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Kinder ohne Chance. Wenn der Start ins Leben mühsam ist

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Nie Urlaub, keine Ausflüge, manchmal nicht einmal genug zu essen: Mehr als zwei Millionen Kinder in Deutschland sind arm oder von Armut bedroht. (KNA). Lilly, sieben Jahre alt, blond und […]

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Kinder im Krieg: Die Schwächsten sind die größten Opfer

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Der Schutz von Kindern in Kriegen ist unabdingbar. Heutige Kriegsparteien ignorieren ihre Rechte allzu oft. (IPS). Überall leiden die Schwächsten von uns am meisten unter den Folgen des Krieges. Kinder […]

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Kinder in Gaza: 31% sind mangelernährt

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Die USA verlangen von Israel glaubwürdige Pläne zum Schutz von Zivilisten im Falle einer Rafah-Offensive. Die Lage der Kinder ist katastrophal. Bundeskanzler Scholz reist in die Krisenregion.

Gaza/Tel Aviv/Washington (dpa/IZ) Nach Ankunft einer ersten Hilfslieferung auf dem Seeweg stehen Unterstützer der Notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen vor der Aufgabe, die bitter benötigten Essensrationen an die verzweifelten Menschen zu verteilen. Das Schiff „Open Arms“ mit einer Ladung von 200 Tonnen Lebensmitteln ankerte am Freitag vor der Küste des abgeriegelten Küstengebiets, wie die an der Mission beteiligte Organis^ation „World Central Kitchen“ (WCK) auf der Plattform X mitteilte. Währenddessen erhöhen die USA als wichtigster Verbündeter Israels ihren Druck auf die Regierung des Landes, im Falle einer Militäroffensive in der Grenzstadt Rafah eine Katastrophe zu verhindern und den Schutz der Zivilisten dort zu gewährleisten. Bundeskanzler Olaf Scholz wird am Wochenende in der Krisenregion erwartet. 

Versorgung Gazas von einer schwimmenden Plattform

Von einer schwimmenden Plattform, die die „Open Arms“ von Zypern aus Hunderte Kilometer übers Meer bis nach Gaza geschleppt hatte, wurden Lebensmittel und Trinkwasser ans Ufer gebracht, wie das israelische Militär mitteilte, das die Landestelle an der Küste sicherte. 60 Küchen, die WCK zusammen mit örtlichen Partnern betreibt, sollen daraus Mahlzeiten zubereiten und an die hungernden Menschen verteilen. Insgesamt habe man im laufenden Gaza-Konflikt auf dem See- und Luftweg mehr als 37 Millionen Mahlzeiten bereitgestellt, teilte die Hilfsorganisation mit. 

Der 54-jährige WCK-Chef José Andrés, ein in den USA lebende Starkoch spanischer Herkunft, hatte die humanitäre Organisation 2010 gegründet. Sie versorgt Menschen in Katastrophengebieten auf der ganzen Welt mit Mahlzeiten. Hilfsaktionen gab es unter anderem auch für ukrainische Flüchtlinge an der Grenze zu Polen. 

Die Mission der „Open Arms“ gilt als Pilotprojekt für eine bessere Versorgung der mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen, denen es wegen des Krieges derzeit an praktisch allem fehlt. Das Schiff kreuzte auf der Route entlang eines geplanten Hilfskorridors, den die EU-Kommission und Zyperns Staatsführung vor einer Woche angekündigt hatten. Unabhängig davon planen die USA einen maritimen Korridor nach Gaza, für den das US-Militär ein schwimmendes Dock nahe der Gaza-Küste errichten soll. 

Kleinkinder leiden unter akuter Mangelernährung 

Die humanitäre Notlage in Gaza spitzt sich seit Wochen zu. Im nördlichen Gazastreifen sind nach Erkenntnissen des UN-Kinderhilfswerks Unicef inzwischen 31 Prozent der Kinder unter zwei Jahren akut mangelernährt. Im Januar seien es noch 15,6 Prozent der Kinder gewesen, teilte die Organisation am Freitag mit. Im Norden des palästinensischen Küstengebiets ist die Versorgungsnotlage aufgrund des anhaltenden Kriegs zwischen Israel und der Hamas besonders schlimm. 

