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Was ist eine Fatwa?

(iz). Wir leben in einem historischen Augenblick, in dem viele Begriffe, die uns vertraut erscheinen, schleichend aber stetig an Substanz verlieren. Das wirkt sich im Denken wie in der zwischenmenschlichen Kommunikation aus, gilt aber besonders, wenn es um kritische Themen wie „Islam“ geht. Was für Muslime – oder für sachlich gebil­dete Menschen – jahrhundertelang Alltäglichkeit war, ist längst Streitpunkt beziehungsweise zum Augenblick des Schreckens geworden.

Dafür lassen sich viele Beispiele finden, aber eine Sache – prägnant, weil die stetige „Um­wertung aller Werte“ Nichtmuslime und Muslime betrifft – ist die berühmt-berüchtigte „Fatwa (plural Fatawa)“. Angefangen mit der längst ikonisch gewordenen „Fatwa“ des persischen Revolutionsführer Ayatollah Khomenei in der Causa Rushdie, über die virtuell verbreiteten Urteile von Terrorführern in den Bergen Afghanistans oder Jemens bis zu Hobby-Predigern in westlichen Gesellschaften: Sie alle haben den Muslimen mit ihren „Meinungen“ einen Bärendienst erwiesen.

„Traurige Beispiele sind politische oder militärische Bewegungen, die an die Macht kommen, und Muftis ernennen, die Fatawa erlassen, um ihre Handlungen zu rechtfertigen. Dazu gehören auch Muftis, die nicht die nötigen Voraussetzungen erfüllen oder Meinungen veröffentlichen, die Muslime zum Gespött von Nichtmuslimen machen“, meint Malik del Pozo, Lehrer für Qur’an, islamisches Recht und Arabisch. Die Liste zeitgenössischer Meinungen, die in den Augen von Nichtmuslimen sehr skurril erscheinen müssen, ist sehr lang und reicht von erhängten VHS-Kassetten, geht über absurde Rechtsmeinungen, die gelegentlich aus Kairo in unseren Breiten ankommen und endet nicht mit dem Verbot von Mickey Mouse oder dem Fahrverbot für saudische ­Frauen.

Vor Jahren bemerkte ein taz-Autor klug und richtig, dass wir in einer „Diktatur der Meinung“ leben. Wie zutreffend das bei den Fatawa ist (nur selten spricht jemand über die Muftis), kann am inflationären Gebrauch der Fatwa erkannt werden. Jede Selbstentäußerung einer öffentlichen Stimme – ob qualifiziert oder nicht – erhält so einen Status, der ihr im Normalfall nicht zukommen sollte.

Ob es sich um vermeintliche „Lehrzentren“ in der „muslimischen Welt“ handelt (die, laut informierten Stimmen hinter vorgehaltener Hand, auch schon einmal genehme Meinungen äußern) oder um interessierte Politikerinnen, die Privatfatawa zum Fasten in Sommermo­naten von sich geben: Es sind vor allem Meinungen. Gleichzeitig werden diese, wenn unbequem, auch schon einmal dadurch relativiert, dass es sich bei ihnen „nur um eine private Meinung“ handle.

Die Fatwa

Eine Fatwa bezieht sich im Allgemeinen auf ein neues Urteil, das von einer geeigneten Person durch eine Entscheidung gefunden wird – oder auch nicht. Es sollte, so der Gelehrte Dr. Asadullah Yate, „von einem anerkannten Mufti innerhalb einer existierenden Gemeinschaft kommen“ und durch eine akzeptierte Autorität bestätigt werden. ­Unabhängig davon, ob sich ein Richter (arab. Qadi) danach richtet oder nicht, könne es von Leuten als Richtlinie für ihr Verhalten genutzt werden.

Das grundlegende Verständnis einer Fatwa erläutert Malik del Pozo: „Die Notwendigkeit für eine Fatwa ergibt sich aus der Existenz einer Frage, die beantwortet werden muss.“ Der Fakt, dass sich diese Antwort nicht im Qur’an, in den Hadithen oder in den anderen Rechtsquellen finde, impliziere einen Mufti oder mehrere. Diese träfen in Folge eine Entscheidung, „die falsch oder richtig sein kann“.

