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Jerusalem: Bundesregierung fordert Deeskalation nach Gewalt am Heiligtum

Jerusalem
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Die Bundesregierung hat nach Gewaltausbrüchen am Haram al-Scharif in Jerusalem alle Seiten zur Deeskalation aufgerufen.

Berlin (dpa/iz/KNA). Die Bundesregierung hat nach Gewaltausbrüchen am Haram al-Scharif in Jerusalem alle Seiten zur Deeskalation aufgerufen. „Die Ausschreitungen der vergangenen Nacht am Tempelberg erfüllen uns mit Sorge. Die Raketenangriffe in der Nacht von Gaza auf Israel verurteilen wir klar“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin.

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Feiertage in Jerusalem respektieren

Damit alle Gläubigen die anstehenden Feiertage Ramadan, Pessach und Ostern in Würde und Frieden begehen könnten, „darf es jetzt zu keiner weiteren Eskalation kommen“. Dafür sei es essenziell, dass die zuständigen israelischen, palästinensischen und jordanischen Stellen weiter im engen Austausch blieben. Das jüdische Pessach-Fest hat am Mittwoch begonnen und dauert eine Woche.

Der Sprecher ergänzte, in den vergangenen Wochen hätten teils mehrere zehntausend muslimische Gläubige täglich in Ruhe und Sicherheit auf dem Tempelberg Gebete und Festlichkeiten im Zuge des Ramadan begehen können, „auch dank einer engen Absprache zwischen den beteiligten Behörden.

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„Kein Öl ins Feuer gießen“

Dies gilt es aus Sicht der Bundesregierung fortzuführen.“ Alle, die Einfluss auf die Lage hätten, stünden in der Verantwortung, „dass jetzt kein weiteres Öl ins Feuer gegossen wird und alles zu tun, um die Lage zu beruhigen“.

Wegen des Status als besetztes Gebiet gelte für das Handeln israelischer Stellen in Ostjerusalem das humanitäre Völkerrecht, das sowohl die Pflicht zur Sicherung der öffentlichen Ordnung als auch das Gebot der Verhältnismäßigkeit beinhaltet, erklärte der Sprecher des deutschen Außenministeriums.

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Zugleich wisse man, dass auch an diesem Ort „immer wieder leider auch Akteure, Gruppen mit provokativen Absichten zugange sind, sowohl von palästinensischer als auch von israelischer Seite“. 

In jedem Fall solle Gewalt immer das letzte Mittel sein und besonders der Schutz von Zivilpersonen im Vordergrund stehen. Und für den Tempelberg als politisch und religiös besonders sensiblen Ort gelte dies in ganz besonderem Maße.

Zuvor hatten Konfrontationen auf dem Tempelberg Sorgen vor einer weiteren Eskalation in Nahost geweckt. Nach Angaben der Polizei wurden rund 350 Menschen festgenommen. Ein Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas verurteilte das Vorgehen der Polizei. Kritik kam auch aus Jordanien, Ägypten, Saudi Arabien und der Türkei.

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„Gewaltexzesse“: Zentralrat der Muslime meldet sich zu Wort

„Bilder über die jüngsten Gewaltexzesse in und um die Al-Aqsa Moschee sind sehr verstörend und machen uns als Religionsgemeinschaft tief betroffen“, erklärte der Zentralrat der Muslime am gleichen Tag.

Er verurteile jeglichen Gewalteinsatz und forder die israelischen Sicherheitskräfte gemeinsam mit den Hütern der Heiligen Stätte auf, alles daran zu setzen, damit diese angespannte Lage nicht weiter eskaliert.

„Wir beten für die Verletzten der letzten Nacht und bitten unseren Schöpfer, dass in #Jerusalem, als religiöse und historische Stätte der drei abrahamitischen Weltreligionen, Frieden einkehrt. Wir appellieren an alle Gläubigen den Fastenmonat Ramadan, das christliche Oster- und das jüdische Pessachfest, welche alle drei in diesen Tagen zusammenfallen, zu achten, zu respektieren und zu schützen.“

Palästinensisches Kirchenkomitee fordert Schutz für Heiligtümer

Das Leitungskomitee für Kirchenangelegenheiten der Palästinensischen Behörde hat internationalen Schutz für das palästinensische Volk und seine heiligen Stätten gefordert. Nach Zusammenstößen zwischen muslimischen Gläubigen und der israelischen Polizei auf dem Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, rief der Vorsitzende des Gremiums, Ramzi Khoury, die politisch Verantwortlichen weltweit am Mittwoch dazu auf, „diesem blinden Wahnsinn Einhalt zu gebieten, den Angreifer zur Rechenschaft zu ziehen und die barbarische Aggression gegen Kultstätten zu beenden“.

Khoury bezeichnete das Vorgehen Israels als brutale Aggression sowie „Unterdrückung und Misshandlung, die sich über alle menschlichen Werte hinwegsetzen“. Die Besatzungsmacht Israel ziele darauf ab, den Status quo zu ändern und jüdischen Extremisten zu ermöglichen, ihre Rituale wie das rituelle Schlachtopfer am Pessachfest auf dem Tempelberg zu feiern.

Damit bringe „die Regierung der rassistischen Rechten“ die Region an den „Abgrund eines Religionskrieges, dessen Folgen nicht absehbar sind“. Das palästinensische Volk werde seine christlichen und islamischen heiligen Stätten verteidigen.

In der Nacht zu Mittwoch war die israelische Polizei unter anderem mit Blendgranaten und Gummigeschossen gegen Palästinenser vorgegangen, die sich nach den nächtlichen Ramadan-Gebeten in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg verbarrikadiert haben.

Nach israelischen Polizeiangaben wurden 350 Palästinenser festgenommen. Laut dem Palästinensischen Roten Halbmond wurden sieben Palästinenser verletzt. Die Polizei habe die Sanitäter daran gehindert, die Verletzten zu erreichen.

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas, sein Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh, das jordanische Außenministerium sowie weitere arabische Länder verurteilten das israelische Vorgehen und warnten vor unabsehbaren Folgen für die Region.