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Freitag kamen im Krieg bislang 31 490 Palästinenser ums Leben, weitere 73 439 erlitten Verletzungen. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen und unterscheiden nicht zwischen bewaffneten Kämpfern und Zivilisten. Zugleich ist laut der Behörde eine große Zahl von Menschen in diesen Zahlen nicht erfasst, die noch unter Trümmern vermutet werden. 

Bewegen sich Friedensbemühungen vom Fleck? 

Ein neuer Vorschlag der Hamas im Rahmen der schleppend verlaufenden indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung von israelischen Geiseln scheint indes Anlass zu vorsichtigem Optimismus zu geben. „Der Vorschlag bewegt sich grob umrissen innerhalb des Rahmens jenes Deals, an dem wir seit mehreren Monaten arbeiten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, am Freitag im Weißen Haus. Es sei gut, dass Israel nun wieder eine Delegation zu den Verhandlungen schicke, dass es den Hamas-Vorschlag gebe und darüber geredet werde. Die Klärung der Details gestaltet sich allerdings als schwierig.

Tatsächlich hat sich die Hamas nun dahin gehend bewegt, dass sie nicht mehr verlangt, dass Israel den Krieg beendet, bevor die ersten Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden. Dem am Donnerstag bekannt gewordenen Vorschlag zufolge würde die Hamas die Einstellung der Kampfhandlungen durch Israel erst zur Voraussetzung für eine zweite Phase der Geiselfreilassungen machen. Damit näherte sie sich den Inhalten eines mehrstufigen Plans an, den die Vermittler USA, Ägypten und Katar vor mehreren Wochen vorgelegt hatten und den Israel akzeptierte. 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu tat den Vorschlag der Hamas indes als „unrealistisch“ ab. Gleichzeitig hieß es, eine israelische Delegation werde nach einer Debatte des Sicherheitskabinetts über die israelische Position nach Katar reisen. Damit würden erstmals seit zwei Wochen wieder israelische Verhandler an den indirekten Gesprächen in der Hauptstadt Doha teilnehmen. 

US-Regierung will Pläne zum Schutz der Zivilisten in Rafah sehen

Die US-Regierung rief Israel am Freitag dazu auf, ihr Pläne für eine „glaubwürdige“ und „realisierbare“ Evakuierung aus der im Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt Rafah vorzulegen, sofern dort eine israelische Militäroffensive stattfinden soll. Man habe solche Pläne bisher nicht gesehen und würde die Gelegenheit begrüßen, diese zu Gesicht zu bekommen, sagte US-Sicherheitsratssprecher Kirby. „Wir können und werden keinen Plan unterstützen, der diese anderthalb Millionen Flüchtlinge in Gaza nicht angemessen berücksichtigt“, betonte er. Es müsse einen Plan für diese Menschen geben – alles andere wäre eine Katastrophe, warnte er. Für die Menschen im Gazastreifen müsse es einen Ort geben, an dem sie vor den Kämpfen sicher seien. 

Zuvor hatte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Freitag die Pläne für einen Militäreinsatz in Rafah gebilligt. Die Armee bereite sich neben dem operativen Einsatz auf eine Räumung der Zivilbevölkerung vor, hieß es in der Mitteilung. 

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Gaza: CARE warnt vor Bedingungen

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Gaza: CARE warnt vor inhumanen Zuständen. In Rafah sind eine Millionen Menschen auf der Hälfte der Fläche von Bonn zusammengepfercht.

Bonn (CARE). Die Hilfsorganisation CARE warnt, dass über zwei Millionen Menschen in Gaza von einer akuten Hungersnot bedroht sind oder an vermeidbaren Krankheiten sterben könnten.

