„Anschlag gegen Menschlichkeit“

Seit Monaten häufen sich in Deutschland Anschläge gegen Flüchtlingsheime. Mit einer Granate im Schwarzwald erreicht die Gewalt eine neue Qualität. Eine entscheidende Frage ist aber offen.
Villingen-Schwenningen (dpa). Mit einem Handgranatenanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im Schwarzwald hat die Gewalt gegen Zuwanderer in Deutschland eine neue Dimension erreicht. Unbekannte warfen in der Nacht zum Freitag den Sprengsatz auf das Gelände der Unterkunft im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen – unklar ist aber, ob die jugoslawische Granate vom Typ M52, eine Kriegswaffe, scharf war und hätte explodieren können. Verletzt wurde niemand.
„Es steht fest, dass sie mit Sprengstoff gefüllt war“, sagte Johannes-Georg Roth, Leiter der Staatsanwaltschaft Konstanz. „Ob ein Zünder verbaut war, ist bisher nicht bekannt.“ Ein Experte des Landeskriminalamtes erklärte, von einer scharfen Granate könne nur gesprochen werden, wenn Sprengstoff und Zünder vorhanden seien. Aus Polizeikreisen hatte es zunächst geheißen, die Granate sei scharf.
Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben in alle Richtungen und schließt ein fremdenfeindliches Motiv nicht aus. Einen konkreten Verdacht gebe es noch nicht. Befragungen in der Nachbarschaft hätten aber den einige Hinweise dazu erbracht, hieß es.
Die Granate wurde von Entschärfern kontrolliert gesprengt. In der Unterkunft leben nach Auskunft des Regierungspräsidiums Freiburg 104 Flüchtlinge aus mehreren Ländern, 39 davon aus Syrien, weitere Flüchtlinge stammten aus Afghanistan, Irak und Albanien.
Die Handgranate sei gegen 1.15 Uhr von der Straße aus über den Zaun in eine Zufahrt des Geländes geworfen worden, sagte der Leiter der Sonderkommission „Container“, Rolf Straub. Der Sprengkörper sei neben einem Container des Sicherheitsdienstes liegengeblieben, in dem sich nach Auskunft von Klemens Ficht vom Regierungspräsidium Freiburg drei Sicherheitsleute aufhielten. Die Granate explodierte jedoch nicht. Zwölf Streifenbesatzungen rückten an, die Polizei sperrte das Gelände und angrenzende Straßen weiträumig ab.
Es ist bundesweit der erste Sprengstoff-Angriff auf Flüchtlinge. „Bis jetzt hatten wir zwar mehrere Fälle, in denen Pyrotechnik verwendet wurde“, sagte eine Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden. „Dass nun eine Kriegswaffe zum Einsatz gegen eine Flüchtlingsunterkunft kam, ist neu.“
Politiker sprachen von einer neuen Dimension der Gewalt. „Also das ist wirklich unfassbar, dass jetzt schon mit Handgranaten – quasi mit militärischen Waffen – auf Asylsuchende losgegangen wird“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Die Täter dürfen nicht ungestraft davon kommen“, twitterte Bundesjustizminister Heiko Maas.
CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf nannte die Attacke einen „Anschlag gegen die Menschlichkeit“. Die Tat müsse mit der ganzen Härte des Rechtsstaates bestraft werden. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck, innenpolitischer Sprecher, bezeichnete die Tat als „Straßenterror“ und forderte einen Gipfel im Kanzleramt mit Diskussionen, „die am Wohl und Schutz der Flüchtlinge orientiert sind und nicht nur an deren Abwehr“.

