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Harvard – Bildung in Trumps Amerika

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Juden und Muslime fühlen sich in Harvard nicht wohl. Dabei ist die Eliteuniversität ein Aushängeschild der US-Wissenschaft. (KNA/IZ). Die Universität Harvard steht seit Jahrhunderten für herausragende akademische Leistungen, bahnbrechende Forschung […]

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Pirandello oder die Sehnsucht nach dem Süden

Pirandello

IZ-Reiseblog: Unserem Autor begegnet der Schriftsteller Pirandello auf dem Weg durch Sizilien.

(iz). Die Sehnsucht nach dem Leben im Süden, ist sie Teil des modernen Spiels mit den Identitäten? Wir besuchen einen Ort mit dem sinnreichen Namen „Caos“. Dort, am Stadtrand von Agrigent, wurde am 28. Juni 1867 der Nobelpreisträger Luigi Pirandello geboren. Wie kein anderer beschreibt er Sizilien und seine Menschen. Das Geburtshaus des Schriftstellers steht heute auf unserem Besuchsprogramm.

Pirandello schuf unvergessliche Bilder von Sizilien

Seine sizilianischen Novellen, wie zum Beispiel „Ciàula entdeckt den Mond“, schaffen unvergessliche Bilder und gehören zum besten, was je geschrieben worden ist.

Der Titelheld ist ein junger Mann, der als Lastenträger in einer Schwefelmine in Sizilien arbeitet. Sein Leben ist hart, von Armut und Missachtung von seinem eigenen Umfeld geprägt. Er fürchtet die Dunkelheit und gilt bei den anderen Arbeitern als einfältig. Nach einem anstrengenden Tag wird Ciàula gezwungen, noch einmal mit einem schweren Korb Schwefel zur Oberfläche zu steigen, obwohl es bereits Nacht ist. Der Weg aus dem Labyrinth verläuft durch enge, dunkle Stollen – etwas, das ihm große Angst macht.

Doch als er aus dem Schacht tritt, geschieht das Unerwartete: Er sieht zum ersten Mal bewusst den Mond. Dieser Anblick löst in ihm eine tiefe emotionale Erschütterung und ein Staunen aus. Er ist überwältigt von der Schönheit der Welt – eine Offenbarung, die fast wie ein spirituelles Erwachen wirkt: „Groß, ruhig, wie in einem frischen, leuchtenden Ozean der Stille stand ihm der Mond gegenüber“.

Ein anderes Beispiel für die erzählerische Meisterschaft des Autors ist die Novelle „Da sé“. Die Geschichte dreht sich um einen Mann mittleren Alters, der in seiner Jugend als wohlhabend und angesehen galt, nun jedoch verarmt ist und mit den Konsequenzen seiner gescheiterten Existenz zu kämpfen hat.

Der soziale Abstieg und die Verzweiflung über seine Situation treiben ihn zu dem Entschluss, sich das Leben zu nehmen. Er ist der Meinung, dass der Tod die einzige Möglichkeit ist, der Belastung für seine Angehörigen zu entkommen. Er wandert in die Berge, um allein und abgeschieden zu sterben – weit entfernt von seiner Familie und ohne dass jemand von seinem Selbstmord ahnt.

Im letzten Moment entscheidet er sich jedoch, selbst zum Friedhof zu gehen, um seinen Angehörigen weitere Kosten zu ersparen. Auf diesem Weg, innerlich losgelöst von den Bindungen an die Welt, erfährt er das ganze Wunder des Seins.

Zwischen Absurdität und profundem Nachdenken

Diese Novellen zeigen Pirandellos Fähigkeit, das Absurde des Lebens mit einer tiefen philosophischen Reflexion zu verbinden. Der tragikomische Moment – das Aufeinandertreffen von Verzweiflung und Hoffnung – ist typisch für den Denker, der in seinen Arbeiten immer wieder den inneren Konflikt des Menschen untersucht.

Jenseits der materiellen Verhältnisse – egal ob es sich um Bauern, Tagelöhner, Bürger, Adelige, Unternehmer, Notare oder Ärzte handelt –, alle Figuren des Schriftstellers verbinden die Tragik der Existenz. Und, es sind Menschen, die Teil ihrer Heimat sind und gleichzeitig als universelle Gestalten verstehbar sind. Die Idee des Nationalismus wird ihnen nicht gerecht.

Eine der philosophischen Grundfragen, die Pirandello behandelt, ist die Frage nach der Identität. Für ihn ist die Realität ein kontinuierlicher Fluss, und alles, was sich von diesem Strom löst, stirbt. Die Wirklichkeit hat eine Vielzahl von Aspekten und ist nicht rational zu erfassen.

„Ach, Sie glauben, Konstruktion hätte nur mit Gebäuden zu tun? Ich konstruiere mich andauernd, und ich konstruiere Sie, und Sie tun dasselbe. Und die Konstruktion hält so lange, bis das Material unserer Gefühle zerbröckelt und der Zement unseres Willens zerfällt. […] Es genügt, dass der Wille ein wenig schwankt und sich die Gefühle in einem Punkt wandeln, ja auch nur geringfügig verändern, und dahin ist unsere Wirklichkeit!“ (Einer, keiner, hunderttausend, 1925)

Was kommt nach den Masken?

Was bleibt vom Menschen, wenn alle Masken gefallen sind? Für Luigi Pirandello lautet die Antwort: nichts, oder – schlimmer – zu viel. Nicht der Kern tritt zutage, sondern ein Durcheinander aus Rollen, Blicken, Zuschreibungen. Das Werk stützt keine Ideologie, nicht einmal die des Zweifelns. Der Mensch ist eine Bühnenfigur – aber ohne Stück, Regisseur oder Bühnengestalt, die ihm wirklich gehört.

In einer Welt, die nach Haltung verlangt sowie Klarheit, Zugehörigkeit und Weltanschauung verlangt, ist das ein Affront. Pirandello erklärt keine Alternative, ruft nicht zur Revolution auf. Er stellt sich nicht in eine Linie, gründet weder eine Schule, noch bekennt er sich zu einer Partei.

Seine Figuren – selbst die, die handeln – glauben nicht an das, was sie tun. Sie spielen, weil es verlangt wird, ohne zu wissen, wer sie sind. In einer Zeit, in der alle etwas sein wollen – eindeutig, sichtbar, richtig –, flüstert Pirandello: „Du bist nichts. Du bist viele. Du bist ein Spiegel im Nebel.“

Nur, fragen wir uns, auf einer Bank im Garten des Dichterhauses, ist der in diesem Sinne „identitätslose“ Mensch am Ende nur ein Spielball der politischen Mächte? Was verstehen wir heute unter Identität?

