Überraschung bei Schülerleistung: Tägliche Fastenzeiten im Ramadan wirken sich laut einer Studie positiv auf muslimische Jugendliche aus – in Ländern mit muslimischer Mehrheit.
Köln (KNA/iz). Längere tägliche Fastenzeiten im Ramadan wirken sich laut einer Studie im Schnitt positiv auf die Schulleistung muslimischer Jugendlicher aus – zumindest in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. „Schülerinnen und Schüler, die einen intensiven Ramadan erlebt haben, erzielten im folgenden Jahr durchschnittlich bessere Schulleistungen“, erklärte der Kölner Professor für Wirtschaftsgeschichte, Erik Hornung, am Montag.
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Mehrjährige Auswertung von Daten zur Schülerleistung
Er und Forschende der Universitäten Konstanz und Bern werteten Daten von Achtklässlern in der internationalen Schulleistungsuntersuchung TIMSS sowie im europäischen PISA-Test über mehrere Jahre aus.
Der Effekt besserer Schulleistungen lasse sich anhand der TIMSS-Daten für Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung feststellen, hieß es. In Ländern mit mehrheitlich nicht-muslimischer Bevölkerung zeige sich der Leistungseffekt nicht. Die Auswirkung des Ramadan hänge unter anderem davon ab, ob die Mehrheit der Jugendlichen im direkten Umfeld ebenfalls fastet.
Muslimische Jugendliche holen bei Tageslänge auf
Das bestätigen laut den Forschenden auch die PISA-Daten aus acht europäischen Ländern: In Jahren mit längerer täglicher Fastendauer holten muslimische Jugendliche auf und reduzierten die Lücke zu anderen Schülern stärker als in Jahren mit geringerer Fastendauer.
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Dieser Effekt sei an Schulen mit hohem Anteil muslimischer Schüler größer als an Einrichtungen mit geringem Anteil. „Wir interpretieren das als einen weiteren Hinweis auf eine identitätsstiftende Wirkung des Ramadan, die sich positiv auf die Leistungen auswirkt“, so Hornung.
Berliner Imame helfen Schulen und SchülerInnen mit Leitfaden zum Ramadan
Zu den unnötig kontroversen Themen, die in Deutschland öffentlich ausgehandelt werden, gehört das Fasten im Ramadan. Insbesondere aufgeladen wird es behandelt, geht es um das Verhältnis von Schülerinnen beziehungsweise Schülern, Grundschulen und Eltern in diesem Monat. Seit einigen Jahren entzünden sich hier ohne Not Streitigkeiten, die mit Aufklärung auf allen Seiten und Begegnungen leicht zu lösen wären.
Öffentliches Fastenbrechen auf dem Gelände der Berliner Sehitlik-Moschee. (Foto: Ömer Sefa)
Berliner Imame veröffentlichen Leitfaden
Hierzu hat der Rat Berliner Imame im November 2022 seinen Leitfaden „Ramadan & Grundschule“ veröffentlicht. Mitgetragen wird das Dokument neben den Imamen von fünf weiteren Berliner Einrichtungen und Verbänden. Das Informationsangebot ist auch eine Konsequenz der vergangenen Jahre, als insbesondere die Frage von fastenden Schülerinnen und Schülern zu Reibungen mit Schulen und dem Lehrpersonal kam.
Neben einer allgemeinen Einführung in den Ramadan, seinen Kernelementen sowie der Praxis der Fastenden richten sich einzelne Kapitel an die drei wichtigsten Akteure des Themas: Grundschüler, Eltern und LehrerInnen.
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Mit der Handreichung werden die Kinder daran erinnert, dass verpflichtende Fasten für sie solange keine Obligation ist, bis sie die Pubertät erreichen. Sie können es machen, werden aber von den Imamen erinnert, dass sie den einen oder anderen Fastentag „nachholen“ können.
Ihre Gesundheit steht an oberster Stelle. Daher sollten sie immer „eine kleine Notration“ mit in die Schule nehmen, falls sie sich nicht wohlfühlen sollten. Grundsätzlich müssten sie verstehen, dass man für Allah und die Beziehung zum Ihm faste. Niemand könne es einem Grundschulkind auferlegen. Insbesondere dürfe Druck von Mitschülern keine Rolle spielen.
Eltern und Lehrer sind gefordert
Für ein harmonisches Erleben des Ramadan sind die Eltern gefordert. Der Leitfaden betont, dass Kinder ein gutes Vorbild brauchten. Sollte es sich zum Fasten entscheiden, brauche es Auswege, wenn es noch nicht so weit ist. Insbesondere müssten sie ihm „Gewissensbisse“ nehmen, wenn es das selbst gesetzte Ziel nicht erreicht. Dabei helfe ein aktiver Kontakt mit dem Lehrpersonal, wie sie das Kind bei den ersten Schritten mit dem Fasten erlebe.
Dieses wird ebenso in „Ramadan & Grundschule“ angesprochen. Als wichtige Bezugspersonen spielt deren Haltung zur Religion und dem Ramadan eine Schlüsselrolle. Verbote und Drohungen würden das Gegenteil eines erwünschten Ergebnisses erreichen. Im schlimmsten Fall könne ein Grundschulkind aus Trotz seine Grenzen überschreiten.
Kontakt: nbs-ev.de