Kommentar: Das Thema „Islamgesetz“ wird in vielen Foren heiß diskutiert

„Im Ergebnis besteht bis heute keine offizielle Vertretung der Muslime in Berlin. Im Hintergrund wird hinter vorgehaltener Hand schon die Auflösung des Koordinationsrates besprochen. Erklärt wird dies der staunenden Basis nicht. (…) Hier ist also beim Agenda-Setting eine klare Markierung erforderlich; also das Bekenntnis, nur für sich oder eben für die Muslime zu sprechen.“

Berlin (iz). Wie so oft im muslimischen Leben geht es bei Debatten über die Zukunft des Islam in Deutschland um die Suche nach dem Mittelweg. Dieser, so lehrt es die Tradition, bildet sich aus dem aktiven, gemeinschaftlichen Zusammenleben; immer mit dem Ziel, extreme Einzel- und Mindermeinungen im Interesse des Großen und Ganzen eher auszusondern. Natürlich werden auch Individualisten oder Vertreter kleinerer Gemeinschaften einsehen müssen, dass gegenüber dem Staat eigene Interessen am besten dadurch durchgesetzt werden können, wenn Muslime im Idealfall möglichst geschlossen auftreten.

Nach dieser Logik ist ein Koordinationsrat der Muslime, der unsere Position nach außen hin vertritt, eine gute Sache. Soweit die Theorie. In der Praxis ist er an den Machtambitionen von Verbänden bisher kläglich gescheitert. Man ist sich nicht grün; zum einen, weil sich große Verbände ein Veto ausbedingen; zum anderen, weil kleinere so tun könnten, als seien sie befugt, für die Muslime insgesamt zu sprechen oder zu handeln.

Als Folge besteht bis heute keine offizielle Vertretung der Muslime in Berlin. Im Hintergrund wird hinter vorgehaltener Hand schon die Auflösung des Koordinationsrates besprochen. Erklärt wird dies der staunenden Basis aber bisher nicht.

Die konkrete Debatte über ein mögliches Islamgesetz nach österreichischem Vorbild demonstriert ein anderes Dilemma. Es geht hier zunächst und in erster Linie um die innerislamische Meinungsfindung. Vertreter, die über entsprechenden Zugang zu Medien verfügen, neigen an diesem Punkt dazu, Positionen öffentlich zu definieren, ohne überhaupt die Basis bei der Meinungsfindung einzubeziehen. Hier ist also beim „Agenda-Setting“ eine deutliche Markierung erforderlich; also das Bekenntnis, nur für sich, oder eben für die Muslime, zu sprechen. In Sachen Islamgesetz gibt es wohl noch keinen muslimischen Verband, der hier eine Mehrheit seiner Mitglieder überhaupt befragt hätte.

Fakt ist, dass die Verbände noch immer keine zeitgemäße Organisationsstruktur gefunden haben. Im Moment funktionieren sie weder eindeutig nach demokratischen, noch nach islamischen Kriterien; sind sie doch ein Ergebnis des Vereinsrechts der 1970er Jahre des letzten Jahrhunderts. Sie haben kein effektives Verfahren anzubieten, das Wissen der Mitglieder einzubeziehen. Noch verfügen sie – um ein anderes Beispiel anzuführen – über eine klare Linie zur Erhebung und Verteilung der Zakat.

Viele junge Muslime diskutieren zu Recht über die Quintessenz, die sich aus dieser Lage ergibt. Sie stellen sich dem Fakt, dass sie hier in Deutschland Bürger sind und dem Eingeständnis, dass die romantische Rückbindung an andere Kulturen kaum noch überzeugt. Sie leben hier, wollen mitreden und können mit der „hemdsärmeligen“ Art mancher Führungskader wenig anfangen. Sie suchen nach einem Mittelweg, der weder den Individualismus als die letzte Lösung verherrlicht, aber auch nicht die muslimische Organisationen per se verurteilt.

Seien wir ehrlich: Noch wurde der beste Weg nicht gefunden. Wir wissen im Moment nur, dass im Endergebnis unsere Struktur aus Moscheegemeinden, der NGOs, der Zivilgesellschaft weder eine „Kirche“, noch ein kaltes „Verwaltungsgebäude“ sein darf. Es gibt gute Gründe, die Dezentralisierung der Muslime dem Modell starrer Zentralisierung vorzuziehen. Es gilt, den Kern der muslimischen Infrastruktur aufzubauen, aber auch die Politisierung der Religion zu verhindern.

