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Ein Jahr nach dem Erdbeben – aufgeben ist keine Option

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Auch nach einem Jahr geht die Erdbebenhilfe in der Türkei und Syrien weiter. Überlebende haben weiterhin mit den Folgen zu kämpfen. (iz). Knapp ein Jahr nach dem Erdbeben in Syrien […]

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PKK-Terror in Ankara: Bombenanschlag erschüttert türkische Hauptstadt

türkei

PKK-Terror: In der türkischen Hauptstadt Ankara kommt es am Sonntagmorgen zu einer Explosion. Die Regierung spricht kurz darauf von einem Selbstmordanschlag. Ein Bekennerschreiben am Abend gibt Aufklärung. Von Anne Pollmann

Istanbul (dpa). Ein Bombenanschlag hat am Sonntagmorgen die türkische Hauptstadt Ankara erschüttert. Beide beteiligten Angreifer seien getötet und zwei Polizisten leicht verletzt worden, sagte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya. Er verurteilte den Angriff als „Terrorismus“. Hinter dem Anschlag steht wohl die Terrororganisation PKK.

PKK steht laut Bekennerschreiben hinter dem Selbstmordterror

Die Explosion ereignete sich nach Medienberichten auch unweit eines Eingangs zum türkischen Parlament. Einer der beiden Angreifer habe sich in die Luft gesprengt, so das Innenministerium. 

Den zweiten Beteiligten hätten Polizisten mit einem Schuss in den Kopf getötet. Die Angreifer seien mit ihrem Versuch gescheitert, sich Zugang zu dem Ministerium zu verschaffen.

Die Aktion sei genau nach Plan verlaufen und eine Reaktion auf das Vorgehen der Türkei in kurdischen Gebieten gewesen, zitierte die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF aus einem mutmaßlichen Bekennerschreiben der HPG, dem militärischen Arm der PKK.

Foto: Presidential Office of Türkiye

Anschlag fiel mit neuer Legislaturperiode zusammen

Der Anschlag fiel mit der Eröffnung der neuen Legislaturperiode des türkischen Parlaments zusammen, und er ereignete sich in unmittelbarer Nähe zur Volksvertretung.

Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Angriffe in seiner Eröffnungsrede ein „letztes Zucken des Terrors“. Die „Schurken“ hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen, so Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Mutmaßliche Bilder des Anschlags zeigten ein Auto, das auf der Straße vor einem Eingang zum Innenministerium hält, eine Person bewegt sich auf den Eingang zu.

Wenig später ereignet sich eine Explosion an einer Eingangsschranke. Medien berichteten, die Angreifer hätten das Tatfahrzeug im zentraltürkischen Kayseri geklaut und dessen Fahrer getötet.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara verhängte kurz nach dem Angriff eine Nachrichtensperre. Das Innenministerium rief dazu auf, Bilder von vor Ort aus dem Netz zu löschen. Es leitete Ermittlungen wegen Verstößen ein, wie Minister Yerlikaya bekanntgab.

Foto: Армія Інформ, via Wikimedia | Lizenz: CC BY 4.0

Steht Anschlag im Zusammenhang mit Drohnenlieferungen?

Auf der Agenda der Parlamentarier steht – wenn auch ohne konkretes Datum – unter anderem die Abstimmung über den Nato-Beitritt Schwedens, den die Türkei seit Monaten blockiert. Ankara fordert von Schweden ein härteres Vorgehen gegen die PKK.

Erdogan machte zudem kürzlich Andeutungen, eine Zustimmung des türkischen Parlaments von Kampfdrohnenlieferungen aus den USA abhängig zu machen.

Auch über die Verlängerung der Einsätze des türkischen Militärs im Irak und in Syrien soll nach Angaben des Staatssenders TRT zeitnah im Parlament abgestimmt werden. Die Türkei geht im Nordirak und in Nordsyrien regelmäßig gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die PKK vor.

Foto: Xecican Ferqin, Voice of America | Lizenz: Public Domain

PKK verübt seit Jahren Terror

In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmäßig mit Militäreinsätzen gegen die Terrorgruppe vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte.

In der Türkei hat es in der Vergangenheit immer wieder Anschläge gegeben. Im November 2022 explodierte auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal eine Bombe. Dabei wurden sechs Menschen getötet.