Es handle sich hier um eine Frage ­großer Verantwortung. Es sei nicht ­selten gewesen, Imam Malik „ich weiß es nicht“ sagen zu hören. Selbst, wenn eine Entscheidung durch einen Mufti notwendig werde, müsse sie immer auf „Qur’an, Hadith und den Rechtsschulen basieren“. Daher brauche ein Mufti ein vertieftes Wissen auf diesen Gebieten. „Eine Fatwa kann sich niemals gegen die Scharia selbst richten.“ Im Falle von Muslimen, die in einem nichtmuslimischen Land leben, könne eine solche Rechtsmeinung auch nicht den dortigen Geset­zen zuwiderlaufen. „In der Scharia gibt es zwei große Oberkategorien für Fatawa: Die erste betrifft die gesamte Umma und ihre Antwort beruht auf Qur’an und Hadith. Die zweite richtet sich nach den Regeln einer bestimmten Rechtsschule (Madh­hab), die dieser eigen sind. Auch wenn dies früher nicht der Fall war, sollten ­allgemeine Fatawa heute von mehreren Muftis oder Gelehrten geschrieben ­werden.“


Foto: Der Mufti von Belarus (2019) in der Moschee von Minsk. (Foto: Santos1992, Shutterstock)

Der Mufti

„Was heute gerne in der Internet-Realität unter dem rechtlichen Begriff des ‘Muftis’ verstanden wird, unterscheidet sich von der historischen Realität des Dar Al-Islam“, meint Dr. Yate. Mit anderen Worten, in jeder funktionierenden, realen muslimischen Gesellschaft, die selbstständig war und sich an Richtlinien des Mittleren Weges orientierte, habe der Mufti bestimmten Bedingungen unterlegen: „Der Mufti ist ein Mudschtahid. Das heißt, er hat den Rang eines Rechtsgelehrten (arab. Faqih) inne, der in der Lage ist, in einer Sache zu einem Urteil zu kommen, die bisher noch nicht entschieden wurde.“ Seine absolute Mindestanforderung bestehe darin, dass er sein Wissen von Angesicht zu Angesicht von anerkannten ‘Ulama genommen habe und, dass er „die ‘Bidaya’ von Ibn Ruschd Al-Hadidh gemeistert hat“.

Ein Mufti gehöre zu einer spezifischen Gemeinschaft und stehe im Verbund mit ihrer Führung; „mit dem Ergebnis, dass seine Entscheidung einen gemeinschaftlichen und sozialen Kontext hat. Auch wenn er unabhängig in seiner Entscheidungsfindung ist, sollte er natürlich zu einem Urteil kommen, dass zum ­Nutzen der Gemeinschaft ist“.
Malik del Pozo beschreibt die Eigenschaften, die jemand haben muss, der eine Fatwa gibt: „Er oder sie braucht tiefes Wissen vom Qur’an, der Hadithwissenschaft, der arabischen Sprache und den Rechtsschulen. Charakterlich muss er gerecht sein, verantwortungsbewusst handeln, vertrauenswürdig sein, intelligent und sich um eine Antwort bemühen. Der entsprechende Mufti muss die Lebensbedingungen des oder der Fragen­den kennen, die in der Suche nach Antwort zu ihm kommen. Das beinhaltet ihre Zeit, ihren Ort und die Frage, ob sie in der Lage sein wird, die Fatwa auch umzusetzen.“ Vielleicht etwas überraschend für Nichtkenner der Materie ist, dass laut Del Pozo auch Frauen Fatwas erstellen können.

Im Gegensatz zu anderen, westlichen Rechtssystemen bereitet eine Fatwa nicht den Boden für ähnliche zukünftige oder verwandte Fragen. Fragen zur gleichen Sache von unterschiedlichen Leuten können zu vollkommenen anderen Fatawa führen. Das heißt, diese Kategorie der Urteile betrifft nicht alle Muslime, sondern ist „persönlich oder optional“.

Das Urteil des Qadis

Im Gegensatz zur „Fatwa“, die in ­aller Munde ist, kommt dem Qadi, der fester Bestandteil der deutschen Sprache ist, und seinem Urteil (Qada oder Hukm) ein klar verbindlicher Rang zu. Der Qadi sei, so Dr. Asadullah Yate, in seiner Entscheidung nicht an die Meinung eines Muftis gebunden.