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Foto: Adobe Stock

Schlussfolgerungen der Moderne

Es ist kein Zufall, sondern die logische Konsequenz der Moderne, dass uns Muslime in den letzten Jahrzehnten Identitätsdebatten beschäftigen. Dabei ist es klar, dass wir in spiritueller Hinsicht, sei es im Gebet oder auf der Pilgerreise, anstreben die Identität aufzulösen.

Auf der anderen Seite ist es ein Segen, dass uns der Islam eine konkrete Rechtsposition gewährt, wir nicht nur einzelne Träger unseres Schicksals sind, sondern auch Eheleute oder Vertragspartner werden können. Muslimisches Sein definiert sich nicht durch die Masse.

Die individuelle und kollektive Dimension des Menschen ist aus unserer Sicht eine Frage der Balance. Niemand erreicht heute die heiligen Stätten, ohne einen Reisepass zu besitzen. Muslime sind mit Rechten und Pflichten versehene BürgerInnen des Rechtsstaates und Akteure der Zivilgesellschaft. Wir benutzen Sprachen, die Erklärungsmodelle ermöglichen und wir sind in der jeweiligen geografischen Situation – auf unterschiedlichste Weise – kulturstiftend.

Zu verstehen, dass die Identitäten fließend sind, wir im Alltag verschiedene Rollen annehmen, dass sich unsere Persönlichkeit permanent auflöst, verändert und entwickelt, ist die Quintessenz dieses Verständnisses der Moderne.

Foto: alphaspirit.it, Shutterstock

Die Beschäftigung mit europäischen Schriftstellern zeigt uns, welche Fragen in dieser Zeit zu beantworten sind. Sie sind Vorlagen für einen Dialog. Überhaupt ist das Lesen etwas, das wie die Bildung mit unserer Unabhängigkeit konstituiert. Nur in der Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen gewinnen wir die Souveränität im Umgang. Timothy Snyder schreibt in seinem neuesten Buch über den Kontext von Lesen, Bildung und Freiheit: 

„Unsere derzeitige Laune, die Vergangenheit aus meist selbstgerechten Gründen zu verwerfen, hat mit unserer technisierten Unfähigkeit zu tun, uns zu konzentrieren und zu tolerieren. Wir werden von einer Social-Media-Nemesis darauf trainiert, der Herde zu folgen und die Herde zu keulen. Doch wenn wir uns dem Lesen verweigern, tauschen wir nicht die Vergangenheit gegen die Zukunft ein. Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft. Wir tauschen die Vergangenheit gegen einen prekären Stillstand.“

Im Dichterhaus ist die Moderne eingezogen. Nach der Renovierung muss man eine App herunterladen, um das Gewirr von Schaubildern, Video-Präsentationen und alten Handschriften zu ordnen. Ein Chaos von Eindrücken auf engstem Raum. Nach dem Besuch der Ausstellung laufen wir über den Parkplatz zu einer Baracke, die mit der großen Aufschrift „Literaturcafé“ wirbt.

Vor dem Gebäude sitzen vier alte Männer und sonnen sich. Wir grüßen. Unsere Anfrage nach einem Cappuccino verneinen sie lachend. So etwas gibt es hier schon lange nicht mehr! Wir fragen, ob Bücher zum Verkauf stehen. Einer der Senioren steht auf, führt uns an die Tür des Cafés und zeigt auf einen Bücherschrank. Er ist leer.

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Den Propheten erfahrbar machen

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Bericht von einer Hamburger Ausstellung: Zum 9. organisierte die Al Manar Stiftung ein Wochenende über den Propheten.

(iz). Eine interaktive Ausstellung in der Hansestadt ermöglichte einen lebendigen Zugang zum Propheten Muhammad (s). Und bot Anknüpfungspunkte für eine positive Identifizierung.

Mit der Ausstellung „Eine zeitlose Reise der Barmherzigkeit“ bot die Hamburger Al Manar Stiftung am ersten Oktoberwochenende zum neunten Mal ein innovatives Angebot, insbesondere für Jugendgruppen, an. Damit wollte man den Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, und seine Botschaft in der heutigen Zeit verständlich machen. Wie die Stiftung mitteilte, plane man bereits die Ausstellung für das kommende Jahr.

Am 5. und 6. Oktober wurde den Besuchern die prophetische Biografie (arab. Sira) anhand von Workshops für Jugendliche, Vorträgen, Spielen und interaktiven Aspekten nahegebracht.

Der Träger (die Al Manar für islamische Bildung und Kultur in Hamburg) konzentriert sich unter anderem auf die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, so Moez Ben-Khemis. Der Hamburger war Ideengeber und Mitinitiator der Sira-Ausstellung bei ihrer Gründung. In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Projekte entwickelt. Neben diesem Angebot organisiert die Stiftung schon seit Jahren den beliebten Hamburger Ramadan Pavillon. Wie dieser soll sie nicht nur Wissen über den Islam fördern, sondern auch als Plattform für den interkulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis stehen.

Zu diesen pädagogischen Aspekten gehörte der Einsatz von Miniaturmodellen. Mit ihnen konnten die Besucher und Teilnehmer entscheidende Stationen des Gesandten Allahs – wie seine Auswanderung aus Mekka oder die frühe medinensische Gemeinschaft – räumlich erfahren.

Bei den Modellen – und weiteren Medien – findet nach Auskunft der Organisatoren ein Austausch mit zusätzlichen Trägern im In- und Ausland statt. So wurden einige der Modelle außerhalb von Deutschland hergestellt, weitere speziell für die eigenen Bedürfnisse angefertigt. Sie würden in Deutschland von mehreren Moscheegemeinden genutzt. Die Mehrheit der Plakate erstellte die Stiftung selbst, andere wurden von Bildungsträgern wie dem Internationalen Islamischen Stiftungswerk (IISW) übernommen.

Ein weiteres Angebot waren die Workshops für Kinder- und Jugendgruppen. Sie waren dem Altersdurchschnitt der jungen Gäste angepasst und behandelten inhaltlich keine bloß abstrakten Fragen, sondern griffen Aspekte der prophetischen Biographie und Persönlichkeit auf, die den VeranstalterInnen für die heutige Zeit relevant erschienen.

Die Hamburger Ausstellung fand nicht im luftleeren Raum statt. Sie griff aktuelle Themen auf, die insbesondere junge Muslime bewegen. So wurden beispielsweise in einem Seminar palästinensische Kunst thematisiert und auf dem Kulturabend am ersten Tag der Opfer von Konflikten gedacht.

Die Ausstellungsmacherinnen hatten es sich zum Ziel gesetzt, den Emotionen jugendlicher Muslime Ausdruck zu verleihen und sie durch die Beschäftigung mit dem Leben des Propheten Muhammad (s) in etwas Konstruktives und Positives zu verwandeln.

Foto: Al Manar Stiftung Hamburg

Chiraz Chaieb, Vorstandsvorsitzende der Al Manar Stiftung, erläuterte bei der Eröffnung das Konzept und die Intention des Projekts, das zum neunten Mal in Hamburg stattfand. Die Sira-Ausstellung ist eines der größten Angebote des Trägers, der sich Bildung auf die Fahnen geschrieben hat.

