Terrorexperte: Nicht Angst vor anderer Religion einreden lassen

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Bonn (KNA). Der in London lehrende Terrorismusexperte Peter Neumann warnt die europäischen Gesellschaften davor, sich vom islamistischem Terrorismus spalten zu lassen. „Genau das beabsichtigen die Attentäter“, sagte Neumann im Interview des Bonner „General-Anzeiger“. Sie wollten „das europäische Gesellschaftsmodell, das proklamiert, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion friedlich zusammenleben können, gefährden“.
Die richtige Reaktion darauf sei, sich von der Gewalt nicht einschüchtern zu lassen und sich Muslimen gegenüber nicht anders zu verhalten als zuvor: „Man sollte vor Menschen mit einer anderen Religion und anderen Kultur keine Angst haben und versuchen, sein Leben normal zu leben.“
Der IS habe kürzlich in einer Ausgabe seines Online-Magazins die Strategie hinter den Anschlägen beschrieben, erläuterte der Professor für Sicherheitsstudien weiter: „Es gehe darum, aufseiten der nicht-muslimischen Bevölkerung den Islamhass zu verstärken und aufseiten der muslimischen Bevölkerung eine Situation zu schaffen, in der der Islamische Staat als Verteidiger der islamischen Interessen wahrgenommen wird.“
Das Falscheste, was man nach diesen Anschlägen jetzt machen könne, sei, dem Islam den Krieg zu erklären, betonte Neumann weiter: „Das schießt weit über das Ziel hinaus.“ Der Staat müsse zum einen mit mehr Repression reagieren, also extremistische Gefährder, Terroristen und Hassprediger mit aller Härte des Rechtsstaates zur Rechenschaft ziehen: „Aber eine wichtige Rolle spielen auch Prävention und Integration. Alle drei Faktoren sind unterschiedliche Seiten derselben Problematik, und sie müssen alle mit derselben Energie betrieben werden.“