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Internationalen Wochen gegen Rassismus beginnen am 20. März

Rassismus

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus bieten Gelegenheit, gemeinsam etwas gegen Rassismus zu unternehmen.

Darmstadt 8IWGR). Am 20. März findet die bundesweite Auftaktveranstaltung der Internationalen Wochen gegen Rassismus im Schweriner Schloss, dem Plenarsaal des Landtages Mecklenburg-Vorpommern statt.

Schwesig wird die Internationalen Wochen eröffnen

In einer Grußbotschaft vor der anstehenden Auftaktveranstaltung betont die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig, dass das Bundesland sich darauf freue, seine Weltoffenheit und Vielfalt zu zeigen.

Foto: Wolfgang Pehlemann, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

„Die Internationalen Wochen gegen Rassismus bieten Gelegenheit, gemeinsam etwas gegen Rassismus zu unternehmen. Auf Rassismus aufmerksam zu machen, Solidarität zu zeigen, der Angst vor Unterschieden die Freude an Begegnung und gemeinsamen Erlebnissen entgegenzusetzen“, so Manuela Schwesig.

Auftakt in Schwerin

Um 17 Uhr startet die bundesweite Auftaktveranstaltung in Schwerin mit der Begrüßung durch die Präsidentin des Landtages, Birgit Hesse. Nach Grußbotschaften der Vorsitzenden des Stiftungsrates der Stiftung gegen Rassismus, Filiz Polat, MdB, und der diesjährigen Botschafterin der Internationalen Wochen gegen Rassismus, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, wird es, neben verschiedenen musikalischen Beiträgen, Einordnungen zur Lage des Rassismus in Mecklenburg-Vorpommern und eine anschließende Podiumsdiskussion geben.

Die bundesweite Auftaktveranstaltung lässt sich am 20. März 2023 ab 16.45 Uhr im Livestream auf der Website des Landtages Mecklenburg-Vorpommern unter folgendem Link verfolgen: https://www.landtag-mv.de/aktuelles/landtag-live Das Grußwort der Ministerpräsidentin Manuela Schwesig lässt sich hier abrufen: https://www.youtube.com/watch?v=ra-1SiJfGaM 

Link: https://stiftung-gegen-rassismus.de/ 

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„Misch dich ein“ – Internationale Wochen gegen Rassismus 2023

Rassismus wochen gegen rassismus

Zum Motto „Misch dich ein“ wollen die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ bis Anfang April Bewusstsein schaffen.

Darmstadt (KNA) Zum Motto „Misch dich ein“ wollen die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ bis Anfang April auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aufmerksam machen. 

Wochen gegen Rassismus 2023 beginnen in Mecklenburg-Vorpommern

Eröffnet werden die Wochen am 20. März im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns in Schwerin. Workshops, Vorträge, Kunstaktionen, Lesungen und Ausstellungen bundesweit zielen darauf, Einsatz gegen Rassismus, aber auch Antisemitismus, Antiziganismus und Sexismus sichtbar zu machen und gegen eine Abwertung von Menschen einzutreten.

Foto: Freepik.com

Die Stiftung gegen Rassismus mit Sitz in Darmstadt organisiert die Aktionswochen. Sie rechnet damit, dass die Zahl der Veranstaltungen von aktuell 1.150 auf mehr als 2.000 steigt. Botschafterin der Aktion ist die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD).

Die zentralen religiösen Feiern finden vom 23. März bis 2. April in Augsburg statt. Am Auftakt wollen Vertreter von Aleviten, Muslimen, Christen, Buddhisten, Bahai, Sikh und Jesiden teilnehmen.

Fastenbrechen in Augsburg

Am 24. März findet in Augsburg das zentrale Freitagsgebet in der Cagri Moschee statt – mit anschließendem Fastenbrechen, denn die Feier fällt in den muslimischen Fastenmonat Ramadan. Am 26. März gibt es eine Messe im Augsburger Dom. Bundesweit laden weitere Angebote ein, mehr über Religionen zu erfahren, so gibt es ein Quiz zu Religionen, eine Islam-Fragestunde und ein Kennenlernen mit einem Rabbiner.