Man wollte alle Menschen erreichen, die sich für die prophetische Biographie interessieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Kindern und Jugendlichen in den Moscheegemeinden der Hansestadt. Sie sollten mittels innovativer Ansprache und Methodik „abgeholt“ werden.

Zu Beginn wurde verstärkt mit Miniaturmodellen über die mekkanische und medinensische Zeit des Propheten gearbeitet. Und in der Folge wurden interaktive Workshops selbst entwickelt, die sich mit verschiedenen relevanten Aspekten seiner Biografie und seines Lebens beschäftigten.

„Interaktiv bedeutet“, so Chaieb, „dass wir den Kindern nicht nur einen theoretischen Teil anbieten, sondern dass sie sich aktiv in den Prozess einbringen können.“ Sie sollen die Möglichkeit haben, sich die Inhalte aktiv zu erarbeiten. Das würde am Beispiel der Prophetenmoschee in Medina deutlich. Neben einem theoretischen Teil des Workshops konnten die Kinder das damals bescheidene Bauwerk mit selbst hergestellten Arbeitsmaterialien nachbauen und so erleben.

Zuerst bauten die jungen BesucherInnen die Mauer des Gebäudes mit Pappmodulen nach, über die dann ein nachgebautes Dach aus Palmenzweigen gelegt wurde, wie es damals in Medina üblich war. „Und so erleben wir das Ganze wirklich. Alle haben so schöne Erinnerungen.“

Foto: Al Manar Stiftung Hamburg

Frau Chaieb sieht sich durch die Ausstellung und ihr Konzept bestätigt. „Dass das jetzt zum neunten Mal stattfindet, zeigt ja auch, dass es ankommt. Es gibt eine Nachfrage und wir haben positive Erfahrungen gemacht.“ Insbesondere die Sira-Ausstellung wurde und wird von den Moscheegemeinschaften und ihren MitgliederInnen positiv aufgenommen.

Wie um die positive Resonanz zu unterstreichen, trifft die Kinder- und Jugendgruppe einer somalischen Moschee während des Gesprächs ein und wartet auf ihre Anmeldung. Während des gesamten Wochenendes sind auf dem Gelände junge Besuchergruppen unterschiedlichen Alters zu sehen, die offensichtlich aus anderen Moscheen kommen.

Ein weiteres Beispiel für das Bildungsangebot der Stiftung Al Manar mit Ausstellung war der Workshop zur kleinen Pilgerfahrt (‘Umra). Im Gespräch erklärte uns Kursleiterin Marwa Maskawi, wie der Kurs aufgebaut war. „Wir beginnen mit einem Kennenlernspiel und gehen auf das vorhandene Grundwissen ein.“ Nicht alle Kinder hätten den gleichen Wissensstand.

Anhand der Behandlung von Textmaterial – in diesem Fall Hadithen – erfuhren die TeilnehmerInnen etwas über die religiösen und spirituellen Vorzüge einer ‘Umra. Mit dem Wissen aus dem Quiz und der Textarbeit konnten die Kinder und Jugendlichen ein Video erstellen. Den Abschluss des Workshops bildete ein großes Modell der Kaaba in Mekka, anhand dessen sie die Rituale räumlich einordnen konnten.

Für die Seminar- und KursleiterInnen war es wichtig, die Kinder nicht einfach „frontal“ mit Informationen zu überschütten. Der interaktive Aspekt sei entscheidend, damit die Heranwachsenden „eine Erfahrung machen können“. Deshalb sei es zum Beispiel bedeutsam, dass der Nachbau einer Kaaba in ihrer Körpergröße gezeigt werde.

Es gehe ihnen um den Moment des Anschauens, so Maskawi. Dabei habe geholfen, dass eine Gruppe junger Gemeindemitglieder vor einem Jahr selbst die kleine Pilgerreise unternommen habe. Man habe die Dinge, die man den Kindern vermitteln wolle, selbst „hautnah erlebt“.

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Gottes Reich im Cyberspace. Über KI als Herausforderung für islamische Bildung

Herausforderung

Themenausgabe über soziale Medien und ihre Folgen: Die KI stellt eine Herausforderung für die islamische Bildung dar.

(iz). Im 20. Jahrhundert war es der Einfluss von Ideologien, die die Präsenz der Muslime in der Welt veränderte. In dieser Epoche fordern technologische Innovationen das Selbstverständnis der islamischen Lehre grundsätzlich heraus.

Die Aufgabe der Politik und der Religionen wird es sein, möglichst zeitnah überzeugende Positionen im Angesicht einer technischen Revolution zu entwickeln.

Orientierungen im Dickicht der Herausforderung

Der Historiker Yuval Noah Harari bietet mit seinem neuen Bestseller „Nexus“ eine Orientierungshilfe an. In einer kurzen Geschichte der Informationsnetzwerke zeigt er die fundamentale Bedeutung von Narrativen auf, die in Büchern verfasst wurden und heute durch das Internet im Umlauf sind und aktualisiert werden.

Die künstliche Intelligenz ist die erste Technologie, die in der Lage ist, unser Geschichtsverständnis zu ändern, selbständig Entscheidungen zu treffen und autonom Ideen zu entwickeln. Welche dramatischen Konstellationen sich in diesem Zeitalter am Horizont zeigen, ist das Thema seines Buches.

Hararis Ausgangspunkt ist zunächst die Bestimmung des naiven Informationsverständnisses, das im Sammeln von Informationen einen direkten Weg zur Wahrheit, Weisheit und Macht sieht. Hierher gehörte das alte Versprechen des Internets, uns einen Zugang zu unbegrenztem Wissen zu gewähren.

Ein populistisches Informationsverständnis begreift in dem Potenzial, Fakten zu verbreiten in erster Linie eine Umsetzung von Machtoptionen. Der Informationsfluss der Spätmoderne ermöglichte dabei die Massendemokratie und den Massentotalitarismus.

kurzmeldungen

Foto: Drew Ditty Graham, Unsplash

Begreifen wir Information?

Das komplexe Informationsverständnis versteht den notwendigen Zusammenhang von Wahrheit und Ordnung, die die Macht jeder Weisheit relativiert. Der Historiker erinnert daran, dass „weil ihnen Ordnung wichtiger ist als Wahrheit, die menschlichen Informationsnetzwerke oft viel Macht, aber wenig Weisheit hervorgebracht haben“. Die Information informiert nicht unbedingt über die Dinge. Sie formiert sie.

Es sind vor allem die Algorithmen der sozialen Netzwerke, die unsere politische Landschaft fundamental verändert hat. Ein Beispiel für die destruktive Wirkung der Steuerung von Aufmerksamkeit ist für Harari die Vorkommnisse in Birma im Umgang mit der muslimischen Minderheit der Rohingya.