Nach Angaben der türkischen Regierung hatte die Attentäterin Verbindungen zur syrischen Kurdenmiliz YPG, die die türkische Regierung als Ableger der PKK sieht. Die YPG bestritt, hinter dem Anschlag zu stecken.

2016 wurden bei einem Selbstmordattentat der Terrormiliz Islamischer Staat im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet. Im gleichen Jahr sterben bei Anschlägen in Ankara mehr als 60 Menschen.

Zahlreiche Politiker verurteilten den Anschlag. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte auf der Plattform X, die Nato stehe im Kampf gegen den Terrorismus in Solidarität an der Seite der Türkei. Den verletzten Polizeibeamten wünsche er eine schnelle und vollständige Genesung.

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Türkei: Erdoğan gewinnt Stichwahl. Scholz lädt nach Berlin ein

Türken Wahlen Erdoğan

Erdoğan hat es noch einmal geschafft. Nach 20 Jahren an der Macht haben sich die türkischen Wähler erneut für den Amtsinhaber entschieden.

(dpa/KUNA/iz). Der Vorsitzende des Obersten Wahlrats der Türkei (YSK) gab am Sonntagabend bekannt, dass der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan als Staatsoberhaupt des Landes wiedergewählt worden ist.

Yener sagte, er habe sich in der zweiten Runde der Stichwahl um das Präsidentenamt gegen den oppositionellen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu durchgesetzt. Er wies darauf hin, dass Erdoğan das Rennen mit 52,14 Prozent gewann, während Kılıçdaroğlu nach Auszählung von 99,43 Prozent der Stimmen 47,86 Prozent der Stimmen erhielt.

Erdoğan bleibt weitere fünf Jahre im Amt

Der amtierende Präsident ging als Favorit in die zweite Runde, nachdem er vor zwei Wochen die absolute Mehrheit knapp verpasst hatte. Die Wahl galt dennoch als der härteste Test in seiner politischer Karriere bisher.

Das Land steckt in einer Wirtschaftskrise, die Währung hat massive Verluste verzeichnet, die Inflation im Land liegt bei rund 44 Prozent. Der Südosten kämpft zudem mit den verheerenden Folgen der Erdbeben im Februar.

Wahlgeschenke in den Wochen vor der Wahl dürften einen Einfluss gehabt haben. „Die Regierung hat Geld ausgegeben, als gäbe es kein Morgen. Den Leuten geht es dadurch deutlich besser als noch im letzten Jahr“, sagte der politische Analyst Salim Cevik der Deutschen Presse-Agentur.

Foto: Chatham House, via flickr | Lizenz: CC BY 2.0

Der Staatschef will weiterhin an der umstrittenen Niedrigzinspolitik festhalten, die laut Experten mitverantwortlich für die Währungskrise ist. Die Inflation will er auf eine einstellige Zahl reduzieren. Zudem verspricht er Großinvestitionen in Rüstungs- und Infrastrukturprojekte. Die Landeswährung Lira gab im frühen Handel leicht nach und näherte sich damit wieder dem erst vor kurzem Woche erreichten Rekordtief an. Die Währung hat in den vergangenen zwei Jahren massiv an Wert verloren, die Inflation im Land liegt bei rund 44 Prozent. Mittelfristig rechnen Experten mit einem weiteren Verfall.

Zentrales Thema im Wahlkampf war die Flüchtlingspolitik. Erdoğan s AKP hat ihre Rhetorik unter dem Druck einer zunehmend feindlichen Stimmung im Land verschärft, versprach „Rückführungen“ und will dazu in Verhandlungen mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad treten. Den Menschen im Erdbebengebiet verspricht er, innerhalb eines Jahres neue Häuser für sie gebaut zu haben.

Experten: Opposition hat Niederlage mit verschuldet

Cevik gibt auch der Opposition selbst schuld an ihrer Niederlage: Kılıçdaroğlu sei nicht früh genug aufgestellt worden. Der Herausforderer galt vor der ersten Abstimmung am 14. Mai noch als Favorit. Er war Kandidat einer historisch einmaligen Parteien-Allianz und sicherte sich die Unterstützung der prokurdischen HDP.