Die Entscheidung eines Qadi, Hukm, bezieht sich im Allgemeinen auf die klaren rechtlichen Vorschriften, die im Qur’an enthalten sind, oder die durch den Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, ausgedrückt wurden.

„Es gibt weitere Rechtsquellen für das Urteil eines Qadi“, so der Gelehrte: Vorschriften, die nicht unmit­telbar klar werden, solche, die durch erweiterte Bedeutungen unterstützt ­werden und die durch das Mittel des Analogieschlusses (arab. Qijas) aus Passagen im Qur’an oder vom Propheten abgeleitet werden können, der Gesamtkörper aller Regelungen, die von den ersten vier Khalifen und den frühen Generationen des Islam stammen, Vorschriften aus der Zeit nach den ersten drei Generationen, über die Einigkeit besteht, anerkannte Bräuche sowie neue Fatawa, die im Laufe der Zeit zu einem festen und anerkann­ten Bestandteil des islamischen Rechts wurden.

Laut Malik del Pozo stellt das Urteil eines Qadis – ebenso wie eine Fatwa – eine gemeinschaftliche Verpflichtung (Fard kifaja) für die gesamte muslimische Gemeinschaft dar. Kommt ihr ein Teil der Muslime nach, dann ist das nicht länger die Verantwortung des Restes. Wird diese Pflicht von niemandem erfüllt, dann hat die gesamte Gemeinschaft einen schwerwiegenden Fehler begangen.

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Das Gebet spielt eine zentrale Rolle im Leben der Muslime

(iz). Allah sagt in Seinem Majestä­tischen Buch: „Etabliert das Gebet am Ende des Tages und im ersten Teil der Nacht. Gute Handlungen löschen schlechte Handlungen aus. Dies ist eine Erinnerung […]

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Rechtsquellen von Imam Malik (20)

Malik und die anderen Imame der vier Schulen erkannten die Aussagen der Gefährten an. Manchmal erklärten sie, ihre Meinungen beruhten auf deren Fatwas. Ich möchte aber Folgendes zur Disposition stellen: […]

