UN fordert Waffenruhe in Idlib – Unicef alarmiert

Foto: Salah Malkawi | World Food Programme
New York/Amman (KNA). UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat sich über die Offensive syrischer Regierungstruppen in Idlib besorgt gezeigt und eine sofortige Waffenruhe gefordert. Er warnte am Dienstag in New York vor einer humanitären Katastrophe im Nordwesten Syriens und vor einer neuen Flüchtlingswelle Richtung Türkei. Mindestens 80.000 Menschen seien dort bereits geflüchtet, viele Zivilisten getötet oder verletzt worden. Das Kinderhilfswerk Unicef sprach sogar von mehr als 130.000 Flüchtlingen, darunter 60.000 Minderjährige.
UN-Sprecher Stephane Dujarric zufolge sind Dutzende Gemeinden nahe Hama, Idlib und Aleppo von Beschuss und Luftangriffen getroffen worden. „Die UN drängen alle Parteien dazu, den Schutz von Zivilisten sicherzustellen und anhaltenden und ungehinderten Zugang aller humanitären Parteien zu erlauben, um allen in Not lebensrettende Hilfe zukommen zu lassen“, sagte Dujarric.
Nach derzeitigen Informationen haben sich Tausende Kämpfer in Idlib verschanzt; rund drei Millionen Zivilisten sollen sich im Kampfgebiet aufhalten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Aufnahme weiterer Flüchtlinge abgelehnt, da sein Land bereits 3,7 Millionen Syrer aufgenommen und keine Kapazitäten mehr habe. Die türkische Armee ist mit einzelnen Rebellengruppen in Idlib verbündet. Ihr Ziel ist ein Sicherheitskorridor auf syrischem Gebiet zur Ansiedlung von in der Türkei lebenden Flüchtlingen.
Russland unterstützt die Angriffe der Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad auf Idlib. Über die Ergebnisse russisch-türkischer Gespräche über ein Ende der Gewalteskalation am Montag in Moskau wurde bisher nichts bekannt.
Nach Angaben von Unicef kamen bei den Kämpfen im Nordwesten Syrien allein im Dezember 65 Kinder ums Leben, nachdem in den ersten neun Monaten 2019 bereits mehr als 500 Kinder in dem Bürgerkriegsland getötet oder verletzt worden seien. Besonders Familien litten unter der Gewalt und verstärkten durch ihre Flucht den Druck auf die Flüchtlingslager in der Region. Trotz besonderer Gefährdung durch Temperaturen am Gefrierpunkt müssten viele Familien unter freiem Himmel leben. Der Unicef-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, Ted Chaiban, forderte die Kriegsparteien in Amman auf, den humanitären Zugang zu den Flüchtlingen gewähren, um lebensrettende Hilfe für hunderttausende Kinder in den Kampfgebieten Syriens leisten zu können.