Im Moment haben die Menschen in Gaza im Durchschnitt nur zwei bis drei Liter Wasser pro Tag zur Verfügung. Das ist ein Fünftel dessen, was in Ausnahmesituationen zum Trinken, Kochen und für die persönliche Hygiene nötig wären.

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Foto: UNRWA/Ashraf Amra

Gaza – über 80 Prozent sind auf der Flucht

Über 80 Prozent der Bevölkerung mussten ihr Zuhause aufgeben und alles zurücklassen. Sie leben jetzt größtenteils in provisorischen Unterkünften. Diese schützen jedoch nicht vor den aktuellen Temperaturen von nur fünf Grad in der Nacht und der derzeitigen Wetterlage mit Regen und Wind.  

„Die Menschen in Gaza, die die aktuelle Situation bisher überlebt haben, fürchten nun zusätzlich einen langsamen Tod. Oft teilen sie sich kleine Räume oder Zelte mit dutzenden anderen Geflüchteten.

Schwangere oder stillende Mütter liegen ohne Matratze auf dem kalten Boden neben Menschen, die sie noch nie zuvor getroffen haben“, sagt Hiba Tibi, stellvertretende Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. 

„Die Menschen trinken Brackwasser und essen alles, was sie auf dem schmutzigen Boden finden. Alle husten, Kinder haben blutigen Durchfall und Mütter verzichten fast komplett auf Nahrung, um sicherzustellen, dass ihre Kinder satt werden.“ 

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Foto: Anas-Mohamed, Shutterstock

Eine Katastrophe in Rafah

Besonders katastrophal ist die Situation in Rafah, wo rund eine Million Palästinenser:innen auf einer Fläche von 65 km2, halb so groß wie das Stadtgebiet von Bonn, zusammengepfercht sind. Da die Anzahl der Notunterkünfte immer weiterwächst und sich mittlerweile bis zu 480 Menschen nur eine Toilette teilen müssen, stellen Krankheiten eine ernsthafte Bedrohung dar.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren seit der Eskalation des Konflikts um 2.000 Prozent zugenommen, während über 225.600 Menschen an akuten Atemwegsinfektionen leiden. 
 
„Es ist ein Albtraum. Die Menschen haben keine Winterkleidung, keine Decken, nichts, was ihre Kinder wärmen könnte. Die Böden, auf denen die Menschen schlafen, sind schlammig, da der Regen ständig die Zelte überschwemmt.

In den Camps, in denen CARE arbeitet, gibt es kaum Wasser, die Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten und viele leiden an Durchfallerkrankungen“, sagt Tibi. „Familien bezeichnen ihre Lage in Gesprächen mit uns als ‚Todesfalle‘ oder ‚Hölle auf Erden‘, in der es weder grundlegende Hygiene noch sonst irgendwie sichere Bedingungen gibt.“ 

Über 60 Prozent der Unterkünfte in Gaza wurden zerstört oder sind schwer beschädigt. 1,7 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene und suchen Schutz vor den ständigen Angriffen in Schuppen, Ruinen, Schulen oder Krankenhäusern.

Foto: A-One Rawan, Shutterstock

Frauen und Kinder sind besonders gefährdet

„CARE ist besonders besorgt über die Situation von Frauen und Kindern. 90 Prozent der Kinder unter zwei Jahren in Gaza können nicht altersgemäß und abwechslungsreich ernährt werden“, sagt Tibi.

„Ihr Immunsystem ist geschwächt, was das Risiko erhöht, an eigentlich vermeidbaren Krankheiten zu sterben. Wir hören immer häufiger von jungen Müttern, die nicht in der Lage sind, zu stillen, weil sie zu unterernährt und durch die Auswirkungen des Krieges und der Blockade psychisch gestresst sind. Wir können nur ansatzweise abschätzen, welche katastrophalen Auswirkungen dieser Krieg in den kommenden Jahren haben wird.“ 

CARE bekräftigt seine Forderungen nach einer sofortigen Feuerpause, damit im gesamten Gazastreifen vollständige, sichere und ungehinderte Bereitstellung humanitärer Hilfe gewährleistet werden kann und die sofortige Freilassung aller Geiseln.