Irrationalität

Foto: Sanoop.cp, Shutterstock

Sportverbände rufen zu einem Bewegungs-Aktionstag am 25. März auf. Unter dem Schlagwort #BewegtGegenRassismus wollen etwa der Deutsche Fußball Bund (DFB) und die Deutsche Sportjugend im DOSB (dsj) zeigen, dass Sport verbinde, bunt und vielfältig sei und keinen Platz für Rassismus lasse.

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Tunesien: Tausende protestieren gegen „Unterdrückung und Tyrannei“

Tunesien

Der Druck auf den Präsidenten Tunesiens wächst. Tausende protestieren, auch weil er die Not im Land nicht lindern kann. Der Staatschef versucht derweil von den Problemen abzulenken – und findet einen neuen Sündenbock. Von Cindy Riechau

Tunis (dpa). Während die Not im Land immer größer wird, setzt Tunesiens Präsident in der Krise auf Härte: Tausende Menschen haben deshalb am Wochenende erneut gegen den politischen Kurs von Kais Saied demonstriert. Immer drastischer geht der Staatschef gegen seine Kritiker – und neuerdings auch gegen Flüchtlinge – vor. 

Mehrfache Proteste in Tunesien

Am Samstag versammelte der einflussreiche Gewerkschaftsverband UGTT Tausende Menschen bei einem der größten Proteste seit Saieds umstrittenen Machtausbau auf Kosten anderer demokratischer Institutionen. Auch am Sonntag gingen Hunderte Gegner des Präsidenten auf die Straße, unter ihnen viele Anhänger der Ennahda-Partei, die im Land allerdings stark an Zuspruch verloren hat. Die Demonstranten ignorierten damit ein Verbot, das die zuständigen Behörden zuvor für die Kundgebung der Opposition erlassen hatten.

Trotz neuer Machtfülle bringt Saied das Land nicht voran, seine Beliebtheitswerte sanken Umfragen zufolge zuletzt stark. Für die Wirtschaftskrise im Land findet er keine Lösung, stattdessen widmet er sich dem Kampf gegen Kritiker. Seit Februar ließ Saied Dutzende Menschen festnehmen, darunter Oppositionspolitiker, Richter, ein Journalist sowie ein Vertreter der UGTT.

Ihnen werden etwa Korruption und „Verschwörung gegen die Staatssicherheit“ vorgeworfen. Human Rights Watch (HRW) kritisierte dagegen, es gebe keine stichhaltigen Beweise für die Anschuldigungen. Die Demonstranten am Wochenende forderten die Freilassung der Betroffenen.

Tunesien

Foto: Houcemmzoughi, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Polizeistaat soll ein Ende haben

„Unterdrückung und Tyrannei“ werde es in Tunesien nicht geben, sagte der UGTT-Generalsekretär Noureddine Taboubi am Samstag in der Hauptstadt Tunis. Mit den „Freiheiten des Polizeistaats“ habe es ein Ende, riefen einige Demonstranten. Gewerkschafter haben sich zu einem der wichtigsten Gegenspieler des Präsidenten entwickelt.

Das Land wies kürzlich auch die Generalsekretärin des Europäischen Gewerkschaftsbundes ETUC, Esther Lynch, aus. Vor wenigen Tagen wurde zudem ein Mitglied einer spanischen Gewerkschaft die Einreise verweigert. Saied ist nicht gut auf Gewerkschafter zu sprechen.

IWF hält Kredite zurück

Sein Streit mit dem UGTT gilt auch als Hauptgrund dafür, dass das nordafrikanische Land bislang noch immer keine Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erreicht hat. Tunesiens Führung hofft auf einen Milliarden-Kredit, um einen Staatsbankrott abwenden zu können. Die vom IWF im Gegenzug geforderten Reformen lehnt der UGTT jedoch ab, da sie für viele ohnehin unter der Wirtschaftskrise leidenden Tunesier wohl sehr schmerzhaft wären.

Der angeschlagen wirkende Präsident hat inzwischen einen neuen Sündenbock ausgemacht: Vor anderthalb Wochen warf Saied in einer Rede Migranten aus südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Ländern vor, Gewalt und Kriminalität ins Land zu bringen.