Negativität ist einflussreich

Eine UN-Untersuchungskommission kam 2018 zu dem Ergebnis, dass Facebook durch die Verbreitung von hasserfüllten Inhalten eine entscheidende Rolle bei der ethnischen Säuberungskampagne gespielt habe.

Mit dem Ziel der Steigerung der Nutzerbindung hat das Netzwerk vor allem negative Meldungen bevorzugt. Die Algorithmen fanden mittels Versuche an Millionen von Nutzern heraus, dass Empörung eben diese Bindung erzeugt. Die politischen Folgen dieser Firmenphilosophie sind und waren fatal.

Sie trägt dazu bei, ein neues Gesellschaftssystem zu schaffen, das die niedersten Instinkte fördert und uns davon abhält, das gesamte Spektrum unseres Potenzials auszuschöpfen. Und – will man hinzufügen – das Prinzip dieser abgründigen Effizienz der Negativität hat schon längst zahlreiche Nachahmer in den konkurrierenden Print- und Onlinemedien gefunden.

Auf der Ebene dieser Gefahr ist es immerhin noch der Mensch selbst, der Programme schreibt und steuert, aber auch beendet. Das Verbot von automatisierten Nutzern, die massenhaft fragwürdige Informationen streuen, ist dabei eine logische und umsetzbare politische Forderung.

Warum ist es nicht möglich, zu verlangen, dass nur reale Personen, mit entsprechender Verantwortlichkeit, ihre Meinungen in den Informationsstrom einfließen lassen?

Die Lösung der Probleme, die aus der Anwendung von künstlicher Intelligenz entstehen, ist deutlich komplexer und besteht darin, dass alle Möglichkeiten der Selbstkorrektur dieser Systeme schwieriger werden. „Ein Informationsnetzwerk, das von anorganischen Computern beherrscht wird,“ schreibt Harari, „wäre auf eine Weise anders, wie wir uns das kaum vorstellen können.

Es sind weniger die autonom handelnden Roboter der Science-Fiction-Literatur, die uns hier Sorge machen sollten, sondern eher die subtile Verdrängung jeder menschlichen Eingriffsmöglichkeiten“.

Die künstliche Intelligenz eröffnet zum Beispiel völlig neue Dimensionen der Überwachung. In der Quantenmechanik verändert der Akt der Beobachtung subatomarer Teilchen deren Verhalten, das Gleiche gilt für den Akt der Observation von Menschen. Je leistungsfähiger die Beobachtungsinstrumente sind, desto größer ist ihre potenzielle Wirkung auf unsere Aktionen in einer – angeblich – freien Gesellschaft.

Gefahren für die Demokratie

Paradoxerweise ist für das Überleben der Demokratie eine gewisse Ineffizienz der Überwachung ein Vor- und kein Nachteil. Um die Freiheit des Einzelnen und die Privatsphäre zu schützen, ist es am besten, wenn weder die Politik noch mein Arbeitgeber alles über mich weiß. Unter den Bedingungen der Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz wird diese Realität für BürgerInnen in weite Ferne rücken.

Eine der größten Neuerungen, die sich aus der Anwendung der KI ergibt, ist zweifellos ihre Fähigkeit der Mustererkennung in der Analyse gigantischer Datenmengen. Viele Technologien und Systeme, die gesellschaftlichen Verhältnisse an sich, werden so komplex, dass sie von einem Einzelnen nicht mehr verstanden werden.

Schon heute entscheiden Computerprogramme über die Kreditwürdigkeit von Bankkunden, erfinden neue Finanzprodukte, bestimmen in den USA das Strafmaß von Verbrechern oder ermöglichen die Massenüberwachung des Verhaltens von Passanten mit Videokameras. Die Pointe ist dabei, dass die Anwender dieser Intelligenz selbst nicht mehr erklären können, wie ihr Computer, der die verbindlichen Ergebnisse produziert, zu seinen Resultaten kommt.

Was bedeuten KI und soziale Medien für den Glauben?

Im Feld des Glaubens deuten sich ebenso atemberaubende Visionen an. Es könnten attraktive und mächtige Religionen entstehen, deren Schriften von KI verfasst werden. Die neuen Gläubigen – im Sinne einer vollkommenen Leib-Seele Trennung – genießen so die unbegrenzten Möglichkeiten einer digitalen Welt, ein Reich Gottes, dass potenziell von den Gesetzen der Biologie und sogar der Physik befreit ist. Aber auch die Wirklichkeit der etablierten Religionen wird unter den Bedingungen der Computerwelt nicht stillstehen.

Schon heute wirkt eine Heerschar religiöser, „allwissender“ Influencer, die in den sozialen Netzwerken tausende Fragen der Nutzer beantworten und den Einfluss der Imame in den Moscheegemeinden bereits weit übertreffen. Die selbsternannten ReligionslehrerInnen verkörpern nicht selten ein hypermoralisches Wertesystem und fördern ein populistisches Informationsverständnis.

Werden Muslime künftig die künstliche Intelligenz nutzen, um ihre eigene Religion besser zu verstehen? Wie die Religionsgemeinschaften ihren Bildungsanspruch, herausgefordert von der virtuellen Welt, bewahren, ist eine offene Frage. Ein Ziel wird sein, in dieser Hinsicht ist der allgemeine Ansatz Hararis fragwürdig, philosophische Erkenntnis und religiöse Offenbarung nicht zu einer bloßen Information zu degradieren.

Im Kontext der Praxis ist die Publikation des Sozialpsychologen Jonathan Haidt „Generation Angst“ eine Pflichtlektüre für Eltern, Erzieher und Religionslehrer. Die Verlagerung der Energie und Aufmerksamkeit junger Menschen von der physischen Welt in die virtuelle hat aus seiner Sicht katastrophale Folgen. Die zwischen 1997 und 2012 geborene Generation Z kennt eine Wirklichkeit ohne Internet und Smartphones nicht.

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Foto: marino, Adobe Stock

Eine Generation im Netz

„Der hohe Anteil der Kinder und Jugendlichen, die soziale Medien, digitale Spiele und Streaming-Dienste in einem die Gesundheit gefährdenden Ausmaß nutzen, ist besorgniserregend. In jeder vierten Familie äußern Eltern Unsicherheiten und Unterstützungsbedarf bei der Anleitung ihrer Kinder“, erklärt Prof. Dr. Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg.

Eine aktuelle Studie der DAK zeigt, dass inzwischen mehr als sechs Prozent der Minderjährigen abhängig von Computerspielen und sozialen Medien sind. Als mediensüchtig gilt nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wer in einem Zeitraum von einem Jahr die Kontrolle über sein Nutzungsverhalten verloren hat, sich aus anderen Lebensbereichen zurückzieht.

