Massenexodus von Rohingya hält weiter an

Foto: Seyyed Mahmoud Hosseini, Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0.

Göttingen (GfbV). Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an Burmas Staatsrätin Aung San Suu Kyi appelliert, humanitären Helfern endlich freien Zugang zur Not leidenden Bevölkerung im nördlichen Rakhine-Staat zu gewähren. „Wenn der Exodus der Rohingya gestoppt werden soll, dann darf die humanitäre Hilfe für die Minderheit nicht länger blockiert werden. Bislang hält die Massenflucht aus den von Militärs zerstörten Dörfern weiter an“, sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Allein am Mittwoch sind wieder 4.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Weitere 2.000 Flüchtlinge warten an der Grenze darauf, dass ihnen im Nachbarland Schutz gewährt wird. Aung San Suu Kyi ist heute überraschend zu einem Blitzbesuch in den Rakhine-Staat gereist.
Bislang gewähren die Behörden Burmas nur dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes eingeschränkten Zugang zum nördlichen Rakhine-Staat. Helfer berichten von katastrophalen Zuständen in der Region. So wurden von Soldaten Felder, Erntespeicher und Vorräte gezielt zerstört, offensichtlich um die Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben. Mit Terror gegen die Zivilbevölkerung in den Dörfern haben burmesische Armee und verbündete buddhistische Extremisten zehntausende Rohingya aus der Region getrieben. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Zeid Al Hussein und die UN-Menschenrechtsexpertin für Burma Yanghee Lee werfen Burma ethnische Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Nachdrücklich kritisierte die GfbV Aung San Suu Kyis Pläne für eine schnelle Repatriierung der nach Bangladesch geflohenen Rohingya. „Noch fliehen die Rohingya in Massen aus Burma. Solange die Gewalt anhält, die Apartheid-ähnliche Ausgrenzung der Minderheit in Burma fortgeführt wird und die Regierung nichts tut, um eine Versöhnung zwischen muslimischen Rohingya und buddhistischen Rakhine zu fördern, ist es viel zu früh, an eine Rückführung zu denken“, sagte Delius. „Die Flüchtlinge sind überwiegend schwer traumatisiert und werden freiwillig nicht zurückkehren.“
Seit Ende August 2017 sind vor der Gewalt rund 611.000 Rohingya aus Burma nach Bangladesch geflohen. Somit haben schon mehr als die Hälfte der 1,1 Millionen Angehörigen dieser muslimischen Minderheit ihre Heimat verlassen.