39 Prozent der Sachsen wollen Muslimen Zuwanderung untersagen

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Wäre am kommenden Sonntag im Freistaat Landtagswahl, würden sich die Machtverhältnisse verschieben: CDU und SPD hätten keine Mehrheit mehr. Dafür legt die AfD in der Wählergunst zu.
Dresden (dpa). Jeder vierte Wähler in Sachsen würde einer neuen Umfrage zufolge die AfD wählen. Das ergab eine am Dienstag veröffentlichte repräsentative Befragung von Infratest dimap im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Die AfD legt demnach um 15,3 Prozentpunkte auf nunmehr 25 Prozent zu. Eine schwarz-rote Landesregierung in Sachsen hätte dagegen derzeit keine Mehrheit. Die CDU komme auf 34 Prozent, die SPD auf 12 Prozent. Bei der Landtagswahl 2014 hatten beiden Parteien zusammen noch knapp 52 Prozent eingefahren.
Das sei ein Ergebnis, „worüber man sich nicht freuen kann“, sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich MDR Aktuell. Der CDU-Politiker erklärte das schlechte Abschneiden von Schwarz-Rot auch mit „gegenwärtig schwierigen Zeiten“ – etwa der Flüchtlingskrise. „Die AfD sammelt alles das, was an Unzufriedenheit ist, zusammen“, sagte Tillich. Sie müsse aber keine Verantwortung übernehmen.
Auch ein Bündnis aus SPD, Linken und Grünen hätte laut Umfrage im Moment keine Mehrheit in Sachsen: Die Linke verliert knapp drei Prozentpunkte und kommt auf 16 Prozent. Die Grünen legen 1,3 Prozentpunkte zu und liegen nun bei 7 Prozent.
Zugleich wurde bei der Befragung deutlich, dass das Vertrauen in die Politik schwindet: Jeder dritte Bürger traut laut Umfrage derzeit keiner Partei zu, die wichtigsten Aufgaben im Freistaat zu lösen – 15 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage vor der Landtagswahl 2014.
Eine weitere am Dienstag veröffentlichte Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut dimap bestätigt, dass viele Sachsen mit der derzeitigen Politik unzufrieden sind. Dem von der Staatsregierung in Dresden in Auftrag gegebenem „Sachsen-Monitor“ zufolge vertraten 62 Prozent der gut 1000 Befragten die Meinung, dass Deutschland eine „starke Partei“ brauche, die „die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“. Ebenso viele wünschten sich „eine starke Hand“. Zugleich meinten aber 85 Prozent auch, dass eine lebensfähige Demokratie ohne politische Opposition nicht denkbar wäre.
Darüber hinaus glaubten 69 Prozent der Befragten nicht, dass die in Deutschland lebenden Muslime „unsere Werte“ akzeptierten. 39 Prozent sind dafür, Muslimen die Zuwanderung zu untersagen. 18 Prozent der Sachsen glauben, dass Deutsche „anderen Völkern von Natur aus überlegen“ sind. Das Meinungsforschungsinstitut hatte von Anfang August bis Anfang September erstmals politische Einstellungen der Bevölkerung und ihre Haltung zur Demokratie abgefragt.
„Man soll sich auch keine Illusion machen, dass diese ganzen Einstellungen nur auf Sachsen begrenzt sind“, sagte dimap-Geschäftsführer Reinhard Schlinkert. Im Freistaat seien sie „vielleicht in manchen Ausprägungen etwas stärker als im Rest der Bundesrepublik“. Befragungen zeigten aber immer wieder, dass rund die Hälfte aller Deutschen der Aussage „Es macht mir Angst, dass so viele Flüchtlinge kommen“ zustimmten. Vor dem Hintergrund des relativ geringen Ausländeranteils in Sachsen seien die Ressentiments gegenüber Fremden jedoch schon „ein bisschen extremer“.

Ein Kommentar zu “39 Prozent der Sachsen wollen Muslimen Zuwanderung untersagen

  1. Zunächst einmal ist es nicht verwerflich, wenn Menschen der Aussage “Es macht mur Angst, dass sie viele Flüchtlinge kommen” zustimmen. Es ist durchaus berechtigt, dass Menschen sich vor Veränderungen fürchten. Problematisch ist eher, dass rechte Hetzer diese Angst nutzen und noch befeuern. Noch problematischer ist es, wenn Politiker der sog. etablierten Parteien ebenfalls in dieses Horn blasen. Und ebenso problematisch ist, wenn aus der Angst der Menschen vor einem vermeintlichen Flüchtlingsstrom Diskriminierungen z.B. für Muslime folgen.

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