Jonathan Haidt zeigt in seiner Untersuchung die ganze Palette der psychologischen Probleme, von Depressionen bis zu Konzentrationsstörungen, die das Leben junger Menschen erfasst hat. Das Erziehungsmodell der Moderne sieht er in einer grundsätzlichen Krise.

Auf der einen Seite werden Kinder und Jugendliche behütet, mit dem Ziel sie von allen realen Gefahren und Risiken des Alltags zu schützen. Andererseits kümmern wir uns zu wenig um die Abgründe der virtuellen Welt, auf die sie mit Hilfe ihrer Smartphones treffen.

Diese „paranoide Erziehung“ ist eine Folge des Zusammenbruches der Solidarität unter Erwachsenen. Die Bildung unserer Kinder wird zunehmend eine Privatsache oder zur Staatsaufgabe. „Wenn aber Erwachsene sich heraushalten und einander nicht mehr bei der Kindeserziehung unterstützen“, schreibt Haidt „sind alle Eltern auf sich allein gestellt“.

Das Erziehungsproblem ist für den Wissenschaftler eine solidarische Aufgabe mit dem Ziel, den Einfluss der virtuellen Welt, insbesondere auf junge Menschen, zurückzudrängen. Die langfristigen Gefahren der Transformation von Jugendlichen zu Nutzern und Konsumenten sind offensichtlich: „Social-Media Plattformen sind die effizientesten Konformitätsmaschinen, die jemals erfunden wurden“ urteilt der Autor.

Neben konkreten Forderungen zum Schutz der Nutzer gegenüber den Netzwerkangeboten sieht er in der Einübung von Spiritualität ein echtes Gegengewicht. Entsprechende Lehren fördern eine Gegenwelt zu dem Erfahrungsraum sozialer Medien.

Im Mittelpunkt dieser existentiellen Erfahrungen stehen weder die Angst oder ein permanenter Informationsfluss, sondern das Vertrauen. Die Dimension der Ehrfurcht bewirkt neurophysiologische Veränderungen, einen geringeren Fokus auf das Selbst und ein gesteigertes Empfinden von Sinnhaftigkeit.

Die Frage ist klar: Vermitteln die realen, muslimischen Gemeinschaften weiterhin derartige Erfahrungshorizonte? Die Lage ist ernst. Arno Kleinebeckel beschreibt sie auf Telepolis: „In den internetbasierten Parallelwelten wandelt sich die Conditio humana unserer Jugend auf beängstigende Weise. Die schillernde Utopie einer gigantischen Leere, das ist ihr neues Zuhause. Ein verpixeltes, de-realisiertes Zuhause, eines, das den Anschein von Sein erzeugt, aber in Wahrheit unsere Kinder zu Phantomen macht.“

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„Deutsch und muslimisch zu sein ist kein Widerspruch“

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Interview mit den Machern des Projekts „Muslimische Spuren in deutscher Heimat“. Jetzt haben sie ein Buch herausgegeben. (iz). Die IZ sprach mit Vertretern des Projektes „Muslimische Spuren in deutscher Heimat“. […]

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DITIB als relevanter Bildungs-Akteur

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Imam-Ausbildung und Religionsunterricht: Der Moscheeverband DITIB setzt sein Engagement fort. (iz). Jenseits aller Debatten, Streitigkeiten und Kritik seitens der deutschen Politik hat sich der größte Moscheeverband in der Bundesrepublik, die […]

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Saba-Nur Cheema zu Muslimfeindlichkeit: „Bildungsbereich hat Bekämpfung nicht auf dem Schirm“

Saba-Nur Cheema Muslimfeindlichkeit CLAIM Lage Politik

Saba-Nur Cheema: Die Politologin und Anti-Rassismustrainerin über Muslimfeindlichkeit  in Kitas und Schulen. (ZEOK e.V.). Auf Initiative des Bundesministeriums des Innern und für Heimat wurde der sogenannte Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (kurz: […]

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Bildung und Beruf: Junge Flüchtlinge stehen vor Herausforderungen

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Junge Flüchtlinge stehen bei Bildung und Beruf vor mehreren Herausforderungen für einen Erfolg. (iz). Obwohl die deutsche Integrationspolitik weiterhin recht umfassend ist, weisen Experten darauf hin, dass die vollständige Einbindung […]

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Stufen des Wissens – Bedeutung der muslimischen Jugendbildung

Wissen Aischa

In Sachen Wissen war In manchen Perioden die Bewahrung das wichtigste für die Muslime, in anderen Handlung oder seine Verbreitung.

‚Abdullah ibn Al-Mubarak sagte: „Der Anfang des Wissens ist Absicht, dann Zuhören, dann Verstehen, dann Handlung, dann Bewahrung, und dann Verbreitung.“ (zitiert nach Qadi ‚Ijad, Tartib Al-Madarik)

(iz). Diese sechs Stadien von Wissensaneignung, -verwirklichung und -weitergabe kennzeichnen die höhere Bildung des Islam seit der Zeit der Prophetengefährten. Die individuelle wie soziale Verantwortung für die Verwirklichung jeder Stufe war nach Zeit und Ort verschieden.

In manchen Perioden war die Bewahrung das wichtigste für die Muslime, in anderen Handlung oder Verbreitung von Wissen. Nichtsdestotrotz sind alle (von der Absicht des Schülers bis zur Übermittlung durch den Lehrer) miteinander verbunden und können nicht getrennt voneinander existieren.

Betrachten wir die Lage junger Muslime und ihrer Suche nach Wissen, dann sollten wir uns an diesen Vermittlungsprozess erinnern. Jede Erkenntnis – und jede Handlung – beginnt mit der Absicht. Die Vermittlung von Wissen ist eine wechselseitige Beziehung; nicht nur zwischen Schülern und Lehrern, sondern auch zur Gemeinschaft als Ganzer.

Eine Betrachtung dieser Phasen zeigt auch, wie ihre Bedeutung in praktischer Hinsicht einzustufen ist, um den erzieherischen Aussichten kommender Generationen gerecht zu werden. Wir müssen uns auch fragen: Was sind die Möglichkeiten für junge Muslime, die heute Wissen wollen?

Welche Gegebenheiten braucht es, in denen „Zuhören, Verstehen, Handlung, Bewahrung und Vermittlung“ möglich sind? Wissen beginnt mit der Absicht, es zu erwerben. Daraus folgert die nächste Frage: Wie wichtig ist Bildung für junge, europäische Muslime, die am Anfang ihrer Bemühungen stehen?

Foto: IZ Medien

Wissen braucht Absicht

Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Wahrlich, die Taten sind entsprechend den Ansichten.“ Ich möchte hier nicht wiederholen, was klassische Gelehrte über Bildung und Absicht sagten, sondern eher die Art Fragen stellen, die unser Verständnis dafür erweitern, welche Absichten via-á-vis der Bildungslage im heutigen Europa nötig sind.

