danach, gaben mir jemals die gleichen Inspirationen wie die Fotografie, die mich schon seit meiner Kindheit interessierte.
Mit meiner ersten Spiegelreflexkamera, eine russische Zenit, machte ich meine ersten visuell-künstlerischen Experimente. In den 1990er Jahren befasste ich mich ernsthafter und professioneller mit der Fotografie. Von Anfang an empfand ich das Experimentieren mit Schwarz-Weiß-Fotos sehr interessant. Sowohl das Fotografieren als auch das Entwickeln in der Dunkelkammer.
In den 1990er Jahren erwarb ich meine erste professionelle Kamera, eine Canon mit Zusatzausrüstung. Sie wurde mein ständiger und einziger Begleiter für die nächsten Jahre. Ich entdeckte auch, dass das, worauf sich das Objektiv der Kamera fokussierte, mich zum Islam führte.
Das Interesse für Licht, Verschlusszeit, Bildausschnitt und Belichtung waren wichtige Elemente meiner eigenen Entdeckung zum Islam. Mit anderen Worten: Die Kamera war mein wichtigstes Werkzeug auf meiner spirituellen Reise zum Islam. Die Bedeutung des Lichts ist für mich eine Brücke zwischen dem Islam und der Fotografie.
Blick auf die Alhambra vom Mirador de San Nicolás im Albaycin von Granada, Spanien. (Foto: Eckhard Ahmed Krausen)
1992 konvertierte ich zum Islam. Es ist traurig zu erleben, dass ich selbst auch unter Muslimen in die Enge getrieben wurde. Deshalb wurde es für mich wichtig, Brücken zwischen verschiedenen Muslimen und zwischen Europa und dem Nahen Osten zu bauen.
Sowohl durch das Fotografieren der Heiligtümer des Islam in Europa als auch durch das Sichtbarmachen der vielen unterschiedlichen ästhetischen Ausdrucksformen, mit denen der Islam dargestellt wird. In Europa leben etwa 25 Millionen Muslime. Die Vielfalt des Islam in Europa ist einzigartig und genau das mache ich mit meiner Fotografie sichtbar.
Zunächst betrachtete ich meine Fotografien nicht als Projekt oder als eine Form der Dokumentation. Dass es wirklich so war, habe ich erst nach mehreren Jahren herausgefunden. Ich wurde von einem wunderschönen Buch über die Heiligtümer in der islamischen Welt inspiriert und es spornte mich an, die Heiligtümer des Islam in meinem Teil der Welt zu dokumentieren.
Sicherlich war der Islam in meiner Heimatstadt, in der ich aufwuchs, vertreten. Meine ersten echten Kontakte zu Muslimen entstanden während meiner vielen Reisen nach Nord- und Ostafrika, dann auf den indischen Subkontinent und nach Südostasien.
Dort habe ich den Islam entdeckt, aber auch, dass sich der Islam in den einzelnen Ländern unterschiedlich manifestiert. Ich sah Nuancen in den religiösen Praktiken der Muslime, in ihren Traditionen, Kulturen und Gebäuden. Und das faszinierte mich zugleich, weil ich mich für meinen Teil nicht in eine bestimmte Praxisform einordnen wollte.
Cambridge Central Mosque in England. Sie spiegelt den Beitrag des Islam zu den aktuellen Debatten über Nachhaltigkeit wider. (Foto: Eckhard Ahmed Krausen)
Es wurde zu meiner Aufgabe, zu zeigen, wie schön sich die Religion manifestiert, und ihre vielen verschiedenen ästhetischen Facetten zu dokumentieren. Ein deutscher Muslim sagte mir einmal, die Vielfalt ist das Salz des Essens – ohne Salz ist das Essen geschmacklos.
Das ist auch meine Erfahrung. Deshalb wollte ich mit meinen Fotografien gerade zeigen, dass der Islam vielfältig ist; dass eine Moschee nicht nur eine Moschee ist; dass die ästhetischen Erscheinungsformen des Islam viele verschiedene Elemente enthalten.
Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine Moschee die lokale Gemeinschaft widerspiegeln sollte, in der sie sich befindet. Dass die Architektur einer Moschee in Europa nicht unbedingt, wie eine Moschee im „traditionellen“ Stiel aussehen muss.
Ob das, wofür ich stehe, konventionell oder neu ist, kann ich nicht sagen. Aber die Fotografie ist im Laufe meiner jahrelangen Bemühungen zu meinem Freund im Islam geworden. Das Foto hilft mir zu verstehen, was Islam im europäischen Kontext ist und hoffentlich auch für den Betrachter.
Meine Bilder wurden auf zahlreiche Fotoausstellungen quer durch Europa und außerhalb erfolgreich gezeigt. Inzwischen habe ich zwei Foto-Text Bände in englischer/polnischer sowie in der dänischen Sprache herausgegeben. Zurzeit arbeite ich an einer deutschen Publikation.
Webseite des Autors: https://www.ahmedkrausen.com/