Wichtig wird nu eine ehrliche innermuslimische Debatte – nicht die Frequenz von Interviews oder das peinliche Kalkül der Medienreichweite. Die Frage nach der Imam-Ausbildung ist ein Test für diese Debattenkultur. Sie sollen künftig Deutsch sprechen, möglichst auch Arabisch. Aber vor allem sollen sie die islamische Lehre glaubwürdig vertreten und in keiner Abhängigkeit zu irgendeinem Staat stehen. Im Ergebnis aber sollte jede Moscheegemeinde natürlich völlig frei und ohne Bevormundung entscheiden können, welchem Imam sie am Ende vertraut.

Die Fragen sind auf dem Tisch: Wie organisieren wir uns – modern aber nicht traditionslos? Wie kommen wir zusammen und stärken die Wahrung unserer Rechte? Was sind innermuslimische Angelegenheiten, die den Staat nichts angehen? An welcher Stelle aber können wir mit Behörden aktiv, besser und effektiver zusammenarbeiten? Und – auch nicht unwichtig: Warum scheuen sich eigentlich so viele Verbandsvertreter, die muslimische Basis zu befragen?

Die IZ wird sich in ihrer kommenden Ausgabe (April 2015) mit mehreren Beiträgen diesem Thema widmen.

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Was macht Salafiten attraktiv?

„Viele Jugendliche sind heutzutage nicht mehr fähig, in einer Gemeinschaft zu agieren. Sie möchten keine lästigen Vorsitzenden, Imame oder irgendwelche Autoritäten ertragen.“ Von Murat Demiryürek (iz). Das Original übt auf […]

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Brandanschlag auf Moschee in Bad Salzuflen

(iz). Die Übergriffe auf Moscheen haben in den letzten Jahren signifikant zugelegt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Lagen die Übergriffe zwischen den Jahren 2001 und 2011 noch im Schnitt bei jährlich 22, stiegen die im Jahr 2012 auf durchschnittlich 35 bzw. im Jahr 2013 auf 36. Ferner kann man der Antwort entnehmen, dass von Anfang 2012 bis März 2014 78 Anschläge verübt wurden.

Nun kam es erneut zu einem Brandanschlag auf eine muslimische Gebetsstätte, diesmal traf es die Vahdet-Moschee in Bad Salfuflen (NRW). Am frühen Samstagmorgen legten Unbekannte ein Feuer an der Eingangstür zum Gebäude, in dem sich auch die, der IGMG zugehörigen, Moschee befindet. Anwohner bemerkten den Brand und alarmierten die Feuerwehr. Neun Menschen konnten so rechtzeitig evakuiert werden.

Die Polizei ermittle nun mit Hochdruck in alle Richtungen. Weil ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, leitet der Staatsschutz der Polizei Bielefeld die Ermittlungen. Es wurde eine Ermittlungskommission eingerichtet und die Staatsanwaltschaft Detmold eingeschaltet. 
Erst kürzlich veranstalteten die, im Koordinationsrat der Muslime (KRM) organisierten, muslimischen Moscheegemeinden einen Tag gegen Hass und Unrecht. Als Reaktion auf die vorangegangenen Anschläge auf Moscheen in Berlin und Bielefeld wurde ein bundesweites Friedensgebet abgehalten. Namenhafte Redner aus Politik, sowie Vertreter anderer Religionsgemeinschaften hielten Reden (wir berichteten, http://www.islamische-zeitung.de/?id=18351)

Trotz dieser Attacke sowie den vorangegangenen auf Gebetsstätten in Oldenburg, Alzey, Delmenhorst und Minden bleibt die wichtigste Devise, besonnen zu bleiben. Die Täter bleiben noch unbekannt. Auch ist ungeklärt, ob es Zusammenhänge zwischen den einzelnen Anschlägen gibt. Die betroffenen Moscheegemeinden reagieren meist mit Ruhe und laden die Nachbarn ein, sich selbst ein Bild zu verschaffen. (tb)

Nach der Hamburger Randale: Kurden gegen Muslime?