Foto: Skyward Kick Prod., Adobe Stock

Saied macht Schwarzafrikaner zu Sündenböcken

Es gebe eine „kriminelle Vereinbarung“, Tunesiens demografische Zusammensetzung ändern zu wollen. Das Land drohe ein rein afrikanisches zu werden und seine muslimische und arabische Identität zu verlieren. Kritiker werfen Saied vor, mit dieser Hetze von anderen Problemen ablenken zu wollen.

Trotzdem nehmen seitdem Anfeindungen und rassistische Angriffe zu, Sicherheitskräfte haben Hunderte schwarze Menschen festgenommen, um zu kontrollieren, ob sie sich legal im Land aufhalten. Immer mehr Betroffene etwa aus der Elfenbeinküste, der Demokratischen Republik Kongo oder Guinea fühlen sich nicht mehr sicher und wollen das Land verlassen. Es mehren sich zudem Berichte, dass Betroffenen Jobs und Wohnungen gekündigt werden.

Die Afrikanische Union (AU) zeigte sich nach Saieds Rede „schockiert“. In der Hauptstadt Tunis gingen am Samstag vor einer Woche mehrere Hundert Menschen auf die Straße, um gegen Rassismus zu protestieren. Tunesien sei ein afrikanisches Land, skandierten sie.

Tunesien gilt als wichtiges Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa. Allerdings stammt ein Großteil der Menschen, die derzeit mit Booten in Italien ankommen, aus Tunesien selbst. Sie hoffen angesichts der Perspektivlosigkeit in dem nordafrikanischen Land auf ein besseres Leben in Europa.

„Ich bin enttäuscht, dass der Präsident nichts tut, um die Not der Menschen zu lindern“, sagte eine Demonstrantin, die namentlich nicht genannt werden wollte, der Deutschen Presse-Agentur am Samstag.

Kais Saied sichert sich immer mehr Macht im Land zu. Er löste dafür auch das Parlament auf und ließ eine neue, deutlich geschwächte Volksvertretung wählen. Der Staatschef führte außerdem eine umstrittene neue Verfassung ein, dank der er auch eigenmächtig Richter ernennen und entlassen darf.

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3 Jahre nach Hanau: Empathie für Betroffene

Opfer Terror Rassismus Hanau Kurtović

Die Bekämpfung des Rechtsextremismus muss aus Sicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) weiterhin besondere Priorität haben. Es gelte, „Empathie für die Betroffenen und Härte gegen Extremisten“ zu zeigen, erklärte Faeser am 17. Februar mit Blick auf den rassistischen Anschlag von Hanau mit neun Toten, der sich an diesem Sonntag (19. Februar) zum dritten Mal jährt.

Berlin/Hanau (dpa/iz). Auch wenn sich der öffentliche Fokus durch Russlands brutalen Krieg gegen die Ukraine verändert habe und sich Deutschland vor neuen Bedrohungslagen schützen müsse, dürfe nicht vergessen werden: „Der Rechtsextremismus ist weiterhin die größte extremistische Bedrohung für unsere Demokratie.“ Ein 43-jähriger Deutscher hatte in Hanau am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.

Nach Hanau: Klima der Menschenverachtung

Rechtsextreme Hetze und Gewalt, Anfeindungen und Ausgrenzung – all das erlebten viele Menschen in der Gesellschaft tagtäglich, erklärte Faeser. „In vielen dunklen Ecken des Netzes wird weiter ein Klima der Menschenverachtung geschürt“, so Faeser. Die Morde in Hanau hätten vor drei Jahren das ganze Land zutiefst erschüttert.

„Der 19. Februar 2020 bleibt ein tiefer Einschnitt. Wir werden Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili-Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov nie vergessen.“

Landtagspräsidentin: Rechtsextremismus ist größte Gefahr

Zum dritten Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau hat Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) die Gefahren durch Rechtsextremismus für die freiheitlich-demokratische Gesellschaft hervorgehoben. „Dieser Ideologie entschieden und mit allen Mitteln entgegenzutreten ist Aufgabe und Verpflichtung aller staatlicher Gewalt – aber auch aller Bürgerinnen und Bürger unseres Landes“, sagte Wallmann am 17. Februar in Wiesbaden.