Der Oppositionsführer versprach eine Demokratisierung des Landes. Nach der Niederlage in der ersten Runde buhlte er mit deutlich verschärfter Flüchtlingsrhetorik um Stimmen aus dem ultranationalistischen Lager. Den Abstand zu Erdoğan, der mit der Unterstützung des Drittplatzierten Rechtsaußenkandidaten Sinan Ogan antrat, konnte er nur gering verringern.

Foto: Florian Gaertner, Photothek, Deutscher Bundestag

Glückwünsche von Partnern der Türkei

Internationale Partner beglückwünschten den neuen alten Staatschef des Nato-Landes. Aus Israel, an das sich die Türkei erst kürzlich wieder angenähert hat, schrieb Staatspräsident Izchak Herzog: „Ich bin überzeugt, dass wir weiter zusammenarbeiten werden, um die guten Beziehungen zwischen der Türkei und Israel zu stärken und auszubauen.“

Auch aus der EU und den USA kamen Glückwünsche, obwohl Erdoğan mit scharf anti-westlicher Sprache den Wahlkampf geführt hatte. Unter anderem warf er ausländischen Medien Sturzversuche gegen ihn vor.

„Die EU ist bereit, sich mit der Türkei zu engagieren, um eine konstruktive Beziehung für unseren gemeinsamen Wohlstand und unsere Stabilität auf der Grundlage des Engagements für die Menschenrechte, die Rechtsstaatlichkeit, das Völkerrecht und die regionale Stabilität zum Wohle aller unserer Bürger aufzubauen“, erklärten der Hohe Vertreter der EU, Josep Borrell, und der EU-Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung, Oliver Varhelyi, am späten Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung.

Die EU begrüßte, dass die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in der Türkei am Sonntag mit einer hohen Wahlbeteiligung stattgefunden hat und die türkische Bevölkerung ihr demokratisches Wahlrecht wahrgenommen hat.

Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte die Zusammenarbeit Deutschlands mit der Türkei. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beglückwünschte Erdoğan. Als einer der ersten hatte Russlands Präsident Wladimir Putin dem türkischen Präsidenten gratuliert, noch vor Ende der Stimmauszählung. Erdogan sieht sich als Vermittler im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

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Wahl in der Türkei – Entscheidung fällt in Stichwahl

Türkei Wahl Erdoğan

Türkei: Das Rennen um das Präsidentenamt zwischen Amtsinhaber Erdoğan und seinem Herausforderer Kılıçdaroğlu war knapp – und geht wohl in eine zweite Runde. Von Mirjam Schmitt, Anne Pollmann und Linda Say

Istanbul (dpa/iz/KNA). Nach 20 Jahren an der Macht muss sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan voraussichtlich erstmals einer Stichwahl stellen. Beim Stand von 99 Prozent der ausgezählten Wahlurnen im Inland und rund 84 Prozent im Ausland liege er bei 49,40 Prozent der Stimmen, sagte der Chef Wahlbehörde, Ahmet Yener, in Ankara am Montag laut der staatlichaen Nachrichtenagentur Anadolu.

Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu kam demnach auf 44,96 Prozent. Beide verfehlten damit die absolute Mehrheit von 50 Prozent, weswegen eine Stichwahl am 28. Mai das wahrscheinlichste Szenario ist. Insgesamt waren rund 64 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen, davon rund 3,4 Millionen im Ausland.

Der seit 20 Jahren als Ministerpräsident und Präsident regierende Erdoğan hat damit besser abgeschnitten, als von vielen Beobachtern erwartet, müsste aber zum ersten Mal in eine Stichwahl. Noch in der Nacht gab er sich siegessicher. Auch Kılıçdaroğlu zeigte sich optimistisch. Sein Oppositionsbündnis werde am Ende gewinnen und der Türkei die Demokratie zurückgeben, sagte er. Die Opposition warf dem  Erdoğan-Lager zudem Manipulationsversuche während der Wahl vor.

Stichwahl Türkei: Wechselwähler und Oğan-Anhänger sind entscheiden

Entscheidend in der Stichwahl könnte sein, wie sich die Wählerschaft des Drittplatzierten Sinan Oğan (Ata-Allianz) verhält. Bislang ist offen, ob er eine Wahlempfehlung abgibt, wie diese ausfallen würde und ob seine gespaltene Anhängerschaft ihr folgen würde. Es ist nicht ausgemacht, dass Erdoğan profitieren würde.