Es gibt hier zwei wichtige Aspekte. Der eine ist, dass die Bildung junger Muslime im Wesentlichen eine Frage dynamischer Gemeinschaften ist. Dazu zählt, dass ihnen die Kompetenz gegeben wird, zu lehren und das erworbene Wissen mit Leben zu erfüllen.

Der andere Aspekt ist die Notwendigkeit von ganzheitlicher Bildung, die nicht nur die Schaffung von Gelehrten in den traditionellen Wissenschaften zum Ziel hat. Vielmehr braucht es Gelehrte aller Wissenszweige, die für die wachsende muslimische Gemeinschaft in Europa von Nutzen sind.

Das „islamische“ Element im Schlagwort der „islamischen Erziehung” wird nicht einfach nur durch Lehrinhalte festgelegt, sondern auch dadurch, wie, wo und warum gelehrt wird. Nicht nur Themen sind „islamisch“, sondern viel mehr noch ihre Absicht, die Vermittlungsmethode und die Realisierung dieses Wissens.

Es ist daher entscheidend, dass wir Zugang zu Bildungseinrichtungen und lebendigen Gemeinschaften haben, in denen das geschehen kann. Die traditionellen Wissenschaften müssen gelehrt werden – wir brauchen neue Generationen europäischer ‚Ulama; aber auch neue Generationen, die in Geschichte, Philosophie, Literatur, Politikwissenschaft etc. versiert sind.

Die Absicht kann nicht nur die Schaffung von Bildungseinrichtungen für Muslime in Europa sein. Sie muss auch zum Entstehen einer Gemeinschaftskultur führen, in denen jedes Wissen bejaht und als natürliche Komponente der Schaffung eines lokalen Islam vermittelt wird. Natürlich muss alles mit dem Qur’an und den klassischen Wissenschaften des Dins beginnen.

Zuhören – Istima

Wir sollten uns der Tatsache bewusst sein, dass traditionelle Erziehung – entsprechend der überlieferten Methoden – nicht im Kontext eines modernen universitären Auditoriums stattfinden kann – auf keinen Fall aber ohne erhebliche Komplikationen. Das Medium mag nicht vollkommen dessen Inhalt sein, aber es beeinträchtigt ihre Übermittlung. Das Medium formt den Sender und den Empfänger des Inhalts.

Das soll nicht bedeuten, dass wir einfach so die Umgebung zurückweisen könnten, in der wir leben. Das gleiche gilt für die uns umgebende Technologie. Die Mehrheit der jungen Muslime wird mehrheitlich in den Denkmustern der modernen Bildung erzogen. Dazu gehören Universitäten und Technologie. Wir müssen diese Realität anerkennen. Aber zugleich ist sie eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Nur eine junge, gebildete Generation, die ihre eigene Zeit versteht, wird dem gewachsen sein.

Ein Beispiel dafür ist die rapide zunehmenden online-Seminare, -Kurse und andere Gelegenheiten, um sich Wissen der islamischen Tradition anzueignen. Es fehlt gewiss nicht am Wunsch, den Gelehrten des Islam zuzuhören – sei es online oder auf einer Veranstaltung.

Die Gefahr besteht allerdings, dass das zu einer anderen Form von Unterhaltung wird und der Lernprozess mit dem dem Zuhören endet. Erziehung als Entertainment hat sich als nützlich bei der populären Verbreitung von islamischem Wissen erwiesen. Aber dies kann die tiefe Suche nach Erkenntnis nicht ersetzen, die Jahre der Aneignung braucht.

Hier stehen wir vor der Herausforderung der Technik, die – auf die gleiche Art und Weise wie die moderne Universität – dazu tendiert, Wissen zu vergegenständlichen. Es wird von seinem lebendigen Kontext getrennt und ohne eine gründliche Begegnung mit dessen essenziellem Zweck und seiner Bedeutung angeboten.

Zuhören (Istima‘) impliziert eine beiderseitige Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Dabei hört der letztere anfänglich zu. Hier wird auf Erfahrung beruhendes Wissen weitergegeben. Das Verhältnis ist vergleichbar mit der Beziehung eines Meisters zu seinem Lehrling.

Dies ist die Bedeutung des arabischen Wortes für Erziehung, „Tarbija“, oder die aktive Pflege von Wachstum. Es ist auch die Bedeutung eines anderen arabischen Wortes, „Ta’dib“, die Einimpfung von Adab – eine äußere und innere Verfeinerung dank der Übertragung von Wissen.

Meine Erfahrung – sowohl mit dem Studium an europäischen Universitäten, als auch in muslimischen Zusammenhängen – hat meinen Eindruck verstärkt, dass der Hauptunterschied nicht in dem besteht, was gelehrt wird.

Vielmehr besteht er empirischen Verständnis, das von muslimischen Lehrern vermittelt wird. Einem Lehrer zuzuhören kann nicht in einem Klassenzimmer stattfinden, in dem Wissen von der gelebten Realität getrennt ist und nur vorgetragen wird. Ist dies der Fall, dann enden wir mit einer ähnlichen Situation, in der Erziehung zu Unterhaltung wird und in welcher der Prozess von Verstehen, Anwendung und Vermittlung verfälscht wird.

Es ist möglich zu sagen, dass Erziehung darum kreist, den Schüler an einen Ort des Lernens zu bringen. Dieser Akt besteht in seiner Unterweisung, wie er Wissen sucht, es sich aneignet und existenziell erfährt. Wenn der Schüler den Zustand oder den Ort des Lernens nicht erreicht (an dem sich Erziehung unabhängig vom Lehrer fortsetzt), dann gibt es keinen Übergang zur nächsten Phase.

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Verstehen – Fahm

Verstehen („Fahm“ auf Arabisch) wird von den klassischen Lexikographen als „Vorzüglichkeit des Intellekts in Anbetracht seiner Fähigkeit, das in Frage kommende Thema der Untersuchung schnell zu verstehen“ definiert.

Der Zustand der muslimischen Erziehung in Europa ist kein Darura-Phänomen. Es handelt sich hier nicht um eine Krise, die uns zwingen würde, unsere Tradition zu kompromittieren. Vielmehr stehen wir einer Herausforderung gegenüber, die als Chance zu begreifen ist.

Auch wenn sich das westliche Erziehungssystem und seine Universitäten wohl seit einem Jahrhundert in einem Auflösungsprozess befindet, dürfen wir die noblen Aspekte seiner Tradition nicht vergessen. Wir sollten uns nicht so einfach von ihr abwenden.

Wenn die kommenden ‚Ulama – aufgewachsen und erzogen in Europa –in der Lage sind, die Beziehung zwischen islamischer Gelehrsamkeit und ihrer Anwendung in der modernen Welt zu verstehen, dann können sie das nicht alleine tun. Sie brauchen andere muslimische Akademiker, die ihnen eine Breite des Wissens und der Perspektiven offerieren.