„Auch drei Jahre nach der schrecklichen Tat lautet unsere Botschaft klar und unmissverständlich: Die Opfer von Hanau waren ein Teil von uns, sie waren unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Opfer sind nicht ‘die anderen’ – ‘die anderen’ sind die Täter“, betonte die Landtagspräsidentin. „Lassen Sie uns das Gedenken an die Opfer zum Anlass nehmen, Fremdenfeindlichkeit noch entschiedener entgegenzutreten. An diese Verantwortung und Verpflichtung erinnert uns der 19. Februar 2020.“

Drei Jahre nach Hanau: ndo fordert Aufklärung und Maßnahmen

Bundesweit wird bei knapp 80 Veranstaltungen am 19. Februar den Opfern gedacht. Während die Hinterbliebenen und die Zivilgesellschaft sich weiterhin beharrlich um eine lückenlose Aufklärung bemühen, hat sich politisch zu wenig bewegt. „Rassistische Strukturen in der Gesellschaft und staatlichen Institutionen sind weiterhin intakt. Das ist eine Gefahr für uns alle“, erklärt das Netzwerk neue deutsche Organisationen in einer Pressemitteilung.

Weiterhin gebe es unzählige offene Fragen. Der seit Dezember 2021 und bis Sommer 2023 laufende parlamentarische Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag lasse diese weitgehend unbeantwortet. Politische Konsequenzen gebe es keine. Das liege auch an einer „Blockade“ der Landesregierung einer „lückenlosen Aufarbeitung“. Es seien nach wie vor die Angehörigen und Überlebenden selbst, die genauen Abläufe in der Tatnacht ermitteln und rekonstruieren würden. „Ermittlungen von offizieller Seite wurden bereits eingestellt.“

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Ataman: Deutschland hat Rassismus-Problem

ataman diskriminierung rassismus

Drei Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau übt die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, scharfe Kritik am Umgang mit von Rassismus Betroffenen in Deutschland. 

Berlin (dpa). „Die Angehörigen von Hanau, aber auch viele andere Menschen, die Rassismus-Erfahrungen machen, erleben gerade, dass Diskriminierung als ‘woke’ oder ‘Identitätspolitik’ verharmlost und als belangloses Interesse von Minderheiten abgetan wird“, sagte Ataman den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

https://twitter.com/ADS_Bund/status/1626846807111106560

Ataman: Abfällig über muslimische Jugendliche reden

Gleichzeitig sei zu beobachten, dass nach Ereignissen in der Silvesternacht ein Generalverdacht gegen Menschen mit Migrationshintergrund ausgesprochen wurde. „Deutschland hat ein Rassismus-Problem – das zeigt sich auch daran, wenn Bundespolitiker abfällig über muslimische Jugendliche als ‘kleine Paschas’ reden“, sagte Ataman mit Blick auf umstrittene Äußerungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz.

Ein 43-jähriger Deutscher hatte in Hanau am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.

Konsequente Umsetzung von Maßnahmen

Die Antidiskriminierungsbeauftragte forderte anlässlich des Gedenkens an den rechtsterroristischen Anschlag, dass Maßnahmen gegen Rechtsextremismus konsequenter umgesetzt werden müssten. „Nach dem rassistischen Mordanschlag von Hanau gab es zum ersten Mal einen Kabinettsbeschluss gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Das war politisch eine Zäsur. Umso mehr ist es enttäuschend, dass die Bundesregierung ihre Ankündigungen bis heute nicht umgesetzt hat.“

Der umstrittene Begriff „Rasse“ in Artikel 3 des Grundgesetzes etwa sei „trotz entsprechender Ankündigungen in einem Maßnahmenpaket der Bundesregierung noch nicht geändert worden“, sagte Ataman. 

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Merz nach „Pascha“-Aussage in der Kritik

Silvester Vorname jahresrückblick

Weil CDU-Chef Friedrich Merz in einer Diskussion rund um die Silvester-Krawalle Kinder mit Migrationshintergrund als „Paschas“ bezeichnete, steht er in der Kritik.