Die Endergebnisse wurden bis Montagvormittag noch nicht verkündet. Es war unklar, wann damit zu rechnen ist. Wähler mit türkischem Pass in Deutschland und anderen Ländern würden im Fall einer Stichwahl zwischen dem 20. und 24. Mai ihre Stimme abgeben können.

Angesichts des Wahl-Krimis zwischen Erdoğan und Kılıçdaroğlu wertete der Drittplatzierte sein schwaches Abschneiden (rund 5,2 Prozent) als Erfolg. Mit seinem Lager wollte er nun über das weitere Vorgehen beraten. „Wir werden niemals zulassen, dass die Türkei in eine Krise gerät“, sagte Oğan in der Nacht zu Montag.

Foto: Abdülhamid Hoşbaş, Anadolu Ajansi

Deutschland: Mehrheit der türkischen Wähler hier für Erdoğan

Die Mehrheit der Türken in Deutschland hat nach Einschätzung des Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in der Bundesrepublik für Präsident Recep Tayyip Erdogan gestimmt. Der Vorsprung werde aber nicht mehr so groß sein wie bei der Präsidentschaftswahl 2018, sagte Gökay Sofuoğlu in einem vorab veröffentlichten Interview des Deutschlandfunks.

Die vergleichsweise hohe Zustimmung zu Erdogan unter den TürkInnen in Deutschland liege daran, dass sich der Präsident ihnen gegenüber als Kümmerer gezeigt habe, erklärte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde. Der Bau neuer Flughäfen in der Türkei habe Reisen in die Heimat erleichtert und das Gesundheitssystem sei für Auslandstürken attraktiver geworden.

Er machte die deutsche Politik mitverantwortlich für das Image Erdoğans hierzulande. Es sei nicht genug dafür getan worden, eingewanderten Menschen zu zeigen, wie wertvoll sie für Deutschland seien. Vieles wecke bei ihnen das Gefühl, nicht zugehörig zu sein. Sofuoğlu begrüßte die Pläne der Bundesregierung, TürkInnen die doppelte Staatsangehörigkeit zu ermöglichen. 

Regierungsallianz liegt bei Parlamentswahl vorn

Die Wahlbehörde gab das Ergebnis der Parlamentswahl zunächst nicht bekannt. Es zeichnete sich jedoch ab, dass Erdoğans Regierungsallianz ihre Mehrheit verteidigen konnte. Der Präsident hat seit der Einführung eines Präsidialsystems 2018 weitreichende Befugnisse, das Parlament mit seinen 600 Abgeordneten ist dagegen geschwächt.

Türken Wahlen

Foto: andriano_cz, Adobe Stock

Opposition gibt sich kämpferisch

Auch wenn Erdoğan in zwei Wochen noch immer gewinnen kann – für den 69-Jährigen ist das Ergebnis ein Rückschlag. Seit er 2003 zunächst zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, hat er jede landesweite Wahl gewonnen. Seit 2014 ist er Staatspräsident. Die Aura des Unbesiegbaren geht ihm durch die Stichwahl verloren. Erdoğan zeigte sich in der Nacht zu Montag dennoch gut gelaunt vor jubelnden Anhängern in Ankara und stimmte ein Lied an.

Der 74-jährige Kılıçdaroğlu trat in der Nacht gemeinsam mit den Parteichefs seines Sechser-Bündnisses vor die Presse. „Erdoğan hat trotz seiner Diffamierungen und Beleidigungen nicht das Ergebnis erreicht, das er sich erwartet hatte“, sagte er.

Alle Seiten sehen sich nun mit einer vollkommen neuen Situation konfrontiert – eine Stichwahl gab es noch nie. Der Präsident wird erst seit 2014 direkt vom Volk gewählt.

Parlament könnte ausschlaggebend sein

Alle Augen schauen nun auf die Große Nationalversammlung in Ankara. Erdoğans AKP und ihr Partner MHP werden dort ihre absolute Mehrheit voraussichtlich halten können. Sollte Kılıçdaroğlu bei einer Stichwahl gewinnen, könnten sich Parlament und Präsident theoretisch blockieren, was zu einer Regierungskrise führen könnte

Zwar kann der Präsident ohne Zustimmung des Parlaments ein Dekret erlassen, verabschiedet das Parlament aber ein Gesetz zum selben Thema, würde das Dekret ungültig. Es kommen in jedem Fall schwierige zwei Wochen auf die Türkei zu. Die Landeswährung Lira könnte durch die unsichere Situation weiter an Wert verlieren.