Die internationale Gemeinschaft muss schnell handeln, um eine Verschärfung der humanitären Katastrophe abzuwenden.

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Eva Lezzi: „Ohne das Gelingen der Flucht meiner Mutter wäre ich nicht hier“

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Die Kinderbuchautorin Evi Lezzi über jüdische und muslimische Vielfalt in ihren Büchern und die Reaktionen junger LeserInnen.

(KNA). Eva Lezzi ist Kinder- und Jugendbuchautorin und schreibt in ihren Büchern über jüdischen Alltag in Deutschland. Ihre Mutter kam aus Berlin, hat den 9. November 1938 als Dreijährige miterlebt. Kurz vor Kriegsausbruch 1939 wurde sie mit Fluchthelfern nach Frankreich geschickt, später gelang ihr die Flucht in die Schweiz.

Eva Lezzi wurde in New York geboren und wuchs in Zürich auf. Später kam sie zum Studium nach Berlin – in die ursprüngliche Heimat ihrer Mutter – und wurde hier Germanistikdozentin an der Universität Potsdam, bevor sie sich dem fiktionalen Schreiben widmete.

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) sprach mit ihr in Berlin über jüdische Kinderbücher, den Nahost-Konflikt – und warum ihr Herz für Geflüchtete schlägt.

Eva Lezzi: Kinderbücher über jüdisches Leben

Frage: Frau Lezzi, Sie schreiben Kinderbücher über jüdisches Leben in Deutschland. Wie kam es dazu?

Eva Lezzi: Bevor im Jahr 2010 unser erstes Buch erschien, gab es im deutschsprachigen Raum kaum etwas dazu. Es gab zwar Kinderliteratur über den Holocaust oder biblische Geschichten, aber nur sehr wenige Bücher über jüdisches Leben im heutigen Deutschland, über jüdischen Alltag.

Dann kam hinzu, dass bei meinem Sohn in der Schule der Holocaust thematisiert werden sollte. Da dachte ich, ich schreibe lieber selbst etwas über Juden und Judentum.

Frage: Zum Beispiel über Beni und die Bat Mitzwa oder Beni und Pessach…

Eva Lezzi: Ja, eine Bilderbuchreihe für Grundschülerinnen und -schüler von sechs bis zwölf, die von der Künstlerin Anna Adam illustriert wurde: Wir wollten uns dem jüdischen Alltag nicht nur über das Wort, sondern auch über Bilder, über Kunst nähern. Es ist wichtig, dass man Kinder aus verschiedenen Ecken abholt.

Frage: Sind Ihre Bücher für jüdische oder nicht-jüdische Kinder?

Eva Lezzi: Ich versuche, für jüdische und nicht-jüdische Kinder zu schreiben. Jüdische Kinder sollen dadurch vor allem Zugang zu ihren Lebenswelten haben, sich wiederfinden. Aber meistens lese ich – in Schulen zumindest – eher vor nicht-jüdischem Publikum. Deshalb gibt es auch in allen unseren Büchern ein Glossar: von Challe (Hefezopf) bis Jesus oder Skateboardtricks. Das zeigt, dass nicht nur das Jüdische erklärungsbedürftig ist.

Kinder reagierten interessiert

Frage: Wie reagieren die Kinder auf Ihre Bücher?

Eva Lezzi: Sehr interessiert. Manche fragen auch, ob ich berühmt bin. Das bin ich – aber nur in jüdischen Kreisen. (lacht)

Frage: Thematisieren Sie auch Antisemitismus?

Eva Lezzi: Mein Ansatz in den Kinderbüchern und an Grundschulen ist etwas anders. Ich gehe klar als jüdische Autorin mit jüdischen Themen in die Schulen. Aber ich versuche eher grundsätzlich, Neugier für andere Lebenswelten zu wecken und auch selbst neugierig für die Lebenswelten der Schüler und Schülerinnen zu bleiben.

