Wirtschaftlicher Druck auf IS-Gebiete nimmt zu

Bonn (KNA). Die in Syrien und im Nordirak aktive Terrorgruppe «Islamischer Staat» (IS) gerät nach Einschätzung der Welthungerhilfe wirtschaftlich unter Druck. Die Gruppe habe den Anspruch, eine Grundversorgung für die in dem von ihr beherrschten Gebiet lebenden Bevölkerung sicherzustellen, sagte Generalsekretär Wolfgang Jamann nach einer Reise in die Türkei und den Nordirak am Donnerstag in Bonn. Dies einzulösen, falle den IS-Kämpfern offenbar immer schwerer, weil die Erlöse etwa aus dem Erdöl-Handel zurückgingen.

«Es gibt Anzeichen dafür, dass der IS humanitäre Hilfe zulässt», so Jamann weiter. Das bedeute allerdings nicht, dass sich an der Bedrohung der Helfer durch die Islamisten bereits in naher Zukunft etwas ändern werde. Solange diese selbst Zielscheibe von Angriffen seien, bleibe es unmöglich, die Menschen in den IS-kontrollierten Gebieten zu erreichen. «Das ist das eigentliche Drama», so Jamann. Die Welthungerhilfe unterhalte derzeit keine Kontakte zu den Terroristen; einige andere Hilfsorganisationen bemühten sich jedoch darum.

Im Nordirak gibt es nach Angaben Jamanns derzeit rund eine Million Binnenflüchtlinge; auf Nahrungsmittelhilfe sind demnach 8,2 Millionen Menschen angewiesen. Die Entwicklung in der Region in den kommenden Monaten lasse sich schwer abschätzen. Für das Frühjahr rechneten Beobachter mit neuen Offensiven des IS und der gegen sie kämpfenden Kurden. Dies könne zu neuen Flüchtlingsströmen führen, aber auch dazu, dass Menschen in befreite Gebiete zurückwollten.

Dies bedeute für die Nichtregierungsorganisationen einerseits, sich auf weitere Nothilfemaßnahmen einzustellen, so die Welthungerhilfe. Andererseits gelte es, sich auf eine mögliche Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Städte und Dörfer vorzubereiten. Dort hinterlasse der IS oftmals verbrannte Erde in Form von zerstörter Infrastruktur und verminten Häusern und Feldern.