Nach den antimuslimischen Riots im Sommer wird erneut eine Kampagne gegen britische Muslime gefahren. Medien und soziale Netzwerke zündeln dabei mit.
(iz). Stellen Sie sich vor: Ihr eigenes Haus wird mit Steinen und Eiern beworfen. Ein Familienmitglied wird auf der Straße von einer wütenden Gruppe angegriffen, weil sie als Muslimin bzw. als Enkelin von Einwanderern aus Pakistan erkannt wird. Oder eine ganze Gemeinschaft bzw. ethnische Gruppe wird beschuldigt, etwas mit organisiertem sexuellem Missbrauch von Mädchen und Frauen zu tun zu haben.
Ist das eine dystopische Fiktion in einem liberalen Rechtsstaat? Leider nicht. So etwas passiert. Im Sommer gab es in Großbritannien gewalttätige Unruhen. Und im Moment wird gegen pakistanisch-stämmige Muslime im Vereinten Königreich eine Kampagne gefahren. Dabei sind teilweise die gleichen Akteure beteiligt, die zuvor die Gewalt des Mobs angefacht hatte.
Die Darstellung von „asiatischen Sexbanden“, die es auf weiße britische Mädchen abgesehen hätten, wurde von einigen Medien aufgegriffen. Das hat zu Panik geführt, die sich unverhältnismäßig stark auf männliche Muslime konzentriert.
Rechtsextreme Gruppen haben sich diese Thematik zunutze gemacht, um die Stimmung gegen Südasiaten anzuheizen und muslimische Gemeinschaften ins Visier zu nehmen. Obwohl Untersuchungen des Innenministeriums zeigen, dass die Täter, die Kinder sexuell missbrauchen, in der Regel weiß sind, konzentriert sich die Berichterstattung oft auf pakistanische muslimische Männer.
Foto: LimeSpiked, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 2.0
Medien gegen britische Muslime
Studien zeigen, dass Hassverbrechen gegen britische Muslime stark zugenommen haben. 38 % aller Hassverbrechen betreffen Muslime. Außerdem erleben viele muslimische Schülerinnen und Schüler Diskriminierung oder Gewalt.
Medien und soziale Netzwerke wie Elon Musks Plattform X tragen eine besondere Verantwortung. Im schlimmsten Fall können sie Spannungen verschärfen und durch falsche Informationen Gewalt auslösen. Am 12. Dezember hat das Centre for Media Monitoring (CFMM) einen Bericht veröffentlicht. Darin geht es um Vorurteile in der britischen Berichterstattung.
Der Sender GB News ist laut dem CFMM ein besonders schlimmes Beispiel, verglichen mit BBC und Sky News. Im Jahr 2023-24 hat GB News in 50 % der Berichte über Muslime und den Islam eine Rolle gespielt. Die Berichte waren meistens negativ.
Die Berichterstattung von GB News habe sich zu stark auf Muslime konzentriert. Das wirke fast wie „Besessenheit“ und habe Muslime oft schlecht dargestellt. Erhebungen wie vom CFMM warnen, dass diese Berichterstattung zu Gewalt und Diskriminierung gegen muslimische Gemeinschaften anstiften könnte und möglicherweise zur vergifteten Atmosphäre beigetragen hat, die die Unruhen im Sommer 2024 umgab.
Darüber hinaus ergab eine Umfrage, dass die meisten Briten zwar keine antimuslimischen Ansichten vertreten, aber 30 % von ihnen fest an mindestens ein solches Stereotyp glauben. Diese Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Maßnahmen gegen Hass und Muslimfeindlichkeit in der britischen Gesellschaft und ihren Medien zu ergreifen.
Im Vergleich dazu wurde bei anderen großen Sendern wie BBC und Sky ein ausgewogenerer Ansatz festgestellt: Die BBC machte 32 % der Erwähnungen von Muslimen oder des Islams aus. Bei der Nachrichtensparte von Sky waren es 21 %.
Obwohl sich die Studie in erster Linie auf GB News konzentrierte, wies sie auch auf ein umfassenderes Problem der „strukturellen und systematischen Voreingenommenheit“ in der britischen Medienberichterstattung über Muslime hin. Allerdings wurde GB News als der problematischste Sender unter den britischen Sendern in Bezug auf anti-muslimische Voreingenommenheit herausgestellt.
Urheber: James Duncan Davidson | Lizenz: CC BY-NC 3.0
Elon Musk und X sind ganz vorne mit dabei
Soziale Netzwerke, vor allem X und sein Besitzer Elon Musk, tragen eine große Verantwortung. Sie haben Lügen und falsche Informationen über britische Muslime verbreitet. Das hat die Unruhen in England und die jetzige Kampagne mit angeheizt.
Mehrere Punkte deuten darauf hin, dass Musks Aussagen zu solchen Themen nicht auf genauen Informationen basieren und zur Verbreitung von Falschinformationen über den Grooming-Skandal in Großbritannien beitragen.
Es gibt mehrere Beispiele für Musks Verhalten:
- Er hat sich während der Unruhen in Großbritannien hetzerisch geäußert. So sprach der Oligarch davon, ein „Bürgerkrieg“ sei unvermeidlich.
- Er verbreitete Desinformationen und Verschwörungstheorien. Zum Beispiel behauptete er, muslimische Flüchtlinge seien für die Gewalt verantwortlich, obwohl das längst widerlegt wurde.
- Musk unterstützt Extremisten wie Tommy Robinson. Dieser ist bekannt dafür, dass er gegen Muslime hetzt.
Seine Handlungen haben zu Kritik seitens britischer Regierungsbeamter und anderer geführt. Sie sind der Ansicht, dass seine Äußerungen die Demokratie untergraben und die anti-muslimische Stimmung im Land schüren.