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90 Tage nach dem Erdbeben: „Traumatisiert sind alle“

Erdbeben jahrhundertbeben

Drei Monate nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien warten viele Menschen weiter auf Hilfe – trotz Unterstützung in Milliardenhöhe.

Bonn (KNA/iz). Ein Vater in organfarbener Warnschutzjacke hält die Hand seiner toten Tochter. Sie liegt auf einer weißen Matratze, der größte Teil ihres Körpers begraben unter Trümmern. Zu sehen sind nur ihre weißen Fingerspitzen, die noch immer die Hand des Vaters umklammern. Es ist ein Bild, das nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien um die Welt ging. Von Beate Laurenti

Ramadan Erdbeben

Foto: FreelanceJournalist, Shutterstock

Drei Monate nach dem Erdbeben

Drei Monate liegt die Katastrophe nun zurück, bei der am 6. Februar mehr als 50.000 Menschen ums Leben kamen. Mehr als zwei Millionen Menschen wurden Medienberichten zufolge allein in der Türkei obdachlos. Viele von ihnen leben derzeit in Flüchtlingscamps, in denen es an Grundlegendem fehlt: an Lebensmitteln, Medikamenten, sauberem Wasser.

Nach der Katastrophe hat die Internationale Gemeinschaft schnell reagiert: Für den Wiederaufbau mobilisierte sie umgerechnet sieben Milliarden Euro. Die EU sagte eine Milliarde Euro für die Türkei sowie weitere 108 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau in Syrien zu. In kürzester Zeit verstärkten auch zahlreiche Hilfswerke ihren Einsatz vor Ort, riefen zu Spenden auf und sammelten Hilfsgüter.

Erdbeben Türkei Opfer

Foto: Mohammed Bash | Shutterstock

Sorgenvoller Blick nach Syrien

90 Tage später blicken viele Helfer mit Sorge vor allem nach Syrien. Seit mehr als zwölf Jahren leidet das Land unter den Folgen des Krieges, wirtschaftlicher Instabilität und einer Ernährungskrise. Bestehende Probleme wurden durch die Katastrophe verstärkt:

„Bereits vor den Erdbeben fehlten an der Grenze zu Syrien Trinkwasser, Nahrung sowie sichere Unterkünfte. Bei vielen Menschen in der Region ist zudem die psychische Belastung enorm. Viele Familien haben alles verloren und kämpfen mit dem Verlust von Angehörigen und Freunden. In der Türkei und Syrien ist neben der Hilfe beim Wiederaufbau auch langfristige Unterstützung sehr wichtig“, sagt der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel.

Die Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international machen auf die Lage jener Syrer aufmerksam, die nach dem Beben in die Türkei geflohen sind. Die türkischen Behörden hätten angekündigt, vorübergehende Aufenthaltsgenehmigungen auslaufen zu lassen. „Ein Ende der Regelung könnte Zehntausende Menschen zwingen, in die vom Erdbeben zerstörten Gebiete zurückzukehren.“

Foto: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen, via flickr | Lizenz: CC BY-SA 2.0

Vereinfachte Einreise nach Deutschland

Die Auswirkungen der Katastrophe zeigen sich auch hierzulande: Mehr als 6.000 Menschen aus dem Erdbebengebiet hat Deutschland aufgenommen. Bis Mittel April sind laut Bundesregierung für türkische Staatsangehörige mehr als 700 Schengen-Visa, rund 4.500 Visa mit räumlich beschränkter Gültigkeit und 429 Visa zum Familiennachzug erteilt worden. Syrische Staatsangehörige aus dem Erdbebengebiet erhielten 46 Schengen-Visa und rund 440 Visa zum Familiennachzug.

Trotz der vereinfachten Einreise nach Deutschland gibt es bürokratische Hürden: Voraussetzung ist etwa ein gültiger Reisepass, viele Betroffene des Erdbebens haben jedoch Hab und Gut verloren, darunter auch wichtige Dokumente. Nicht nur deshalb werden die Forderungen nach langfristiger Unterstützung immer lauter.

