Nach dem Staatsbesuch ist vor dem Tag der Offenen Moschee

Foto: Türkisches Präsidialamt

Köln (KNA). Der Präsident suchte das Pathos. „Unter dieser Kuppel sind wir alle gleich“, so Recep Tayyip Erdogan am letzten Wochenende im Schatten der imposanten DITIB-Zentralmoschee in Köln. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) hatte zur offiziellen Eröffnung einer der wichtigsten zeitgenössischen Moscheebauten in Westeuropa geladen. Gekommen waren rund 500 Ehrengäste, prominente Vertreter des gesellschaftlichen und politischen Lebens aus Deutschland blieben außen vor.
Dazu gab es unterschiedliche Interpretationen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ließ im Vorfeld verlauten, eine DITIB-Moschee sei „nicht der geeignete Ort“ für einen von ihm angestrebten „offenen Austausch und kritischen Dialog“. Er traf Erdogan stattdessen am Flughafen Köln-Bonn direkt nach dessen Landung aus Berlin, wo der türkische Präsident zuvor einen zweitägigen Staatsbesuch absolviert hatte.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Organisatoren ihr bis zuletzt nicht hätten zusichern können, bei der Eröffnung ebenfalls das Wort ergreifen zu dürfen. Der deutsch-türkische Politiker Mustafa Yeneroglu, der für Erdogans AKP im türkischen Parlament sitzt, widersprach: Natürlich wäre eine Rede von Reker möglich gewesen.
Zugleich beklagte er „juristische Haarspaltereien“, die ein echtes Fest verhindert hätten. Die DITIB hatte via Facebook dazu aufgerufen, nach Köln zu kommen. Die Stadt blockte die Großveranstaltung mit erwarteten 25.000 Menschen aus Sicherheitsgründen. Yeneroglu stellte eine „Missstimmung auf beiden Seiten“ fest – und lieferte damit eine Beschreibung des grundsätzlichen Dilemmas.
Denn einerseits ist die DITIB als eine der vier größten muslimischen Organisationen in Deutschland ein wichtiger Ansprechpartner für die Politik. Die von ihr vertretenen rund 960 Moscheevereine lassen sich davon abgesehen nicht über einen Kamm scheren, wie Ministerpräsident Laschet in der „tageszeitung“ betonte. Andererseits sorgt der Verband immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. Kritiker werfen dem Verband vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren und durch eine nationalistische Ausrichtung die Integration von Türken in Deutschland zu behindern.
Bisher sei noch nicht ausgemacht, ob überhaupt und wenn ja in welcher Form der Verfassungsschutz den islamischen Dachverband unter Beobachtung stellen wolle. „Das Bundesamt und die Landesämter für Verfassungsschutz stimmen sich dazu gerade ab“, sagte NRW-Innenminister Reul.
Für Bekir Alboga, der den Verband als eine Art Sprecher nach außen vertrat, gibt es laut Ditib-Pressestelle vorerst keinen Ersatz.