(iz). Der Krieg in Syrien hat unlängst auch europäischen Boden erreicht. Kam es in den letzten Jahren „nur“ zu Gräben zwischen Sunniten und Schiiten, entbrennt nun ein Konflikt zwischen Kurden und … Muslimen? Angeheizt vom Drama um Kobane im türkisch-syrischen Grenzgebiet protestieren Kurden deutschlandweit gegen „das tatenlose Zusehen der Staatengemeinschaft“. Unter ihnen sind jedoch auch Radikale, oftmals Anhänger der PKK. Gefundenes Fressen für die wiederum anderen Radikalen, Anhänger der Terrorgruppe IS.

In Hamburg und Celle trafen wütende Mobs aufeinander, verletzten sich und lösten eine Welle der Empörung aus. Spannend ist dabei die Frage, wie sich innerhalb so kurzer Zeit diese Massen an Gewaltbereiten mobilisieren ließen. Doch keine Zeit für Verschwörungstheorien, es bedarf Schlichtung.

Die Community sollte jeden Import von Konflikten kategorisch zurückweisen. Denn so schnell entstehen Phrasen wie „Kurden und Muslime“, welche suggerieren, dass ein Kurde kein Muslim sein kann und ein Muslim kein Kurde. Selbstverständlich ist das Unsinn. Wird hier bewusst mit Begriffen gespielt? Die Emotionalisierung Jugendlicher erwies sich in der letzten Zeit als äußerst effektiv. Und die Medien danken es. Im Internet liefern sich Fanatiker, die sich als Verteidiger aufspielen, Wortschlachten. Jeder wirft dem anderen Manipulation und Hetze vor. Manipulation wovon?

Die Schura Hamburg, ein Zusammenschluss der muslimischen Gemeinden, berichtete, dass die so genannten „Salafisten“ (oder Wahhabiten) zum Angriff auf eine kurdische Einrichtung aufgerufen haben. In Facebook meinen die vermeintlichen Salafisten hingegen, die Al-Nur Moschee in Hamburg vor den wütenden Kurden beschützt zu haben. Es kam zum Dementi der Moscheeführung. So sollen die mutmaßlichen IS-Sympathisanten die Moschee gegen ihren Willen besetzt haben und sogar handgreiflich geworden sein. Versagt hat vor allem die Polizei.

Die Unterteilung in Kurden und Muslime ist in diesem Kontext absurd. In Syrien und dem Irak sind vor allem auch Muslime Opfer des IS. Außer Acht darf man auch nicht lassen, dass der Großteil der Kurden muslimisch ist. Und wohl jeder Muslim würde vehement verneinen, dass die Terrormiliz IS, ihre Sympathisanten und ihre barbarischen Gräueltaten repräsentativ für die Muslime sind. Aber auch in Hamburg sind die Fronten nicht allzu klar.

Deutschlandweit kam es immer wieder zu Übergriffen auf Unbeteiligte, was bei manchem den Drang weckt, sich zu solidarisieren. Den Radikalen, egal aus welchem Lager, darf kein Raum gegeben werden. Ebenso darf kein erneuter türkisch-kurdischer Konflikt entstehen, schon gar nicht auf deutschem Boden. Kurdisch- und türkischstämmige Muslime in Deutschland sind Geschwister. Man muss es wiederholen, so selbstverständlich das auch klingen mag. Die deutsch-muslimische Community sieht sich eigenen Herausforderungen gegenübergestellt und sollte nicht die politischen Konflikte aus dem Ausland adaptieren.

Eine starke muslimische Gemeinschaft in Deutschland könnte glaubwürdiger Vermittler für Krisenherde außerhalb werden. Es bleibt nur der Aufruf zu Besonnenheit. Außenstehende sollten sich nicht instrumentalisieren lassen. Geschädigte sind letzten Endes erneut Muslime im Allgemeinen.