Berlin (dpa).a CDU-Chef Friedrich Merz hat mit einer Aussage über Migrantenkinder und deren Gehorsam gegenüber Lehrerinnen und Lehrern für Aufregung gesorgt. Im Kontext der Krawalle in der Silvesternacht hatte Merz am Dienstagabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ über den Umgang mit Lehrerinnen und Lehrern gesagt: „Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten. Insbesondere, wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen.“

Mit dem Begriff „Pascha“ werden umgangssprachlich besonders Männer bezeichnet, die sich wie selbstverständlich von einer Frau bedienen lassen.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Lehrerverbands, gab Merz am Mittwoch recht, „auch wenn man natürlich einschränken muss, dass das jetzt nicht ein Generalverdacht oder Pauschalvorwurf an alle Familien mit einem entsprechenden Migrationshintergrund sein kann“. Grundsätzlich gebe es aber ein Problem, dass insbesondere weibliche Lehrkräfte nicht ernstgenommen würden und deren Autorität nicht anerkannt würde.

Edgar Bohn, Vorsitzender des Grundschulverbands, konnte Merz’ Behauptung nicht bejahen. „Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend“, sagte Bohn.

„Das sind eben überwiegend Jugendliche aus dem arabischen Raum, die sich nicht bereit sind, hier in Deutschland an die Regeln zu halten, die Spaß daran haben, diesen Staat herauszufordern“, hatte Merz weiter in der Sendung gesagt. Er wolle auch keine Entschuldigungen akzeptieren, etwa wenn man sage, diese Kinder hätten eine schwere Kindheit oder es in Deutschland schwer und würden nicht genug betreut und nicht genug umsorgt. „In diesem Land hat jeder eine Chance. Die sind selten so gut gewesen wie gegenwärtig. Und wer sich nicht daran hält, man muss es deutlich sagen, hat in diesem Land nichts zu suchen.“

Für seinen Auftritt erntete Merz viel Kritik. Ökonom Marcel Fratzscher, der ebenfalls in der Sendung gesessen hatte, äußerte sich am Mittwoch zu den Aussagen des CDU-Vorsitzenden via Twitter: „Es ist Populismus, weil Herr Merz von einer kleinen Minderheit implizit und explizit auf alle Menschen mit arabischen Wurzeln verallgemeinert.“ Er ärgere sich sehr, zu den Aussagen in der Sendung geschwiegen zu haben, so Fratzscher.

Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) widersprach Merz. Es sei eine typische Denke, es gehe um irgendwelche Menschen, die hierhergekommen seien und sich nicht an die Regeln hielten. „Das ist aber nicht der Fall“, sagte Giffey am Mittwoch nach dem „Gipfel gegen Jugendgewalt“ im Berliner Roten Rathaus. „Die jungen Leute, über die wir hier mehrheitlich reden, das sind Berliner Kinder.“ Noch deutlicher wurde die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan: „Diese Bemerkung schürt rassistische Ressentiments.“

Die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, warf dem CDU-Mann ein veraltetes Gesellschaftsbild vor. „Friedrich Merz hat sein Gesellschaftsbild seit 1990 nicht mehr aktualisiert und versteht nicht, dass wir längst eine vielfältige Gesellschaft sind“, sagte sie am Mittwoch „Zeit online“.

Der Auftritt Merz’ sei „so gruselig und von menschenverachtendem Ton geprägt, dass einem die Worte fehlen“, schrieb Maurice Conrad, Klimaschutzaktivist bei Fridays for Future, auf Twitter. „Wenn die CDU so weitermacht, ist sie der NPD rhetorisch näher als der demokratischen Mitte.“

Starke Kritik äußerte auch SPD-Chefin Saskia Esken. „Wer in Talkshows Deutschlands Kinder mit Migrationshintergrund als unerwünschte Personen bezeichnet, spaltet das Land und zerstört damit bewusst den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, sagte Esken den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Leif-Erik Holm, Vizechef der AfD-Bundestagsfraktion, nannte hingegen Merz’ Kritik völlig berechtigt.