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Die Khawaridsch von heute

(iz). Der vorliegende Text behandelt „die Khawaridsch von heute“. Es handelt sich um eine Einordnung des Phänomens ISIS/Daesh durch die islamische Lehre sowie ihr Erscheinen in der muslimischen Geschichte.
Zuerst möchte ich auf den Begriff Khawaridsch eingehen. Es geht mir darum, was sich über sie in den Aussagen des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, finden lässt. Die Mehrheit dieser Ahadith, von denen ich nur einen kleinen Ausschnitt anführe, stammt überwiegend aus den Büchern von Imam Al-Bukhari und Imam Muslim.
In einem Hadith, das Dschabir ibn ‘Abdillah überlieferte, wird von einem Mann berichtet, der zum Gesandten Allahs kam. Das geschah nach einer Schlacht bei Hunain. In der Kleidung von Bilal befanden sich Silberstücke, von denen der Prophet einige unter den Leuten verteilte. Einer der Anwesenden sagte: „Oh Muhammad, sei gerecht!“ Und der Gesandte Allahs entgegnete: „Wehe dir! Wer könnte gerecht sein, wenn ich es nicht bin? Ich wäre sehr unglückselig und ein Verlierer, wenn ich ungerecht wäre.“ Darauf sprach ‘Umar ibn Al-Khattab aus: „Erlaube mir, diesen Heuchler zu töten!“ Hier müssen wir verstehen, dass er ein großer Mann war, der Unterscheidungsvermögen besaß. Er konnte das Richtige vom Falschen unterscheiden. Es war sehr deutlich, als er diese Person einen Heuchler nannte.
Um zum Bericht zurückzukehren – der Prophet entgegnete: „Ich suche Zuflucht bei Allah davor, dass die Leute sagen könnten, ich töte meine Gefährten. Wahrlich, dieser Mann und seine Gefährten rezitieren den Qur’an, aber er geht nicht über ihre Kehle hinaus. Und sie werden durch ihn [den Qur’an] spurenlos hindurch schießen, wie der Pfeil durch die Beute geht.“ Die Bedeutung hiervon ist, dass nichts von der Rezitation des Qur’an in ihnen verbleibt. Das Gleichnis des Pfeils bedeutet, dass wegen der Wucht des Geschosses nichts vom Inneren des Tieres daran haften wird. Zwei Aspekte sind hier von Bedeutung: Dass ‘Umar den Mann als Heuchler erkannte und das wuchtige Durchschlagen des Pfeiles, an dem nichts verbleibt.
Bei Imam Muslim findet sich eine Variante dieses Berichts mit anderen Personen. An ihrem Ende findet sich die Aussage des Propheten: „Aus der Nachkommenschaft dieser Personen werden Leute kommen, die die Anhänger des Islam töten werden und die die Götzenanbeter verschonen werden. Sie werden so schnell durch die Lehren des Islam rasen, wie der Pfeil durch die Beute schlägt. Sollte ich sie jemals treffen, würde ich sie töten wie die Leute von ‘Ad [das antike Volk, das von Allah ausgelöscht wurde].“
Ein ähnlicher Bericht findet sich bei Imam Al-Bukhari. Hier heißt es, dass „in dieser Umma eine Gruppe von Leuten erscheinen wird“. Also, nicht von, sondern in. Das ist ein wichtiger Unterschied. Außerdem erwähnt der Gesandte Allahs hier beim Gleichnis des Pfeils, dass Zweifel bleibt, ob am Ende des Pfeils etwas hängen bleibt oder nicht. In einem weiteren Bericht spricht der Gesandte Allahs von einer Gruppe, die „jung an Jahren und unreif in ihren Gedanken“ sein wird. In einem Bericht von Jassir ibn ‘Ammar, der die Worte vom Gesandten Allahs wiedergab, wird neben anderen Aussagen überliefert, dass der Prophet sagte: „Diese Leute werden aus dem Irak kommen.“ Dann zeigte er mit seiner Hand in die Himmelsrichtung. In anderen Ahadith finden sich weitere Beschreibungen. So seien sie die schlimmsten Geschöpfe unter dem Himmel, „die Hunde der Hölle“. Sie gehörten mit zu den am meist Gehassten in der Schöpfung Allahs.
Erinnern wir uns daran, dass es sich hier um den Propheten handelt, der Prophezeiungen machte. Es war eine Vorhersage von etwas, das geschehen wird. Wir erhalten in diesen Berichten Hinweise über ihre Ursprünge, ihre psychologischen Einstellungen, ihre Fehler im Glauben, die Grausamkeiten, die sie begehen werden, und Anweisungen, wie mit ihnen umzugehen ist.