Am Islam scheiden sich die Geister: Zu den aktuellen Aussagen des AfD-Chefs Bernd Lücke

(iz). Die Parteienlandschaft in Deutschland wird von der 2013 gegründeten Alternative für Deutschland (AfD) derzeit aufgemischt. Nachdem sie den Einzug in den Bundestag nur knapp verpasste und sowohl in das Europaparlament gewählt wurde, als auch in den hessischen Landtag, schaffte sie nun aus dem Stand 9,7 Prozent Stimmenanteil bei der Landtagswahl in Sachsen. 
Keine Partei ist so umstritten wie die AfD. Sie gilt als „eurokritisch“, besteht in der öffentlichen Wahrnehmung größtenteils aus Akademikern und wird dem rechten politischen Spektrum zugeordnet. In Wahlkämpfen wiesen ihre Plakate eine überraschende Ähnlichkeit mit denen der NPD auf und auch in den Inhalten ließen sich so manch bekannte Thesen und Forderungen populistischer Art finden. Ist sie die bequeme rechte Partei?

Am Islam scheiden sich die Geister
Als der damalige Bundespräsident Christian Wulff den Islam als zugehörig zu Deutschland betitelte, hagelte es Kritik aus Politik und Medien. Besonders Unionspolitiker hielten die Wortwahl für unangebracht. Damit schuf Wulff den Höhepunkt der energisch geführten Islamdebatte, die mittlerweile zu einem Alltagsthema in Deutschland geworden ist. Am Islam scheiden sich die Geister. In diesem Kontext ist interessant, wie nun diese heiß diskutierte neue Partei zum Thema Muslime in Deutschland steht.

In einem Gespräch mit dem katholischen Nachrichtenmagazin „kath.net“ überraschte der AfD-Vorsitzende, Bernd Lucke, mit unerwartet klaren Standpunkten. Auf die Frage, ob Integration eine Bringschuld der Gesellschaft oder der Migranten sei, und ob Religionsfreiheit soweit gehen dürfe, dass Moscheen in Deutschland als repräsentative Prachtbauten errichtet werden, antwortete er: „Einwanderer sollten bereit sein, sich zu integrieren und dies auch aktiv anstreben. Die Gesellschaft sollte aber auch das ihre dafür tun, den Einwanderern die Integration zu erleichtern, insofern würde ich die Integration nicht gerne nur als entweder Bringschuld oder Holschuld verstehen wollen.“

Es sei völlig in Ordnung, ja sogar bereichernd, wenn Einwanderer ihre kulturellen, religiösen und sprachlichen Wurzeln pflegen, „solange sie die deutsche Kultur achten, die christliche Religion respektieren und die deutsche Sprache sprechen“. Repräsentative Prachtbauten gehörten sicherlich nicht zur Religionsfreiheit, aber sie könnten Ausdruck der Kultur, insbesondere der Architektur der Einwanderer sein. „Selbstverständlich dürfen Muslime hier Moscheen errichten und wenn sie das dürfen, warum sollen sie es nicht auch architektonisch anspruchsvoll und ästhetisch befriedigend tun?“

Er betonte jedoch auch, dass es verständlich sei, dass Moscheen nicht unbedingt im historischen Ortskern genehmigt würden. Für ihn spiele weniger die Frage eine Rolle, wie eine Moschee gebaut werde, sondern was in ihr gepredigt werden werde.

Die Muslimische Gemeinde dankt dem SPD-Vorsitzenden für seinen Besuch

(iz). Man hätte sich einen positiveren Anlass gewünscht: Der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler, Sigmar Gabriel, hat nach einem Brandanschlag die Berliner Mevlana-Moschee besucht. Gabriel setzte so ein vielbeachtetes Zeichen der Solidarität auf […]

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Destruktiver Zorn und was sich gegen ihn tun lässt

(iz). Es gibt mehr als 40 Ahadith [Berichte über Aussagen oder Handlungen des Propheten], in denen von Zorn die Rede ist. Er ist eine Eigenschaft, die der Prophet, Allahs Heil und Segen auf ihm, verboten hat, dass wir sie als Eigenschaft haben. In der letzten Khutba hörten wir eine Aussage über den Starken; dass der wirklich Starke der ist, der seinen Zorn beherrscht und nicht einer, der stark im Kampf ist. Der Kämpfer ist physisch stark und bezwingt seinen Gegenüber im Kampf oder im Wettstreit. Wenn man aber sich selbst beherrscht, das heißt, bezwingt, dann ist man innerlich stark, in seinem Batin. Und das ist das wichtigste.