Mein Ethos ist die Offenheit. Ich gebe auch Schreibworkshops an Schulen. Und dann geht es nicht darum, dass sie nachher schreiben, was ist Antisemitismus und was ist ein Jude? Sondern: Was heißt es, anders zu sein, was heißt es, ich selber zu sein, was sind Vorurteile? Mein Ziel ist, Empathie zu wecken.

Frage: Was wissen die Schüler und Schülerinnen übers Judentum?

Eva Lezzi: Das ist sehr unterschiedlich. In Berlin etwa merkt man schon, dass es einen großen religionsfernen Anteil in der Schülerschaft gibt. In anderen Regionen Deutschlands ist das anders.

Viele sind aber noch nie einem Juden oder einer Jüdin begegnet. Was manchmal durcheinander geht, ist, dass jüdisch mit israelisch gleichgesetzt wird. Manche glauben, dass jeder Jude hebräisch spricht. Da muss man einiges zurechtrücken.

Thema Nahostkonflikt

Frage: In Ihrem Jugendbuch „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“ geht es um den Nahostkonflikt: Sie behandeln das Thema aus der unterschiedlichen Perspektive zweier Berliner Freundinnen, Rebecca und Samira, die eine ist Jüdin, die andere Muslimin. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern sät Misstrauen zwischen ihnen.

Eva Lezzi: Ich habe das Buch als Reaktion auf die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Gaza im Jahr 2014 geschrieben. Der Fokus liegt jedoch auf Deutschland. Ich thematisiere in diesem Buch auch Antisemitismus auf dem Schulhof oder islamfeindliche Einstellungen. Das Buch ist für elf- bis 14-Jährige, in diesem Alter sind Kinder und Jugendliche sehr gesprächsoffen.

Wenn ich das Buch in Schulen lese, kann ich mir der Aufmerksamkeit vor allem seitens der muslimischen Schüler sicher sein: Sie sehen sich gespiegelt, hören sich aber auch die andere Seite an. Hinzu kommt, dass in unseren Schulen sehr selten Bücher gelesen werden, in denen es um migrantisches Leben geht. Deshalb nehmen die muslimischen Schüler mich und meine Bücher mit Begeisterung auf.

Frage: Das war allerdings vor dem Angriff der terroristischen Hamas auf Israel am 7. Oktober…

Eva Lezzi: Ja, seitdem bin ich noch nicht wieder für Lesungen an Schulen eingeladen worden. Es gibt eine große Verunsicherung seitens der Schüler- und Lehrerschaft und auch viel Angst. Gerade ist einfach alles schmerzhaft aktuell; alle verfolgen am Handy, was im Nahen Osten passiert.

Frage: Wie beurteilen Sie die Situation in Israel und hierzulande?

Eva Lezzi: Der Krieg von 2014 war schlimm, aber schlimmer ist es jetzt. Und zwar sowohl in Israel aufgrund des Terrorangriffs der Hamas, als auch in Gaza aufgrund der Bombardierungen durch das israelische Militär.

Es ist eine wahnsinnige Katastrophe. Bei uns und weltweit ist der Antisemitismus unvergleichlich größer als 2014, wahrscheinlich weil er durch die Sozialen Medien noch verstärkt wird. Aber auch die Islamfeindlichkeit ist hier in Deutschland größer, angeheizt durch populistische Aussagen.

Frage: Inwiefern?

Eva Lezzi: Wenn in einer solchen Situation noch Rhetoriken von Politikern dazukommen, die Abschiebungen im großen Stil fordern, ist das kontraproduktiv. Es gibt einen von bestimmten muslimischen Gruppen ausgehenden Antisemitismus auf den Straßen hierzulande, der ist bedrohlich und muss strafrechtlich sanktioniert werden. Das steht außer Zweifel.

Aber es gibt auch einen politischen Diskurs, der etwas daraus schlägt, wogegen ich mich heftig wehre – nämlich ein gegeneinander Ausspielen von jüdischen und muslimischen Minderheiten und Positionen.

Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft und damit müssen – oder besser gesagt: dürfen wir – immer weiter umgehen. Ich halte Diversität für wichtig und möchte eine Spaltung zwischen jüdisch und muslimisch nicht unterstützen. Im Gegenteil.

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Auf dem Fahrrad zur Hadsch 2024: Darmstädter hilft sterbenskranken Kindern

Fahrrad

Abdul-Aleem Malik plant, 5.000 km Landweg auf dem Fahrrad nach Mekka zurückzulegen. Sein Ziel: Spenden für das KinderPalliativTeam Südhessen. (Commonsplace.de). Der Darmstädter Abdul-Aleem Malik (31) widmet eine 5.000 km lange […]

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Ein wichtiges Dokument: Leitfaden Berliner Imame zum Ramadan

Ramadan Berlin Imame Rat Leitfaden

Mit der Handreichung der Berliner Imame werden Kinder erinnert, dass verpflichtende Fasten für sie keine Obligation ist, bis sie die Pubertät erreichen.

(iz). Zu den unnötig kontroversen Themen, die in Deutschland öffentlich ausgehandelt werden, gehört das Fasten im Ramadan. Insbesondere aufgeladen wird es behandelt, geht es um das Verhältnis von Schülerinnen beziehungsweise Schülern, Grundschulen und Eltern in diesem Monat. Seit einigen Jahren entzünden sich hier ohne Not Streitigkeiten, die mit Aufklärung auf allen Seiten und Begegnungen leicht zu lösen wären.

Berlin Sehitlik Moschee Hof Iftar Fastenbrechen

Öffentliches Fastenbrechen auf dem Gelände der Berliner Sehitlik-Moschee. (Foto: Ömer Sefa)

Berliner Imame veröffentlichen Leitfaden

Hierzu hat der Rat Berliner Imame im November 2022 seinen Leitfaden „Ramadan & Grundschule“ veröffentlicht. Mitgetragen wird das Dokument neben den Imamen von fünf weiteren Berliner Einrichtungen und Verbänden. Das Informationsangebot ist auch eine Konsequenz der vergangenen Jahre, als insbesondere die Frage von fastenden Schülerinnen und Schülern zu Reibungen mit Schulen und dem Lehrpersonal kam.

Neben einer allgemeinen Einführung in den Ramadan, seinen Kernelementen sowie der Praxis der Fastenden richten sich einzelne Kapitel an die drei wichtigsten Akteure des Themas: Grundschüler, Eltern und LehrerInnen.

Foto: Freepik.com, Rawpixels.com

Keine Pflicht für Kinder

Mit der Handreichung werden die Kinder daran erinnert, dass verpflichtende Fasten für sie solange keine Obligation ist, bis sie die Pubertät erreichen. Sie können es machen, werden aber von den Imamen erinnert, dass sie den einen oder anderen Fastentag „nachholen“ können.

Ihre Gesundheit steht an oberster Stelle. Daher sollten sie immer „eine kleine Notration“ mit in die Schule nehmen, falls sie sich nicht wohlfühlen sollten. Grundsätzlich müssten sie verstehen, dass man für Allah und die Beziehung zum Ihm faste. Niemand könne es einem Grundschulkind auferlegen. Insbesondere dürfe Druck von Mitschülern keine Rolle spielen.

Foto: Falkschule, Hamm

Eltern und Lehrer sind gefordert

Für ein harmonisches Erleben des Ramadan sind die Eltern gefordert. Der Leitfaden betont, dass Kinder ein gutes Vorbild brauchten. Sollte es sich zum Fasten entscheiden, brauche es Auswege, wenn es noch nicht so weit ist. Insbesondere müssten sie ihm „Gewissensbisse“ nehmen, wenn es das selbst gesetzte Ziel nicht erreicht. Dabei helfe ein aktiver Kontakt mit dem Lehrpersonal, wie sie das Kind bei den ersten Schritten mit dem Fasten erlebe.

