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Mehr Erfolg für Muslime durch Medienkompetenz

Ausgabe 356

netz medien
Foto: Freepik.com

Es hilft nicht, einfach nur auf „die Medien“ zu schimpfen. Stattdessen brauchen Muslime vor allem Medienkompetenz und aktive Teilnahme.

(iz). Für das Jahr 2025 hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) in seinem Bericht zur Einschätzung ­globaler Risiken die Bedrohung durch Desinformation und Fehlinformation auf Platz 5 gesetzt. Wer an der Realität und der Bedrohung durch eine nicht oder falsch informierte Öffentlichkeit in medialisierten Gesellschaften zweifelt, braucht sich nur in den Kommentarspalten ­großer Medien oder in sozialen Netzwerken zu tummeln. Das Ergebnis eines nur bruchstückhaften Überblicks sollte sensiblen Gemütern zu denken geben.

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Foto: Bjoern Wylezich, Shutterstock

Medienkompetenz: Verschiedene Mechanismen und Prozesse verstehen

Insbesondere bei neuralgischen Debattenthemen mit gesellschaftlichem Spaltpotenzial, wie dem Thema Migration in der Bundesrepublik Deutschland, wirken verschiedene Prozesse. Sie reichen von individualpsychologischen Effekten über die Einflussnahme ausländischer Staaten oder Milliardäre bis hin zur fatalen Wirkung von Algorithmen auf sozialen Plattformen. Sie alle beeinträchtigen die Fähigkeit von Bürgerin­nen und Bürgern sowie ganzer Staaten, existenzielle Fragen souverän und aufgeklärt zu behan­deln – wenn nicht gar zu lösen.

Ein Gegenmittel neben Common Sense sowie einer rational geführten Debatte ist ein Mindest­maß an Medienkompetenz. Die Fähigkeit zum kompetenten, effektiven und kritischen Umgang mit Medien versetzt BürgerInnen und ihre Inte­ressengruppen in die Lage, aktiv an gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen zu können. Sie umfasst neben der Fähigkeit zur souveränen Mediennutzung auch die kritische Distanz zu den Medien, das notwendige Maß an Selbstreflexion und die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme an medienvermittelter Kommunikation.

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Larmoyanz ist kein Ersatz

Wir Muslime haben uns angewöhnt – und das mit einigem Recht – auf „die Medien“ zu schimpfen. Betrachtet man mehr als zwei Jahrzehnte Islamberichterstattung nach dem 11. September 2001 und die verzerrten „Islam­diskurse“, so ist diese Wahrnehmung nicht unbe­gründet.

Aber selbst wenn sie zutreffen sollte, gibt es wenig Grund, sich als „Opfer“ der herrschenden Verhältnisse zurückzulehnen und darauf zu hoffen, dass es der vermeintlich Andere schon in unserem Sinne richten wird. Larmoyanz ist keine Haltung, die wir uns angesichts der gegenwärtigen Situation und unserer eigenen spirituellen Grundlagen leisten sollten.

Laut BMI leben in Deutschland grob geschätzt 5,5 Mio. Muslime. Alle im Bundestag vertretenen Parteien haben zusammen ca. 1,17 Mio. Mitglieder. Wir können unsere Untätigkeit nicht dauerhaft mit fehlenden Zahlen oder mangelndem realen Potenzial begründen, sondern müssen wie bei anderen Fragen langsam „in die Gänge kommen“.

Islamberichterstattung

Foto: Lara Solanki

Auf drei Ebenen wichtig

Für Muslime in Deutschland ist Medienkompetenz auf drei Ebenen ein wichtiges Thema, das wir angehen sollten: auf individueller, in der Familie sowie in Moscheen und ihren verschiedenen Gemeinschaften.

Jeder Einzelne kann einiges tun, um seinen individuellen Umgang mit Medien zu verbessern. Dazu gehören: Nicht nur selektiv lesen, sondern sich für eine mediale Bandbreite professioneller Medien öffnen. So halten wir uns den eigenen Meinungskorridor offen. Die Wirkung bekannter psychologischer Mechanismen bei sich selbst erkennen und aktiv daran arbeiten.

Für die Entwicklung eines selbstbewussten ­Umgangs von Kindern und Jugendlichen spielt das Elternhaus eine wichtige Rolle. Muslimische Eltern können einiges zur Förderung beitragen: Begleitung und offene Kommunikation mit ­ihrem Nachwuchs. Sie sollten ein Auge darauf haben, welche Medien wie konsumiert werden. Und sie müssen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Handys und Tablets werden nicht ­verschwinden. Umso wichtiger wäre es, den Nachwuchs im kreativen Umgang mit diesen Medien zu fördern.

Medien und der souveräne Umgang mit ihnen gehören in das Portfolio von Moscheen, Gemeinschaften und Dachverbänden. Ihre Bildungsarbeit sollte dies ebenso widerspiegeln wie der Umgang der Imame in ihrem Unterricht. Darüber hinaus müssen die größeren Zusammenschlüsse die Wirklichkeit und Bedeutung von Medien realisieren, den effektiven Umgang mit ihnen fördern und den Bestand eines freien und kompetenten Journalismus von Muslimen bei Wissen und materieller Ausstattung mit absichern. Diese Aufgabe kann uns niemand abnehmen.

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