9.500 Türkinnen und Türken hätten bei ihren Angehörigen in Deutschland “nicht nur Obdach, sondern auch Halt und Trost” finden können, erklärte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne); und: „Dass ihnen nun noch etwas mehr Zeit im Kreis ihrer Familie gegeben wird, während die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten in der Türkei voranschreiten, ist ein ganz praktisches Zeichen der Solidarität.“

Pomozi Bosnien Erdbeben Solidarität

Foto: Amina Alađuz-Lomigora

Spendenbereitschaft ist zurückgegangen

„Am Anfang war die Spendenbereitschaft extrem“, erzählt ein Deutsch-Türke im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er möchte lieber anonym bleiben. „Jeder hat einen angesprochen, alle wollten helfen.“ Davon sei inzwischen nichts mehr zu merken.

Seine Mutter und zwei Schwestern wohnen in der vom Erdbeben betroffenen Provinz Malatya. Unmittelbar nach der Katastrophe seien sie in der Nähe von Istanbul untergekommen. Mittlerweile befänden sie sich wieder in Malatya. Sein Eindruck: „Die Stadt ist leer, viele sind noch nicht zurückgekommen, traumatisiert sind alle.“

Auch er habe überlegt, seine Familie zu sich nach Nordrhein-Westfalen zu holen. „Meine Mutter hätte das aber nicht gewollt. Sie hätte nach kurzer Zeit gesagt: ‘Ich will wieder zurück, ich will sehen, was da ist, ich muss etwas tun’.“

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Türkei – die Süßigkeiten des Ramadan

Süßigkeiten Türkei Ramadan erzählung

Die Vorbereitungen beginnen mehrere Tage vorher, um den Gästen, die zu Besuch kommen, verschiedene Süßigkeiten zu servieren. Viele muslimische Zivilisationen verfügen über eigene materielle Traditionen für besondere Zeiten wie den […]

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Fasten mit „schwerem Herzen“ – Ramadan in der Erdbebenregion

Ramadan Erdbeben

Der Ramadan gilt als Zeit der Gemeinschaft mit Familie und Freunden. Sechs Wochen nach den schweren Beben, durch die viele Menschen ihre Angehörigen verloren haben, liegt in der betroffenen Region ein Schleier aus Trauer über der Fastenzeit. Von Ergin Hava

In Adiyaman beginnt das erste Fastenbrechen des Ramadan

Adiyaman (dpa). In der vom Erdbeben stark zerstörten Stadt Adiyaman beginnt das erste Fastenbrechen des Ramadans. Familie Kaplan kommt am Donnerstagabend auf dem Boden ihres Zeltes zusammen, in der Ferne ist der Ruf zum Gebet zu hören.

Foto: Mahambah, Shutterstock

Still reicht Vater Ekrem das Brot, während Mutter Asli Wasser für ihre beiden Kinder eingießt. Sie murmeln Gebete für diejenigen, die durch die verheerende Erdbeben am 6. Februar ums Leben gekommen sind.

Durch die Erdbebenkatastrophe sind auch in Adiyaman viele Menschen ums Leben gekommen und viele sind obdachlos. In der gleichnamigen Provinz sind laut Regierungsangaben mindestens 56.000 der insgesamt 120.496 Gebäude eingestürzt oder stark beschädigt.

Eine Stadt trauert

Sechs Wochen später trauert die Stadt, die im Jahr 2022 rund 310.000 Einwohner zählte, noch immer. Die meisten, die geblieben sind, begrüßen in provisorischen Unterkünften den heiligsten Monat des Islam.

Gläubige Muslime verzichten im Ramadan einen Monat lang von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang etwa auf Essen, Trinken und Rauchen. Der Ramadan gilt als Zeit für innere Einkehr, Demut, Gemeinschaft und Wohltätigkeit.

Foto: Doga Ayberk Demir, Shutterstock

Statt wie sonst fröhlich ist das erste Fastenbrechen in diesem Jahr von düsterer Stimmung geprägt. Mehr als 50.000 Menschen sind allein in der Türkei durch die Beben der Stärke 7,6 und 7,7 getötet worden.

„Mit schwerem Herzen“

„Ich hätte mir nie vorstellen können, mit so einem schweren Herzen in den Ramadan zu gehen. Ich wünschte, meine Schwester und meine Neffen wären auch hier“, sagt Vater Ekrem Kaplan.