Dieses wird ebenso in „Ramadan & Grundschule“ angesprochen. Als wichtige Bezugspersonen spielt deren Haltung zur Religion und dem Ramadan eine Schlüsselrolle. Verbote und Drohungen würden das Gegenteil eines erwünschten Ergebnisses erreichen. Im schlimmsten Fall könne ein Grundschulkind aus Trotz seine Grenzen überschreiten.

Kontakt: nbs-ev.de

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Somalia weiter von Hunger bedroht

Somalia CARE Hunger

Sechste ausgefallene Regenzeit in Folge wird prognostiziert. Somalia steht weiterhin an der Schwelle zu einer Hungerkatastrophe.

Bonn (CARE). In Somalia steht den Menschen die sechste ausfallende Regenzeit bevor. Trotz zahlreicher Hilfsappelle droht weiterhin eine Hungersnot, warnt die internationale Hilfsorganisation CARE. Finanzielle Mittel müssen dringend aufgestockt werden, um Menschenleben zu retten. Zwischen Januar und März 2023 werden voraussichtlich 6,3 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein – das sind 2,2 Millionen Menschen mehr als im Jahr zuvor.

„Diese Prognosen sollten uns als Warnung dienen: Ohne zusätzliche Mittel werden die steigenden Bedürfnisse die humanitäre Hilfe, die wir vor Ort leisten können, überholen. Deshalb appellieren wir an die Geber und die internationale Gemeinschaft, sofort zu handeln, um eine Hungersnot zu verhindern“, sagt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland.

Familien in Somalia leiden

Familien leiden seit Jahren unter den Auswirkungen der Dürre, viele Menschen haben ihre Nutztiere und Anbauflächen für Grundnahrungsmittel verloren – ihnen fehlt ihre Existenzgrundlage. Mehr als eine Million Menschen musste auf der Suche nach Nahrung, Wasser und Weideland ihr Zuhause verlassen – und das in einem Land, das bereits mit 2,9 Millionen eine der höchsten Zahlen an Binnenvertriebenen weltweit aufweist. Weitere Tausende sind in benachbarte Länder wie Kenia geflohen.

„Wir essen nur noch drei oder viermal die Woche, statt dreimal am Tag“, berichtet die 18-jährige Hodan Mohammed. Sie und ihr Mann haben all ihr Vieh verloren und sind in die nächstgrößere Stadt geflohen. Dort erhielten sie mit ihrem 8 Monate alten Sohn, der wegen Unterernährung notfallversorgt werden musste, Hilfe in einem CARE Gesundheitszentrum.

Hilfsorganisation CARE hilft vor Ort

CARE unterstützt 65 Gesundheitseinrichtungen und 86 mobile medizinische Teams in Somalia. Aus jeder einzelnen Einrichtung melden Gesundheitsexpert:innen aktuell steigende Zahlen von Kindern, Schwangeren und stillenden Müttern mit besorgniserregendem Untergewicht.

Um eine Hungersnot noch zu verhindern, weitet CARE aktuell Gesundheitsdienste, Lebensmittelhilfen sowie die Bereitstellung von Trinkwasser massiv aus. In den letzten sechs Monaten hat CARE mehr als 600.000 Menschen mit Nothilfe erreicht.

Laut dem integrierten Klassifizierungssystem für Ernährungsunsicherheit (IPC) der Vereinten Nationen bildet eine „Hungersnot“ die höchste von fünf Phasen der Ernährungsunsicherheit. Derzeit gilt in einigen Regionen Somalias bereits Phase 4 – „Humanitärer Notfall“. Phase 5 der Hungersnot tritt erst dann ein, wenn trotz humanitärer Hilfe mindestens einer von fünf Haushalten in einem Gebiet vom Hungertod bedroht ist. Der Zweck des IPC besteht nicht darin, verschiedene Grade des Hungers zu klassifizieren oder die „schlimmste Hungersnot“ zu kategorisieren. Vielmehr sollen die IPC-Schwellenwerte Hungerstadien kennzeichnen, um politischen und humanitären Akteuren eine Entscheidungsfindung in Echtzeit zu ermöglichen.

