Nach der Hamburger Randale: Kurden gegen Muslime?

(iz). Der Krieg in Syrien hat unlängst auch europäischen Boden erreicht. Kam es in den letzten Jahren „nur“ zu Gräben zwischen Sunniten und Schiiten, entbrennt nun ein Konflikt zwischen Kurden und … Muslimen? Angeheizt vom Drama um Kobane im türkisch-syrischen Grenzgebiet protestieren Kurden deutschlandweit gegen „das tatenlose Zusehen der Staatengemeinschaft“. Unter ihnen sind jedoch auch Radikale, oftmals Anhänger der PKK. Gefundenes Fressen für die wiederum anderen Radikalen, Anhänger der Terrorgruppe IS.

In Hamburg und Celle trafen wütende Mobs aufeinander, verletzten sich und lösten eine Welle der Empörung aus. Spannend ist dabei die Frage, wie sich innerhalb so kurzer Zeit diese Massen an Gewaltbereiten mobilisieren ließen. Doch keine Zeit für Verschwörungstheorien, es bedarf Schlichtung.

Die Community sollte jeden Import von Konflikten kategorisch zurückweisen. Denn so schnell entstehen Phrasen wie „Kurden und Muslime“, welche suggerieren, dass ein Kurde kein Muslim sein kann und ein Muslim kein Kurde. Selbstverständlich ist das Unsinn. Wird hier bewusst mit Begriffen gespielt? Die Emotionalisierung Jugendlicher erwies sich in der letzten Zeit als äußerst effektiv. Und die Medien danken es. Im Internet liefern sich Fanatiker, die sich als Verteidiger aufspielen, Wortschlachten. Jeder wirft dem anderen Manipulation und Hetze vor. Manipulation wovon?

Die Schura Hamburg, ein Zusammenschluss der muslimischen Gemeinden, berichtete, dass die so genannten „Salafisten“ (oder Wahhabiten) zum Angriff auf eine kurdische Einrichtung aufgerufen haben. In Facebook meinen die vermeintlichen Salafisten hingegen, die Al-Nur Moschee in Hamburg vor den wütenden Kurden beschützt zu haben. Es kam zum Dementi der Moscheeführung. So sollen die mutmaßlichen IS-Sympathisanten die Moschee gegen ihren Willen besetzt haben und sogar handgreiflich geworden sein. Versagt hat vor allem die Polizei.

Die Unterteilung in Kurden und Muslime ist in diesem Kontext absurd. In Syrien und dem Irak sind vor allem auch Muslime Opfer des IS. Außer Acht darf man auch nicht lassen, dass der Großteil der Kurden muslimisch ist. Und wohl jeder Muslim würde vehement verneinen, dass die Terrormiliz IS, ihre Sympathisanten und ihre barbarischen Gräueltaten repräsentativ für die Muslime sind. Aber auch in Hamburg sind die Fronten nicht allzu klar.

Deutschlandweit kam es immer wieder zu Übergriffen auf Unbeteiligte, was bei manchem den Drang weckt, sich zu solidarisieren. Den Radikalen, egal aus welchem Lager, darf kein Raum gegeben werden. Ebenso darf kein erneuter türkisch-kurdischer Konflikt entstehen, schon gar nicht auf deutschem Boden. Kurdisch- und türkischstämmige Muslime in Deutschland sind Geschwister. Man muss es wiederholen, so selbstverständlich das auch klingen mag. Die deutsch-muslimische Community sieht sich eigenen Herausforderungen gegenübergestellt und sollte nicht die politischen Konflikte aus dem Ausland adaptieren.

Eine starke muslimische Gemeinschaft in Deutschland könnte glaubwürdiger Vermittler für Krisenherde außerhalb werden. Es bleibt nur der Aufruf zu Besonnenheit. Außenstehende sollten sich nicht instrumentalisieren lassen. Geschädigte sind letzten Endes erneut Muslime im Allgemeinen.