Seine Tränen kann er dabei nicht zurückhalten. Seine Schwester und ihre vier Kinder sind bei dem Beben gestorben. Er besuche jeden Tag den Friedhof, gieße Blumen und reinige die Grabsteine, sagt er.

Eigentlich würde der Ramadan in Adiyaman, einer frommen, lebendigen Großstadt, Tage vorher festlich begonnen. Ekrem Kaplans Frau Asli Kaplan erinnert sich an Trommler, die vor der Morgendämmerung in osmanischem Stil gekleidet durch die Nachbarschaften schwärmten, um die Bewohner für die letzte Mahlzeit vor der Morgendämmerung zu wecken.

Erdbebengebiet Syrien Islamic Relief

Nun verteilen Hilfsorganisationen in der Stadt Essen an Bedürftige. Nach dem Essen verkleiden sich einige Helfer als Clowns und sehen sich mit den Kindern Zeichentrickfilme im Hinterhof einer örtlichen Schule an.

Ein Stück weiter trinkt der 17-jährige Taha Erdem Tee mit seiner Familie. Auch bei ihnen ist nichts wie in den vergangenen Jahren. Das Menü ist bescheiden. Taha wurde landesweit bekannt durch ein Video, das er eingeschlossen unter den Trümmern drehte.

Er sei sicher, er werde sterben, sagte er darin. Sein Traum sei es, Psychologe zu werden, um Menschen zu helfen, die von Katastrophen betroffen sind, sagt er der dpa. „Ich möchte den Menschen sagen, dass es immer Hoffnung gibt, selbst im dunkelsten Moment.“

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Türken im Ausland können ab 27. April wählen

Türken Wahlen Erdoğan

Türken in Deutschland können ab dem 27. April ihre Stimmen für die Parlaments- und Präsidentenwahlen im Mai abgeben.

Istanbul (dpa). Türkische Staatsbürger in Deutschland können ab dem 27. April ihre Stimmen für die Parlaments- und Präsidentenwahlen im Mai abgeben. Die Wahl an den Grenzübergängen und im Ausland beginne am 27. April und ende am 9. Mai, teilte die Wahlbehörde YSK am Dienstag mit.

Türken im Inland wählen erst am 14. Mai

In der Türkei selbst wird am 14. Mai gewählt. Sollte bei der Präsidentenwahl kein Kandidat gewinnen, kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl. In dem Fall können türkische Staatsbürger im Ausland zwischen dem 20. und 24. Mai abstimmen, wie die YSK mitteilte.

Foto: Deniz Bayram, Adobe Stock

Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gelten als Bewährungsprobe für Recep Tayyip Erdogan (69), der seit 20 Jahren an der Macht ist. Umfragen zufolge ist seine Wiederwahl alles andere als sicher.

Kilicdaroglu wird Hauptherausforderer von Erdogan

Vergangene Woche hatte ein Bündnis aus sechs Parteien den Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (74) als Gegenkandidaten aufgestellt. Kleinere Parteien wollen ebenfalls Kandidaten registrieren. Ob die wichtige prokurdische Partei HDP einen eigenen Kandidaten aufstellt oder zugunsten Kilicdaroglus darauf verzichtet, ist noch unklar.

Für die Parlamentswahlen tritt sowohl Erdogans Regierungspartei AKP als auch Kilicdaroglus Mitte-Links Partei CHP in Bündnissen mit anderen Parteien an. Wichtigster Partner für Erdogan ist die ultranationalistische MHP, für Kilicdaroglu die nationalkonservative Iyi-Partei.

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Gedanken über das Erdbeben

Erdbeben Türkei Opfer

1755 ereignete sich ein Erdbeben in Lissabon, das nicht wenige Menschen in Europa dazu veranlasste an Gottes Barmherzigkeit zu zweifeln. (iz). 1755 ereignete sich ein Erdbeben in Lissabon, das nicht […]

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Türkei – Land unter Spannung

Spannung Türkei Erdbeben

Die tektonische Spannung ist in der Türkei trotz allem technologischen Fortschritt nicht vollständig beherrschbar. Erdbeben können wir nicht verhindern. (iz). In den letzten Jahrzehnten ist die Entwicklung der Türkei, ausweislich […]

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