Jeder Faqih, der die klassischen Texte studiert hat, muss die Zeit und den Kontext verstehen, in denen er lebt. Aber dieses Verständnis ist in vielen Fällen eine Einsicht, für die andere Fachleute konsultiert werden müssen, um zu einem passenden und umsetzbaren Weg zu gelangen, mit der gegenwärtige Lage umzugehen. Daher muss die traditionelle Vermittlung der klassischen Wissenschaften des Islam auf neue Studiengebiete treffen.

Nicht, um eine neue Mischform zu kreieren, sondern um sich gegenseitig zu informieren. Ein offenkundiges Beispiel der letzten Jahrzehnten ist eine Beziehung zwischen den Rechtsgelehrten, die sich mit wirtschaftliche Fragen beschäftigen, und den Wirtschaftshistorikern, die sich Fachkenntnis über die Theorie und Praxis moderner Finanzsysteme erarbeitet haben. Ohne gegenseitigen Austausch kommt es zu keinem Verständnis.

Dies belegt, wie wichtig es ist, dass sich junge Muslime auf neuen Gebieten spezialisieren und daher ein neues Verständnis anbieten, um die Zukunft des Islam in Europa zu formen. Dabei kann es sich um Geschichte, Philosophie, Soziologie, Technologie, Geografie oder andere Wissenschaften handeln.

All dies sind Studienfächer, in denen die Gelehrten des Islam überragende Leistungen erbrachten. Nicht, um der Tradition zu widersprechen, sondern um zu einem Verständnis ihrer Gegenwart zu gelangen und um dadurch zur Aktivierung des Dins beizutragen. Damit meine Themen, die beim Verständnis der heutigen Zeit helfen.

Viele junge Muslime setzen ihre Studien an Universitäten fort – was gut und schön ist. Aber in beinahe allen Fällen ist eine Beratung nötig, wie ein Studium in solch einer Umgebung zu bewerkstelligen ist. Wenn die kommenden Generationen den maximalen Nutzen daraus ziehen sollen, dann braucht es authentische Hilfe für die muslimischen Jugend, die an Universitäten studiert.

Gleichermaßen besteht Bedarf nach Neugründung einer Gemeinschaft der Gelehrten – ähnlich einer Gilde –, um die Anleitung und Ausbildung der Studenten durch den dauerhaften Kontakt mit Gelehrten zu ermöglichen; egal, ob es sie einen universitären Hintergrund oder einen in den traditionellen Wissenschaften des Islam haben.

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Handlung – ‚Amal

Die Bedeutung von Wissen und Erziehung offenbart sich, wenn sie zu einer Veränderung führt – eine innere Vervollkommnung und eine Verbesserung der äußeren Gemeinschaft. Dafür ist es notwendig, dass eine Handlung in Übereinstimmung zu dem steht, was in den vorangegangenen Stadien beabsichtigt, übermittelt und verstanden wurde. Ohne Realisierung des übermittelten Wissens wird Erziehung zu nichts mehr als „Ta’allum“, einem bloßen Lernen von Routine und Information.

Beinahe alle Worte des Arabischen leiten sich aus dreiteiligen Wurzeln ab. Es ist eine Sprache, die auf Verben beruht – auf dem Tun, dem Handeln und der dynamischen Realität der Existenz. Ebenso wie die Lebensweise des Islam ist das Arabische ein Idiom, das nur durch äußere Handlung in Übereinstimmung mit einem inneren Erkennen verstanden und verwirklicht wird. Wenn die Grundlagen unserer Bildung darauf aufbauen, müssen sie zu Handlung und zu Aktivierung führen.

Wir müssen uns davor hüten, zu abstrakt in unserer Forderung zu sein. In Beziehung zu spezifischen Themen der Bildung bezieht sich Handlung im Wesentlichen auf den Gebrauch und die weitere Anwendung von vermitteltem Wissen. Bildung war im Islam niemals ein Ziel an sich. Es muss im Kontext des gesellschaftlichen Engagements stattfinden.

Die Bedeutung der Erziehung für die muslimische Jugend Europas kann ohne die direkte Anwendung der erworbenen Kenntnisse nicht eingeschätzt werden. Dazu gehören der Unterricht jüngerer Studenten, die Assistenz bei Gelehrten oder auch das Engagement in den Gemeinschaften, denen man angehört.

Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, was bekannt dafür, dass er jungen Männern mit Fähigkeiten und gutem Charakter erhebliche Verantwortung übertrug. So bildete er sie und brachte die Generationen der Gefährten und ihrer Nachfolger hervor, die das Wissen des Islam an alle Ecken der Welt brachten. Sie lernten durch Praxis, dem Miteinander-Sein mit anderen und durch direkte Anwendung.

Al-Hakim überlieferte, wie ‚Ali ibn Abi Talib sagte: „Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, schickte mich in den Jemen. Also sagte ich ihm: ‚Gesandter Allahs, ich bin ein Jugendlicher, der zwischen ihnen urteilen soll. Und ich weiß nicht, was das Wesen meines Urteils ist.‘ Er schlug auf meine Brust und sagte: ‚Oh, Allah, leite sein Herz recht und stärke seine Zunge.‘ Bei dem Einen, Der das (Getreide-)Korn spaltet, ich habe keinen Zweifel bei dem Fällen eines Urteils (in einem Streit) zwischen zwei (Leuten) gehabt.“

Auf der einen Seite haben wir das Du’a (Bittgebet) des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, aber auf der anderen Seiten verweist der Bericht auf die Sunna der Übertragung von Verantwortlichkeit und Möglichkeiten zum Lernen durch praktische Erfahrung.

Es gibt eine weitere, sehr bekannte Aussage des Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben: „Handelt nach dem, was ihr wisst, und Allah wird euch lehren, was ihr nicht wisst.“ Praxis und Umsetzung sind notwendige Schritte einer weiterführenden Bildung.

Dazu gehört die Zusammenarbeit der Leute des Wissens. Auf die gleiche Art und Weise, wie die frühen Rechtsschulen (Madhdhahib) Gilden des Rechts waren, brauchen wir Gilden für die heutigen Gelehrten. In unserer Lage betrifft dies sowohl solche, die im akademischen Leben aktiv sind, als auch jene, die in den traditionellen Wissenschaften versiert sind.

Bildung im Islam hatte immer die Form eines Lehrverhältnisses, bei dem der Schüler graduell Wissen erwirbt und es graduell in die Praxis umsetzt – durch die Weitergabe an neue Schüler und durch die Anwendung im persönlichen Leben. Daher ist die Erziehung der muslimischen Jugend nicht nur für diese von Bedeutung, sondern für die Lehrer selbst, die Schüler brauchen, denen sie ihr Wissen weitergeben können.