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Bemühungen mehren sich, um Millionen benachteiligter Kinder einen freien Zugang zu gewähren

Schulbildung ist fundamental für die kindliche Entwicklung und starker Katalysator zur Verbesserung ihres ganzen Lebens. Das internationale Völkerrecht garantiert jedem ein Recht auf Bildung. Aber es dürfte viele überraschen, zu […]

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Iran-Proteste: Zweiter Demonstrant hingerichtet. Amnesty spricht von getöteten Kindern

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Teheran (dpa/iz). Im Iran ist nach Angaben der Staatsmedien ein zweiter Demonstrant im Zuge der systemkritischen Proteste hingerichtet worden. Der wegen „Kriegsführung gegen Gott“ angeklagte Madschid-Resa R. wurde am Montag in der Stadt Maschad im Nordosten des Landes öffentlich gehängt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete.

Der Mann soll während der Proteste im November zwei Mitglieder der berüchtigten paramilitärischen Basidsch-Miliz mit einem Messer ermordet haben. Das Gericht hatte ihm „Kriegsführung gegen Gott“ vorgeworfen und ihn gemäß islamischer Rechtsauffassung zum Tode verurteilt.

Bereits am vergangenen 8. Dezember war der Rap-Musiker Mohsen S. hingerichtet worden. Er soll ein Basidsch-Mitglied mit einer Waffe angegriffen, Schrecken verbreitet und eine Straße blockiert haben. Seine Hinrichtung wurde im In- und Ausland scharf verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete das Verfahren zum Todesurteil als „unfairen Scheinprozess“. Insgesamt stehen Medienberichten zufolge mindestens 25 Demonstranten auf der Todesliste der iranischen Justiz – zwei von ihnen wurden bereits hingerichtet.

Über die Entwicklungen im Iran beraten an diesem Montag in Brüssel die Außenminister der EU-Staaten. Es wird erwartet, dass bei dem Treffen weitere Sanktionen gegen Verantwortliche für schwere Menschenrechtsverletzungen beschlossen werden. Damit soll auf die anhaltend brutale Unterdrückung der Proteste in dem Land reagiert werden.

Amnesty: Sicherheitskräfte töteten mindestens 44 Kinder

„Neue Recherchen von Amnesty International belegen, dass die iranischen Sicherheitskräfte bei der Niederschlagung der landesweiten Proteste mindestens 44 Minderjährige getötet haben und die Behörden die Familien zum Schweigen zwingt“, erklärte die Menschenrechtsorganisation heute in Berlin. 34 der Kinder seien mit scharfer Munition ins Herz, in den Kopf oder in andere lebenswichtige Organe getroffen worden. In mindestens 13 Fällen hätten die Behörden die Angehörigen zu schriftlichen Stellungnahmen oder Videoaufnahmen gezwungen, in denen sie die Sicherheitskräfte von jeglicher Schuld am Tod ihrer Kinder freisprechen mussten.

„Informationen von Amnesty International deuten darauf hin, dass Angehörige willkürlich festgenommen wurden, dass ihnen damit gedroht wurde, die Leichname der Kinder an einem unbekannten Ort zu begraben, und dass den Eltern damit gedroht wurde, sie oder Geschwisterkinder zu töten, zu vergewaltigen, festzunehmen oder anderweitig zu schädigen.“

Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für den Nahen Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, saget: „Den Familien wurden nicht nur ihre geliebten Kinder genommen, sondern ihnen wird weiterer unmenschlicher Schmerz zugefügt, indem sie gezwungen werden, über die wahren Hintergründe des Todes und die Täter zu schweigen oder zu lügen.“ Der jüngst beschlossene UN-Untersuchungsmechanismus müsse diese Fälle dokumentieren und aufarbeiten, um die Täter internationalem Recht entsprechend zur Rechenschaft zu ziehen.