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Unruhen in Kasachstan: Russland verlegt Truppen

Foto: AlexandrinaZ, Shutterstock

Bei landesweiten Protesten in der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik Kasachstan gibt es Tote und Verletzte. Präsident Tokajew bittet ein von Russland geführtes Militärbündnis um Hilfe. Einige Stunden später sind die ersten Soldaten bereits eingetroffen.

Almaty/Moskau (dpa). Angesichts der Unruhen in Kasachstan hat Russland Soldaten in das zentralasiatische Land verlegt. Es seien Fallschirmjäger als Teil einer Friedenstruppe entsandt worden, teilte die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit am Donnerstag mit. Kasachstan hatte das von Russland geführte Militärbündnis zuvor um Hilfe gebeten. Dem Bündnis gehören neben Russland und Kasachstan auch Armenien, Belarus, Kirgistan und Tadschikistan an. Auch diese Staaten hätten Streitkräfte nach Kasachstan entsandt, hieß es.

Bereits in der Nacht hatte das Militärbündnis erklärt, einem Hilfegesuch Kasachstans nachkommen zu wollen. Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan schrieb bei Facebook, die Soldaten sollten für einen begrenzten Zeitraum entsandt werden, „um die Lage in dem Land zu stabilisieren und zu normalisieren“. In der Mitteilung hieß es nun, eine Hauptaufgabe der ausländischen Soldaten sei der Schutz wichtiger staatlicher und militärischer Einrichtungen.

Das autoritär geführte Kasachstan erlebt seit Tagen beispiellose Proteste. Auslöser der am Wochenende ausgebrochenen Unruhen war Unmut über deutlich gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik mit mehr als 18 Millionen Einwohnern. Sie schlugen in teils gewaltsame regierungskritische Proteste um. Als Reaktion entließ Präsident Kassym-Jomart Tokajew die Regierung. Tokajew nannte die Unruhen „eine Untergrabung der Integrität des Staates“.

Besonders schwere Ausschreitungen gab es in der Millionenstadt Almaty, wo in der Nacht auch das Militär gegen Demonstranten eingesetzt wurde. Berichten zufolge gab es Dutzende Tote. Menschen hätten versucht, verschiedene Polizeigebäude zu stürmen, zitierte der kasachische Fernsehsender Khabar 24 einen Sprecher des Innenministeriums, wie die russische Staatsagentur Tass meldete. Dabei seien „Dutzende Angreifer eliminiert“ worden. Das lässt darauf schließen, dass es Todesopfer gegeben haben könnte.

Offizielle Angaben zu Toten unter Zivilisten gibt es bislang nicht. Kasachische Behörden hatten in den vergangenen Tagen den Tod von mindestens acht Polizisten und Soldaten mitgeteilt. Angaben des kasachischen Gesundheitsministeriums zufolge gab es bislang mehr als 1000 Verletzte.

An verschiedenen Stellen in Almaty liefen Einsätze gegen Demonstranten, die Berichten zufolge auch bewaffnet sein sollen. Einwohner seien aufgerufen worden, an sicheren Orten zu bleiben.

Internetseiten kasachischer Medien waren auch am Morgen nicht vom Ausland aus zu erreichen. Die genaue Lage war deshalb unklar. Berichte können von unabhängiger Seite nur schwer geprüft werden.