Sie ist ebenso wichtig für die lokale Gemeinschaft, in der sich Wissen ausbreitet und in der es umgesetzt werden muss. Diese beiden Aspekte sind die nächsten Stadien des Erziehungsprozess, wie er von ‚Abdullah ibn Al-Mubarak umrissen wurde: Bewahrung und Verbreitung.

Foto: Osman Hamdi Bey, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 2.0

Bewahrung – Hifdh

Nur was sich ändert, bleibt, und nur was sich erneuert, wird erhalten. Natürlich geht es hier nicht um die Reform oder Neuerschaffung unserer Tradition. Islam ist per Definition nicht – und kann nicht – in einer Krise sein und benötigt auch keine Reform. Wir jedoch brauchen neue Generationen, die bereit sind, das traditionelle Wissen im heutigen Kontext anzuwenden. Dies steht in Zusammenhang mit dem arabischen Wort „Tadschdid“, das im wörtlichen Sinne „Erneuerung“ bedeutet.

Aber in seiner Essenz bezeichnet es die Belebung der islamischen Lebensweise auf einer sozialen Ebene. Seine Leute sind als Mudschaddid oder – im Plural – Mudschaddidun bekannt. Sie sind diejenigen, die die Lehren des Islam oder seine Lebensweise aktivieren; entweder durch ihr eigenes Wissen oder, indem sie die Hilfe von Wissenden in Anspruch nehmen. Die letzteren wissen, wie die bewahrte Tradition in Relation zur heutigen Zeit auf angemessene Art und Weise angewandt werden kann.

Dies ist Hifdh, Bewahrung. Der Kern des Begriffes verweist auf Bedeutungen wie schützen, verteidigen, beobachten, beibehalten, aufrechterhalten und – natürlich – auch auswendig lernen; insbesondere den Qur’an. Jeder Hafidh des Qur’an weiß, dass das Gelernte immer wieder verbessert, rezitiert und im Alltag angewandt werden muss. Jede Rezitation des Qur’an ist eine neue Rezitation. Und es finden sind – in Relation zum eigenen Leben – immer wieder neue Bedeutungen darin geborgen.

Allah sagt, dass der Qur’an bis zum Jüngste Tag geschützt bleibt. Die ganze Geschichte hindurch wurde dies durch die Übertragung von einer Generation auf die nächste, die seine Worte rezitiert, getan. In der gleichen Art und Weise blieb auch der Islam erhalten.

Nicht durch Stagnation, sondern durch die Tatsache, dass neue Menschen und Gemeinschaften ihn akzeptierten, errichteten und seine Tradition weitergaben. Diese Einrichtung, Übermittlung und der Schutz des Wissens kann nicht nur durch Wandel oder nur durch Bewahrung geschehen. Es braucht beide Elemente.

Die neuen Generationen sind verantwortlich für diesen gesellschaftlichen Wandel und die Bewahrung der Tradition. Dies ist auch der einzige Weg, das Wissen weiter zu verbreiten und den Islam für die Menschen in Europa zu bringen. Jetzt sind wir bei der letzten Phase des Bildungsprozesses angelangt: Verbreitung.

Foto: DIRECTMEDIA Publishing, gemeinfrei

Weitergabe – Naschr

Nuschr bedeutet sich ausbreiten, entfalten, öffnen oder propagieren. Seine Wurzel bildet auch die Grundlage des Wortes für Auferstehung (arab. nuschur). Einerseits ist der Bildungsprozess ein Kreislauf: Wenn der Schüler voranschreitet, wird er derjenige sein, der die nächsten Generationen unterrichtet. Erneuerung befindet sich jedoch im Kern jeder gesunden Erziehung und daher beinhaltet der Prozess der Vermittlung die Öffnung und Entfaltung von Wissen für neue Leute.

Da wir über Bildung in nicht-muslimischen Ländern reden, liegt die Bedeutung der Wissensverbreitung unter ihnen – Muslime genauso wie Nichtmuslime – auf der Hand. Der effizienteste Weg dafür beginnt gewiss mit der Bildung der jungen Generationen.

Wie wir gesehen haben, sind alle vorherigen Stadien miteinander verbunden. Wenn es sich um die Verbreitung von Wissen handelt, dann geschieht dies durch Handlung. Sie ist wichtig, weil sie das Verständnis und die Aktivierung neuer Leute erhöht; Menschen, die unterschiedliche Hintergründe und Traditionen haben, wenn sie in den Bildungsprozess eintreten. Das war in der ganzen islamischen Geschichte immer der Fall.

Ein bekanntes Beispiel dafür waren die Perser – mit ihrem besonderen Hintergrund und ihrer Tradition der Gelehrsamkeit. Sie waren überragend in der frühen Entwicklung der arabischen Sprachwissenschaft und wurden Meister der arabischen Grammatik.

Ein anderes Beispiel wäre natürlich die große Wissenstradition, die sich in der osmanischen Khilafa entwickelte, als der Islam eingerichtet war und jahrhundertelang blühte. In unserer Zeit könnten es durchaus die neuen Generationen europäischer Muslime sein, die ähnliche Beiträge zur Entwicklung der weltweiten muslimischen Gemeinschaft leisten. Das letzte ist vielleicht einer der wichtigsten Aspekte der Erziehung einer muslimischen Jugend.

Foto: C. Media / Peter Sanders

Daher ist es unsere Verantwortung, die Europäer um uns herum zum Islam einzuladen. Neue muslimische Generationen – mit tiefem Verständnis ihrer eigenen Tradition und der sie umgebenden Zusammenhänge – sind der Schlüssel zur Ausbreitung des Wissens und der sozialen Realität des Islam. Historisch war die Einladung zum Islam immer ein gradueller Prozess.

Jener hat in Europa erst begonnen. Auch, wenn wir nicht wissen, wie er enden wird, wissen wir mit Sicherheit, dass es die neuen Generationen gebildeter Muslime sein werden, die ihn voranbringen, inscha’Allah.

Schlussfolgerung

Es ist Zeit, dass wir zum Ausgangspunkt zurückkehren. Wenn die Verwirklichung und Vollendung dieses erzieherischen Vorgangs unseres Absicht ist, dann sind wir uns über seine Bedeutung und Rolle bei der Schaffung der Zukunft des Islam in Europa einig. Eingangs wurde deutlich, dass die Wichtigkeit der Bildung nicht nur primär dadurch verwirklicht wird, was unterrichtet wird, sondern auch warum, wie und wo gelehrt wird. Hinzuzufügen wäre noch, durch wen gelehrt und von wem gelernt wird.

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Das Aachener IISW bieten Bildungsmaterial zur Geschichte an

Geschichte

Mit „Wandel der Geschichte der Islamischen Welt“ sollen die historisch-politischen Entwicklungen der Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches sowie der Arabischen Halbinsel dargestellt werden. (iz). Die Existenz ist in steter Veränderung befindlich. […]

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