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Kampf gegen Muslimfeindlichkeit: CLAIM-Allianz feiert 5-jähriges Jubiläum

Berlin (CLAIM-Allianz). Zum sechsten Netzwerktreffen der CLAIM-Allianz kamen rund 90 Vertreter*innen der derzeit 50 Allianzmitglieder sowie weitere Projektpartner*innen aus dem gesamten Bundesgebiet in Berlin zusammen, um sich gemeinsam über Strategien im Kampf gegen antimuslimischen Rassismus auszutauschen. Und natürlich auch, um das fünfjährige Jubiläum gemeinsam zu zelebrieren.

In ihrer Begrüßungsrede sprach Rima Hanano, Leitung von CLAIM, über die Zielsetzung von CLAIM: die Prävention und Bekämpfung von antimuslimischen Rassismus in Behörden, Politik und Verwaltung zu verankern. Im Anschluss stellte Dr. Cihan Sinanoğlu (DeZiM) die ersten Ergebnisse des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) vor. Die Studie dient der grundsätzlichen Bestandsaufnahme im Feld und als Ausgangs- und erster Orientierungspunkt im Aufbau des langfristigen Monitorings. Zudem ist sie die erste repräsentative Studie in Deutschland, die Rassismus in einer sehr großen Breite, d.h. in sehr vielen unterschiedlichen Aspekten beleuchtet. Zentrale Ergebnisse der Studie sind hier nachzulesen.

Am ersten Tag des zweitägigen Netzwerktreffens diskutierten Vertreter*innen aus der Politik über Rassismusbekämpfung in Deutschland. Im ersten Podium mit dem Titel „Rassismusbekämpfung in Deutschland – zwischen Stillstand und Aufbruch“ sprachen Schahina Gambir (MdB, Bündnis 90/Die Grünen), Hakan Demir (MdB, SPD), Gökay Akbulut (MdB, DIE LINKE) und Dr. Cihan Sinanoğlu zu Problematiken deutscher Antirassismuspolitik und zu möglichen Handlungsmaßnahmen.

Auch die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan, war auf dem Netzwerktreffen anwesend. Sie betonte in ihrem Grußwort die zentrale Rolle der Zusammenarbeit von Staat und Zivilgesellschaft im Kampf gegen Rassismus.

Die zweite Podiumsdiskussion fokussierte sich konkreter auf das Themenfeld des antimuslimischen Rassismus in Deutschland. Es diskutieren Reem Alabali-Radovan, Aliyeh Yegane Arani (Leitung unabhängige Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen, ADAS/Life e.V.), Amir Alexander Fahim (Türkische Gemeinde Deutschland) und Rima Hanano (CLAIM) über die aktuelle politische Lage und Strategien im Hinblick auf antimuslimischen Rassismus und Islam- und Muslimfeindlichkeit. Die breite Anerkennung des Phänomens sei eine große Herausforderung, aber auch die Voraussetzung für politisches Handeln zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus, so Rima Hanano. Ebenfalls diskutiert wurden konkrete Auswirkungen für Betroffene von antimuslimischem Rassismus und der fehlende Zugang von zivilgesellschaftlichen Selbstorganisationen zur Politik.

Der erste Tag endete mit Themenrunden zur CLAIM Agenda 2025 – die Teilnehmenden tauschten sich über Wünsche, Ideen und Strategien für die zukünftige Arbeit der Allianz aus. Neben Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden blieb jedoch auch Zeit für den Austausch der Teilnehmenden untereinander. Den Abschluss des ersten Tages bildete das gemeinsame Jubiläumsdinner.

Am zweiten Tag standen allianzinterne Themen im Fokus. In den von AG-Mitgliedern organisierten Workshops wurde zu verschiedenen Themen gearbeitet – die AG Bildung bot einen Workshop zu „Empowerment und Powersharing” (Sabrina Rahimi) an, die AG Sicherheitsbehörden diskutierte über die „Kooperationen der Zivilgesellschaft mit der Polizei” (Ikram Eramouni Rimi) und die AG Kommunikation tauschte sich über „Strategien und Solidarität bei (Online) Hate Speech” (Nava Sadat Zarabian, Bildungsstätte Anne Frank) aus.

Den Abschluss bildete ein Update über den Narrative Change Prozess und ein Ausblick aufs nächste Jahr.

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Wesentliche Erkenntnisse: SVR dokumentiert Vorteile gegen Juden und Muslime

Rassismus

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