(KNA). Gemeinsam unter einem Dach: Die neuen Institute für Katholische und Islamische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität gehen mit Optimismus an den Start, auch wenn noch kein Berufungsverfahren abgeschlossen ist.
Bundesweit steht die Hochschultheologie oft unter Spardruck. Doch in Berlin beginnen jetzt gleich zwei neue Einrichtungen, die sich mit Glaubensfragen befassen. Zum Wintersemester gehen an der Humboldt-Universität (HU) die Institute für Islamische und für Katholische Theologie an den Start.
Für die Islamische Theologie haben sich bislang 55 Studierende eingeschrieben, für die Katholische Theologie sind es 40. Die beiden Gründungsdirektoren, Michael Borgolte für die Islamische und Johannes Helmrath für die Katholische Theologie, rechnen indes noch mit weit mehr Immatrikulationen bis Ende Oktober. Insgesamt hatten beide Institute im Sommer zusammen über 700 Bewerbungen. Als Erfolg können beide Gründungsdirektoren bereits verbuchen, dass der Lehrbetrieb wie geplant beginnt. Zwar sind die Berufungsverfahren für die Professuren noch nicht abgeschlossen. Das Islam-Institut hat deswegen drei Gastprofessoren engagiert, von denen zwei einen Ruf für die von ihnen vertretenen Fachgebiete erhalten haben. Auch das katholische Institut brauchte eine entsprechende Übergangslösung. Die erstplatzierten Kandidatinnen und Kandidaten für die fünf ausgeschriebenen Professuren vertreten deshalb ebenfalls die Fachgebiete, für die sie im Berufungsverfahren sind, so Helmrath. Bereits etabliert ist die Professur für Religionsphilosophie und Theologische Ideengeschichte. Sie wurde von der evangelischen „Theologischen Fakultät“ an das katholische Institut verlagert.
Im Unterschied zu anderen Hochschulprofessuren brauchen die Theologen eine Lehrerlaubnis ihrer Religionsgemeinschaft. Im Falle der katholischen Wissenschaftler ist für das sogenannte Nihil obstat („Nichts steht entgegen“) der Ortsbischof, in Berlin Erzbischof Heiner Koch, zuständig, fallweise auch der Vatikan. Beim Islam-Institut gibt es dafür – ähnlich wie bei anderen derartigen Einrichtungen in Deutschland – einen Beirat. Dessen Zusammensetzung steht seit langem in der Kritik. Dort sind außer zwei Islamwissenschaftlern die Repräsentanten von drei muslimischen Verbänden, die als konservativ gelten, stimmberechtigt. Sogenannte Liberale Organisationen sind nicht vertreten.
Beratend wirken auch die HU-Vizepräsidentin Eva Ines Obergfell und der evangelische Berliner Altbischof Wolfgang Huber mit.
In fünf der sechs Auswahlverfahren stimmte das Gremium bereits den Kandidaten zu, wie Borgolte betont. Er ist zuversichtlich, dass dies auch bei der verbleibenden Professur bald der Fall ist, so dass ein Ruf ergehen kann. Die Zusammensetzung des Beirats hat ihren Grund in der Zusammensetzung der muslimischen Gemeinschaft, wie der Gründungsdirektor erklärt. Die Berliner Islam-Studenten sollen nicht nur ihre Religion nach wissenschaftlichen Standards erforschen, sondern auch die Voraussetzungen erwerben, um Religionslehrer oder Imam zu werden. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum der Berliner Senat die Institutsgründung fördert, wie Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) betont. Bislang kommen solche Lehrkräfte und Imame zumeist aus dem Ausland und gelten manchen als „Bremse“ für eine bessere Integration von Muslimen.
Viel länger als das 2016 begonnene Projekt des Islam-Instituts gibt es den Wunsch nach mehr katholischer Theologie in der Hauptstadt. Eine Fakultätsgründung an der Humboldt-Universität blieb vor gut 20 Jahren im Planungsstadium. Überdies war das bisherige Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität Berlin auf zuletzt nur noch zwei Professuren reduziert.
Sie werden nun an die Humboldt-Universität verlagert und um die vier weiteren ergänzt. Das katholische Institut soll seine Absolventen für Tätigkeiten in Bildung und Wissenschaft qualifizieren und nach den Worten Helmraths ein „intellektueller Brennpunkt in der Berliner Wissenschaftslandschaft“ werden. Schon räumlich sind beide Institute künftig auch auf eine enge Kooperation angelegt. Sie sind gemeinsam in einem früheren Gebäude der Universitätsklinik Charite untergebracht.