Wie trat dieses Phänomen historisch in Erscheinung? Es kam zu ihrer Entstehung im Kontext der Schlacht bei Siffin zwischen Sajjiduna ‘Ali und Sajjiduna Mu’awijja. Im Rahmen dieser strittigen Angelegenheit zwischen beiden kam es zu einer Verhandlungslösung. Diejenige Gruppe, die ‘Ali zuerst wegen ihres Einflusses zu einer Verhandlungslösung zwang, beschuldigte ihn daraufhin, die Armee habe durch die Akzeptanz des Kompromisses einen Akt des Unglaubens begangen. Sie müsse – inklusive ‘Ali – dies nun bereuen. ‘Ali widersprach ihnen. Auch wenn die Lösung nicht das war, was er wollte, sei sie vor Allah möglich.
Diese Gruppe lehnte die Erklärung ab und bezeichnete ihn als Ungläubigen. Immer wieder rief sie aus: „Das Urteil ist bei Allah.“ Sie erklärten Sajjiduna Mu’awijja und Sajjiduna ‘Ali und ihre Anhänger zu Ungläubigen. Sie entfernten sich von allen anderen Muslimen und erklärten sie zu Ungläubigen. Aus diesem Auszug leitete sich der Name Khawaridsch ab. ‘Ali entsandte ’Abdullah ibn ’Abbas zu ihrem Zentrum und er konnte zwei Drittel von ihrem Irrtum abbringen.
Das ist ein wichtiger Aspekt. Gruppenpsychologisch war für sie jeder andere als sie ein Nichtmuslim. Wurde ihnen die Wahrheit ihres Irrtums erklärt, rückten einige ab. Andere verharrten in dem Fehler und nahmen sich das Recht heraus, die Situation – in ihren Augen – zu klären. Die Mehrheit dieser Leute waren Beduinen, die keine Ahnung vom Wissen des Islam hatten. Psychologisch waren das keine ausgeglichenen Persönlichkeiten. Sie führten Krieg gegen Sajjiduna ‘Ali – was in ihren Augen ein „Dschihad“ war. Sajjiduna ‘Ali versuchte sein Bestes, sie zu überzeugen, musste am Ende aber zur bewaffneten Gewalt greifen. Bei der Schlacht von Nahawand erlitten sie eine vernichtende Niederlage. Neun Angehörige sollen überlebt haben. Sie bauten die Bewegung wieder auf, die den ’Umaijaden und ’Abbasiden große Schwierigkeiten bereitete. Ein moderater Ableger, die ’Ibadija, konnte bis heute in kleinen Resten überleben.
Die Vorhersagen des Propheten deuten auf einen zyklischen Charakter dieses Phänomens hin. Im Verlauf der Geschichte ist diese Bewegung immer wieder in Erscheinung getreten. Bei Ibn Kathir findet sich ein Abschnitt über die Khawaridsch. Ein interessanter Aspekt dabei ist, dass einige potenzielle Anhänger dieser Gruppe von ihren Verwandten und Eltern ermahnt wurden. Ein Teil wandte sich wieder dem geraden Weg zu und wurde gerettet.
Ist das nicht eine Sache, die uns bekannt vorkommen müsste? Was derzeit geschieht, ist keine neue Sache. Weil sie aber schwerwiegend ist, hat der Prophet uns Wissen darüber hinterlassen. Wir sind einer Gruppe ausgesetzt, die den Rest der Muslime zu Ungläubigen erklärt. Und sie verbreitet Unheil und Verderben, weil sie ihre Handlungen als erlaubt und islamisch erstrebenswert erachtet.
Die rechtgeleiteten Gelehrten dieser Zeit haben sie als die Khawaridsch dieser Zeit erkannt und bezeichnet. Einige der Khawaridsch glauben, der Prophet, wäre er unter uns, würde sich ihnen anschließen. Wir wissen, dass er das nicht tun würde. Würden sie ihm auch „oh Muhammad, fürchte Allah“ zurufen? Sie haben nicht die Demut, sich dem zu unterwerfen, was der Gesandte bringt. Das ist eines der Kernelemente ihrer Abweichung. Die Konsequenz ist ihre komplette Trennung und Entfremdung von der Umma, wie es ISIS/Daesh tut. Für sie ist es gut und lobenswert, jeden zu töten, der nicht ihre Ansichten teilt.
Was ist das Urteil bezüglich der Khawaridsch? Die Gelehrten sind in drei Lager geteilt. Aber alle sind sich einig, dass sie fehlgeleitet und Allah gegenüber ungehorsam sind. Sie sind infam und böse. Es ist Verpflichtung für die muslimischen Autoritäten, sie zu bekämpfen. Darüber herrschen keine Meinungsunterschiede.
Der Unterschied besteht darin, ob sie als Muslime zu gelten haben oder nicht. Die Mehrheit der Gelehrten betrachtet sie trotz übler Gewalttaten als Muslime. Es gab aber sehr bedeutende Gelehrte, für die sie Nichtmuslime waren. Dazu gehören Imam Al-Bukhari, Qadi Abu Bakr ibn Al-‘Arabi, As-Subki und Imam Al-Qurtubi. Ihrer Ansicht nach haben sie den Islam verlassen. Andere Gelehrte bezogen eine Position zwischen diesen beiden. Unabhängig davon, welche der drei Positionen die richtige ist: Die Übernahme dieser Ideologie kann dazu führen, dass ein – insbesondere junger – Muslim den Islam verlässt.
Der Text ist die gekürzte Version eines Vortrages, der im Rahmen der IZ-Akademie am 6. Januar in Mülheim gehalten wurde.