Wann gilt es solche Geduld zu üben? In einer Hadis heißt es: „Geduld gilt es im Augenblick des ‘ersten Schlags’ zu haben.“ Wenn jemanden eine schlechte Nachricht erreicht, gewöhnt er sich nach einer Weile an diesen Umstand, passt sich an und akzeptiert die Lage. Der Mumin aber tut dies bereits im Augenblick, da ihn die Nachricht erreicht, und nicht erst später, denn „Geduld gilt es im Augenblick des ‘ersten Schlags’“ zu haben.

Es gibt eine Eigenschaft, die, wenn man sie sich aneignet, dem Propheten gleicht. Das ist eine Eigenschaft, die unter den Charaktereigenschaften den Rang ihres Oberhauptes, ihres Sayyid hat. Diese Eigenschaft ist Hilm, Milde. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Der Halim, der Milde, ist beinah ein Prophet.“ Und er sagte: „Hilm, die Milde, ist der Sayyid der Eigenschaften.“ Wenn man mild und dem Zorn fern ist, denkt man ruhiger, entscheidet korrekter, bezieht eine ausgeglichene und eine gerechte Position, irrt nicht ab, ist nicht ungerecht, übertreibt nicht, missbraucht nichts und niemanden. Wenn man jemanden straft, dann überlegt. Und wenn man jemandem eine Gegenleistung erbringt, ist es überlegt, und wenn man lobt oder kritisiert, geschieht es auch überlegt.

Wenn man aber die Kontrolle verliert und die Nafs die Überhand nimmt, dann kann alles was man tut, zu einem schlechten Ende führen. Wenn man zornig ist, verwandelt man sich in einen Anderen, und hält sich an keine Denkregel, hat eine lose Zunge und auch eine lockere Hand. So kann der Zorn zu Ergebnissen führen, die einem missfallen.

Es gibt Situationen, in denen man aufgrund falscher Informationen oder überschnellen Schlüssen zornig wird und später die Wahrheit erkennt und bereut. Und das ist eine schlimme Sache. Allah der Erhabene sagt in der Sure Hudschurat: „Oh ihr Muminin, wenn euch ein Fasiq eine Kunde bringt, dann schafft Klarheit darüber, damit ihr Leute nicht in Unwissenheit beschuldigt, und dann später das, was ihr getan habt, bereut.“ Daher sollte man eine negative Nachricht überprüfen und sich versichern, oder Beweise fordern. Wenn Du an deinem Bruder etwas siehst, dass offensichtlich ungewöhnlich ist, dann wahre eine gute Meinung von ihm, bis Du dir sicher bist. Die gute Meinung ist eine der schönsten Eigenschaften, die man als Muslim haben kann.

Möge Allah mit dem barmherzig sein, der sagte: „Es gibt zwei Eigenschaften, die keine andere gepriesene Eigenschaft überragt: Die Gute Meinung über Allah, und die Gute Meinung über seine Sklaven. Verkörpere diese beiden Eigenschaften und sei nicht stur und aufsässig.“

Eine der größten Tore zur Erleichterung sowie der schnellste und nützlichste Weg ist Dhikrullah. Er poliert die Herzen, ist der Schlüssel der Tür der Eingebung, und der Weg, auf dem die Manifestationen zu den Herzen gelangen. Durch Dhikr geschieht Charakterbildung und -festigung. Der Muslim grämt nicht, sorgt sich nicht oder ist nicht betrübt, außer über sein Vergessen in der Erinnerung an Allah. Wenn er sich mit Dhikr beschäftigt, kennt seine Freude kein Ende und er ist immer glücklich, denn dieser ist der Schlüssel zur Freude und zum Glück. Die Ghafla, die Vergesslichkeit, jedoch ist der Schlüssel zur Trauer und Kummer.

