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Rüdiger scheitert mit Anzeige

EM 2024 spektakel rüdiger
Foto: Maciej Rogowski Photo, Shutterstock

Vor Monaten schaukelt sich eine Debatte um Fußballstar Rüdiger hoch. Ein Journalist will eine „islamistische“ Geste gesehen haben.

Berlin (dpa, iz). Es geht um eine Zeigefinger-Geste im Netz: Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger wollte sich mit einer Anzeige gegen Kritik von Journalist Julian Reichelt wehren, ist damit aber gescheitert. Die Staatsanwaltschaft Berlin teilte auf dpa-Anfrage mit, ein Ermittlungsverfahren gegen Reichelt mangels Tatverdachts eingestellt zu haben.

Rüdiger: im Visier von Krawallmedien

Im Frühjahr war bekanntgeworden, dass sich der Fußballstar gegen Internet-Posts des Journalisten, der früher „Bild“-Chefredakteur war und schon seit längerem für das Portal „Nius“ in verantwortlicher Position arbeitet, zur Wehr setzen will. Es ging bei den Ermittlungen um Vorwürfe der Beleidigung und Volksverhetzung.

Im Kern dreht sich der Fall um einen viel diskutierten Instagram-Beitrag des Profis von Real Madrid rund um den Fastenmonat Ramadan. In dem Beitrag hatte der praktizierende Muslim Rüdiger ein Foto von sich im weißen Gewand auf einem Gebetsteppich gepostet.

Der Zeigefinger seiner rechten Hand zeigt in den Himmel. „Möge der Allmächtige unser Fasten und unsere Gebete annehmen“, schrieb der 31-Jährige als Gruß zum Ramadan.

Reichelt war überzeugt, dass Rüdiger mit dem erhobenen Zeigefinger eine islamistische Geste zeigt. Der Abwehrspieler konterte, dass er sich nicht als „Islamist“ verunglimpfen lassen wolle. Reichelts Kritik, die er im Internet in mehreren Beiträgen postete, führte dazu, dass Rüdiger gegen ihn Strafanzeige stellte, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) meldete die Angelegenheit zudem bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main.

Staatsanwaltschaft sieht keine Verleumdung

Die Staatsanwaltschaft Berlin führte aus, dass eine Strafbarkeit wegen Beleidigung beziehungsweise übler Nachrede oder Verleumdung nicht gegeben sei. „Die Posts stellen keine Tatsachenbehauptungen, sondern – wie sich aus dem Gesamtkontext ergibt – bloße Werturteile dar.“

Auch in Abwägung mit der Freiheit der Meinungsäußerung könne kein hinreichender Tatverdacht bejaht werden. Auch den Vorwurf der Volksverhetzung sehen die Ermittler nicht als erfüllt an.

Das Zeichen ist eine typische Geste bei Muslimen und Teil des Gebets. Der gestreckte Zeigefinger symbolisiert den Glauben an den einen und einzigartigen Gott („Tauhid“). Das Zeichen ist der sichtbare Ausdruck des islamischen Glaubensbekenntnisses, in dem bezeugt wird, dass es neben dem einen Gott („Allah“) keine anderen Götter gibt (Monotheismus).

Eigentlich ein Symbol der Einheit

Das Bundesinnenministerium hatte im Frühjahr rund um die Debatte zu dem Fingerzeig mitgeteilt: „Der sog. ‘tauhid’-Finger gilt im Islam als Symbol der Einheit und Einzigartigkeit Gottes. Die Geste ist unter Musliminnen und Muslimen auf der ganzen Welt verbreitet.“

Nach Einschätzung des Ministeriums ist der sogenannte „tauhid“-Finger als Glaubensbekenntnis zu verstehen und insofern mit Blick auf die öffentliche Sicherheit als unproblematisch einzuordnen. „Dies gilt unabhängig von der Tatsache, dass islamistische Gruppen dieses Symbol vereinnahmen und für ihre Zwecke missbrauchen.“

Tuisa Hilft - Kurban

Insofern könne das Zeigen des „sogenannten ‘tauhid’-Fingers in bestimmten Kontexten als Zeichen einer salafistischen bzw. islamistischen Radikalisierung angesehen werden, wenn Akteure sich bewusst dieser Mehrdeutigkeit bedienen.“ Hier komme es auf die Betrachtung im Einzelfall an.