Auch bei existenziellen Krisen: Muslime werden wie Pflanzen vom Wind des Schicksals bewegt. Von Sulaiman Wilms

(iz). Es geschieht gelegentlich in unserem Leben, dass wesentliche Bedeutungen gleichzeitig enthüllt werden. Uns werden ihre Wirklichkeiten viel eindrücklicher als sonst üblich vor Augen geführt.

Gerade spielt sich im Mittelmeer, dem derzeit größten Brennpunkt der internationalen Flüchtlingsströme, eine menschliche Tragödie ohnegleichen ab. In den letzten beiden Wochen sollen mindestens tausend Menschen bei dem Versuch gestorben sein, ihr „nacktes Leben“ nach Europa zu retten.

Inmitten dieser bedrückenden Meldungen sitze ich beim Freitagsgebet. Vor und hinter mir sind auch Muslime aus Afrika, Syrien und Asien, die sich, anders als jene Unglücklichen, einen Weg nach Deutschland bahnen konnten und sich nun hier zurecht finden müssen. Ob mit familiärem Anhang oder ohne sind sie trotz aller existenziellen Herausforderungen doch mehrheitlich von einer Positivität und einem beachtlichen Gottvertrauen gekennzeichnet, das viele Außenstehende, die das Thema der Bootsflüchtlinge nur durch Medien oder Facebook wahrnehmen können, überraschen würde. Und während wir gemeinsam Seite an Seite sitzen, spricht der Imam in seiner Khutba vom Umgang der Gläubigen mit existenziellen Prüfungen und Krisen. Damit führt er nicht nur in ein wichtiges Thema ein, sondern hilft auch, das Schicksal von Flüchtlingen besser zu verstehen.

Der Gelehrte erinnert uns mit Beispielen aus dem Qur’an und der prophetischen Sunna, dass die Prüfung, die Schwierigkeit, Teil unserer Existenz ist. So sagt Allah in der Sura Al-i-‘Imran: „Ihr werdet ganz gewiss in eurem Besitz und in eurer eigenen Person geprüft werden.“ Ähnliches erfahren wir aus der Sura Al-‘Ankabut: „Meinen die Menschen, dass sie in Ruhe gelassen werden, nur weil sie sagen ‘wir haben Iman’, ohne dass sie geprüft werden? Wir haben bereits diejenigen vor ihnen geprüft.“

Dass es sich hierbei nicht um das bloße Überleben handelt, macht der Imam durch prophetische Aussagen wie diese klar: „Wenn Allah einen Seiner Sklaven liebt, testet Er ihn, um die Stimme seiner Anflehung zu hören.“ Und von Luqman, dem Weisen, wurde dies überliefert: „Gold und Silber werden durch Feuer gereinigt, der Mumin durch Prüfungen.“

Aber wie sollen wir nun reagieren? „Wenn der Wind weht, biegen sich die Pflanzen und wenn er still steht, stehen sie aufrecht. Und so der Mumin: Er biegt sich, wenn ein Unglück ihn befällt“, heißt es in einer Überlieferung von Abu Huraira.

Ein Blick auf meine Nachbarn macht klar, dass das kein theoretisches Gerede ist, sondern dass sie diese Lehren in ihrer Person verkörpern.

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Auszug aus einem Lehrbrief des marokkanischen Schaikh Ahmad Al-Badawi

(iz). Der Lehrbrief, in dem ein Meister des inneren oder äußeren Wissens seinen Schülern – aber auch einem weiteren Kreis von Leuten – Ratschläge und Hilfestellungen gibt, hat eine lange […]

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Ein Kommentar von Cemil Sahinöz

(iz). Für einen Außenstehenden ist es natürlich fast unmöglich, zwischen Kultur und Religion zu unterscheiden. Wenn man den Islam nicht kennt, weiß man ob nicht, ob eine bestimmte Handlung religiös […]

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Über die Hadithe: Von den prophetischen Überlieferungen und ihren Wissenschaften. Von Hassan Ritter

(iz). Das Hadith gilt im Islam als zweite Offen­barungsquelle nach dem Qur’an und beinhaltet durch den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, übermittelte Gebote und ­Verbote, sowie Taten […]

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Auszüge aus dem Buch „The Four Imams“ (Die Vier Imame). Von Muhammad Abu Zahra, London

(iz). Der Fiqh von Malik wurde auf zwei Wegen übermittelt. Einer dieser Wege waren die Bücher von Malik, die von ihm überliefert worden sind. Das zuverlässigste und stärkste unter diesen […]

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Standardwerke des Islam. Von Yasin Alder

(iz). Abu ‘Abdullah Muhammad ibn Isma’il Al-Dscha’fi Al-Bukhari ist durch seine berühmte, unter dem Namen „Sahih Al-Bukhari“ weithin bekannte Hadith-Sammlung einer der wohl bekanntesten islamischen Gelehrten überhaupt. Fast jeder Muslim […]

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