Allah der Erhabene sagt sinngemäß: „Jene, die Iman haben und deren Herzen durch Dhikrullah zur Ruhe kommen – und nur durch Dhikrullah kommen die Herzen zur Ruhe.“ Imam Bukhari und Imam Muslim überlieferten, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Allah der Erhabene spricht: ‘Ich bin der Erwartung, der Meinung meines Sklaven über Mich. Ich bin bei ihm, wenn er Meiner gedenkt. Wenn er Meiner bei sich im Stillen gedenkt, gedenke Ich seiner bei Mir, und wenn er mich in einer Versammlung erwähnt, dann erwähne Ich ihn in einer besseren Versammlung.’“ At-Tirmidhi überlieferte die folgenden Worte des Propheten: „‘Soll ich euch über eine Tat informieren, die für euch die beste Tat, bei eurem König die reinste Tat und die die höchste eurer Ränge ist, und besser als das Spenden von Gold und Silber, und die Begegnung mit dem Feind auf dem Schlachtfeld und dass ihr einander erschlagt?’ Sie sagten, ‘Sicher!’ Und er sagte: ‘Es ist Dhikrullah.’“ Imam Muslim überliefert, dass der Prophet, Allahs Heil und Segen auf ihm, sagte: „Es gibt keine Versammlung von Menschen, die sich zum Dhikrullah trifft, außer dass die Engel sie umgibt, Rahma sie bedeckt, die Engel auf sie herabkommen und Allah sie bei jenen erwähnt, die bei Ihm sind.“

Es gibt zwei Punkte, die ich erwähnen möchte, um sie zu erklären. Das ist einmal laute Dhikr sowie die Versammlung von Menschen für Dhikrullah.

Was den lauten betrifft, so ist er gemäß der Scharia sowohl laut als auch leise möglich. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und im Frieden geben, ermutigte zur Erinnerung an Allah auf beide Arten. Und die Gelehrten stimmen darin überein, dass der laute, also hörbare Dhikr besser ist, vorausgesetzt es ist keine Riya, keine Zurschaustellung dabei, oder man stört niemanden der betet, der Quran rezitiert oder der schläft.

Auf diesen Vorzug des lauten Zikr wird in mehreren prophetischen Überlieferungen hingewiesen. So zum Beispiel das Hadith Qudsi, das vorhin erwähnt wurde, in der Allah der Erhabene sagt, dass Er in der Erwartung seines Sklaven über Ihn ist und sagt: „… und wenn er mich in einer Versammlung erwähnt, dann erwähne Ich ihn in einer besseren Versammlung.“

Und der Dhikr in der Versammlung ist laut. Von Zayd ibn Aslam wurde überliefert, dass er sagte: „Ibnu Adra sagte: ‘Ich ging eines Nachts mit dem Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm, und er bemerkte, dass ein Mann in der Mosche laut sprach. Ich sagte, ‘O Gesandter Allahs, vielleicht ist das jemand, der nur angibt.’ Er antwortete: ‘Nein, er ist vielmehr ein Flehender.’“

Was die Versammlung für die Erinnerung an Allah betrifft, so haben wir eine sehr klare Überlieferung darüber, aber es gibt sehr viele mehr. Ich möchte nur eine erwähnen. Imam Muslim und Hakam überlieferten von Abu Hurayra, der sagte:

„Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: ‘Allah hat Engel, die über das Land ziehen, und nach Versammlungen für den Dhikr suchen, und wenn sie so eine Versammlung finden, dann umgeben sie diese Versammlung mit ihren Flügeln, und türmen sich auf bis zum Himmel. Und Allah der Erhabene fragt sie: ‘Woher kommt ihr?’ Sie sagen: ‘Wir kommen von einer Versammlung deiner Sklaven, die mit Subhanallah, Allahu Akbar, Alhamdulillah und La Ilaha illa’llah deiner gedenken. Sie bitten Dich um eine Sache, und bitten Dich um Schutz vor einer Sache.’ Er fragt sie: ‘Und was ist es, worum sie bitten?’ Sie sagen: ‘Sie bitten Dich um den Garten.’ Er fragt: ‘Haben sie ihn denn gesehen?’ Sie sagen: ‘Nein, O Herr!’ Er sagt: ‘Und wie wäre es, wenn sie ihn gesehen hätten?’ Dann fragt er: ‘Und wovor suchen sie Schutz?’ Sie sagen: ‘Vor dem Feuer.’ Er fragt: ‘Haben sie es denn gesehen?’ Sie sagen: ‘Nein.’ Er sagt: ‘Und wie wäre es, wenn sie ihn gesehen hätten? Bezeugt, dass Ich ihnen vergeben habe und ihnen gebe worum sie bitten und sie vor dem beschütze, wovor sie Schutz suchen.’ Die Engel sagen: ‘Es war unter ihnen einer, der sich unter sie verirrt hatte und nicht wirklich einer von ihnen war.’ Er sagt: ‘Auch ihm habe ich vergeben, denn dies sind Leute, dass wer mit ihnen sitzt nicht unglücklich ist.’“

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Die Überwindung der alten Gegensätze hat begonnen

(iz). Wie organisieren sich Muslime eigentlich? In der jüngeren Geschichte ist die Antwort klar. Die meisten Moscheegemeinden sind heute eingetragene Vereine, oft eingebunden in große, zentral agierende Dachverbände. Die Organisationen […]

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Europäische Muslime reagieren auf die Angriffe gegen eine Moschee in Bulgarien

(EMU). Als Reaktion auf gewalttätige Randalierer und Angriffe gegen eine Moschee in Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, zeigten sich europäische Muslime erschüttert angesichts des erneuten Ausbruches von anti-muslimischem Hass in diesem neuen Mitgliedsland der Europäischen Union.

Am Freitag, den 14. Februar, demonstrierten gewaltbereite Nationalisten, Faschisten und Fußballhooligans aus Anlass eines Gerichtsverfahrens in Plovdiv über die Besitzrechte an einer alten Moschee im Ort Karlovo und ihrer mögliche Rückgabe an die religiöse Autorität der Muslime, dem Büro des Großmuftis. Während der kommunistischen Herrschaft ab 1946 wurde der gesamte, gemeinschaftliche Besitz der bulgarischen Muslime vom Staat beschlagnahmt.

Bei der Verhandlung handelte es sich nur um einen von 25 bis 30 Rechtsfällen, die die muslimische Gemeinschaft angestrebt hat, um wieder die Kontrolle über ihr Stiftungsvermögen (Waqf/Auqaf) zu erlangen. Die dem Gericht vorgelegten Besitzdokumente für das Stiftungsvermögen stammen nicht aus osmanischer Zeit, sondern waren 1919 von der bulgarischen Monarchie ausgestellt worden.

//1// Tränengaswolken in den Straßen von Plovdiv. (Foto: BNES)

Während seiner Demonstration zog der Mob durch die Straßen Plovdivs und griff die lokale Moschee mit „Feuerwerkskörpern, Fackeln und Steinen“ an. Dies berichteten Medien wie die Nachrichtenagentur Reuters. „Ein Polizist wurde verletzt, rund 120 Personen festgenommen“, gab die Polizei in einer Erklärung bekannt.

//2r//In Bulgarien verurteilte der Großmufti die Angriffe auf die Moschee und bezeichnete den Druck der Straße auf das Gericht als „Risiko für die Demokratie“ in dem EU-Mitglied. Mustafa Haci, der Mufti der muslimischen Gemeinschaft, war angesichts der Ereignisse so erschrocken, dass er von einem „Pogrom“ sprach.

Außerhalb von Bulgarien erklärte die European Muslim Union, sie sei ernsthaft beunruhigt durch diese neue und umprovozierte Attacke auf die einheimische muslimische Bevölkerung eines europäischen Landes, das Vollmitglied der Europäischen Union sei.

„Europas Muslims sind solidarisch mit ihren bulgarischen Schwestern und Brüdern. Dieses negative Ereignis ist erneut ein weiterer Beweis für die Notwendigkeit, professionelle Öffentlichkeitsarbeit auf europäischer Ebene zu verbessern und auszuweiten.

Das Verfahren in Plovdiv unterstreicht ebenfalls die balkanweite Notwendigkeit für eine gründliche Neubewertung und – wenn gerechtfertigt – Rückerstattung das beschlagnahmten Eigentums, das den Muslimen durch nationalistische und kommunistische Regime nach dem osmanischen Rückzug von der Halbinsel genommen wurde.“